Im Februar sind die Grünen zusammen mit der Linken vorgeprescht und haben einen Initiativantrag zum Naturkundemuseum vorgelegt. Dabei hatten sie vor allem Druck gemacht bei der Festlegung auf den schnellen Bau bzw. die Sanierung des Hauses und auf die Besetzung der Direktorenstelle. Aber bis das Museum tatsächlich mit neuen Räumen eröffnet, kann es noch Jahre dauern.

So lange aber kann das Museum, das in den vergangenen Jahren völlig auf Sparflamme heruntergefahren wurde, nicht weiterbetrieben werden. Das wäre nur ein Siechtum, bei dem nicht nur die Bestände geschädigt werden und die Öffentlichkeitswirkung fehlt, auch die verbliebenen Mitarbeiter können die verbliebene Arbeit nicht wirklich allein stemmen. Vor allem nicht, so lange sie eigentlich auch noch die Arbeit des Direktors mitmachen müssen, seit Museumsdirektor Dr. Rudolf Schlatter in den verdienten Ruhestand gegangen ist.

Also beantragen die Grünen jetzt kurzerhand wieder gemeinsam mit der Linksfraktion: “Im Masterplan für das Naturkundemuseum wird verankert, dass der Personalbestand schrittweise an den Bedarf angepasst wird.”

Und zwar eben nicht erst, wenn alles fertig ist und der Kulturbürgermeister das Bändchen am Eingang zerschnippelt.

“Da seit längerer Zeit der Personalstand unterhalb dessen liegt, der notwendig wäre, und seit Ende 2013 die Stelle des Direktors zumindest in Teilen noch zusätzlich vom Mitarbeiterstamm ausgefüllt werden muss, sind die Personalstellen für Museumspädagogik und wissenschaftliche Mitarbeiter um 2,5 VzÄ und daraus folgernd die dafür notwendigen Haushaltsmittel aufzustocken”, heißt es in der Begründung der beiden Fraktionen.

VzÄ sind Vollzeitäquivalente, also in diesem Falle zwei Vollzeitstellen und eine halbe.

“Es muss so sichergestellt werden, dass die Aufgaben, die permanent zu erledigen sind, (nicht) in die Zukunft verschoben werden, quasi nach Neueröffnung”, heißt es in der Vorlage. Das “nicht” haben wir hier noch eingefügt. Unübersehbar waren die beiden Fraktionen bei dieser Antragstellung nicht nur in Eile, sondern wohl auch regelrecht verärgert. Das kennen wir ja aus der eigenen Arbeit: Je mehr man sich über bestimmte Dinge ärgert, umso mehr strotzt der Text dann von Fehlern. Ein staubtrockener Korrektor ist das beste Mittel, mit den Emotionen des Alltags fertig zu werden. In diesem Fall meinen die beiden Fraktionen eindeutig, dass die Arbeit nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag aufgeschoben werden darf.

Denn: “Diesbezüglich sind nur exemplarisch die Depotverwaltung, die dringend notwendige elektronische Erfassung und Archivierung der wertvollen Exponate zu nennen. Hinzu kommt, dass die derzeitigen unbefriedigenden Depotverhältnisse einen erhöhten Aufwand notwendig machen, um die Exponate und Präparate wenigstens im derzeitigen Zustand zu erhalten. Auch die Sachverständigen des Masterplans empfehlen in deren Personalkonzept, ab 2015 dringend die Direktorenstelle neu zu besetzen, als auch eine Assistenz dafür zu schaffen. In jedem Fall sollten auch frühestmöglich die freien Stelle für Zoologie und Neozoen wieder besetzt werden.”

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“Grüne” und “Die Linke” haben sich in Sachsen zu regelrechten “Forderungsparteien” entwickelt. Wer hat noch nicht, wer will noch mal! Damit will ich nicht behaupten, dass der Umgang mit dem Naturkundemuseum in Leipzig in Ordnung ist. Die Hochkultur kostet nun einmal in Leipzig sehr viel Geld, zu der sich auch die Vertreter beider Parteien im Stadtparlament bekannt haben. Nie kamen auch aus deren Reihen diesbezüglich vernünftige Vorschläge zur Reduzierung der Aufwendungen. Als ich noch Angestellter der Stadt Leipzig war habe ich das besonders schön verfolgen können. Beide Parteien haben das Spiel mitgespielt. Beide Parteien verlieren auch in Leipzig immer mehr an Boden. Begriffen haben das in Sachsen eingeschlossen Leipzig nur einzelne Vertreter (die langsam mehr werden).

Man kann nicht immer nur fordern, sondern muss auch Finanzierungsquellen aufzeigen. Auch wenn ich mich wiederhole. Aus den Reihen beider Parteien sind in Sachsen noch keine Anzeichen zu erkennen, dass diese eine ordnungsgemäße Kontrolle der Steuergelder im Blickfeld haben. In nicht wenigen Bundesländern ist der Stand meiner Bemühungen zur Reform der kommunalen Finanzkontrolle besser als erwartet. Wesentlich besser. Keine Hilfe sind mir dabei “Die Grünen” und “Die Linke”.

Gegenwärtig wird bei der Deutschen Bahn gestreikt. Wenn das Desinteresse beider Parteien bezüglich der ordnungsgemäßen Kontrolle der Steuergelder weiterhin so bleibt, dann kann es sein, das diese selbst Züge verpassen, wenn nicht gestreikt wird. Ein Aufspringen auf einen fahrenden Zug ist bekanntlich gefährlich.

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