Im Dezember hatte das Leipziger Umweltdezernat schon einmal vorgewarnt, dass der neue Bauabschnitt des Elstermühlgrabens zwischen Westbrücke und Elsterstraße schlappe 1,5 Millionen Euro teurer wird. Die zusätzliche Summe hätte in recht knapper Zeit bereitgestellt werden müssen. Jetzt hat das Dezernat einen Kompromiss vorgelegt. Knapp eine Million Euro wurde fällig.

Statt 6,9 Millionen Euro, wie noch im Herbst kalkuliert, wird das 150 Meter lange Kanalstück jetzt 6.387.688 Euro kosten. Die Erhöhung der Baukosten gegenüber dem ursprünglichen Bau- und Finanzierungsbeschluss vom 10. Juli 2013 beträgt damit 997.545 Euro.

Dass es überhaupt zu einer so deutlichen Kostenerhöhung kam, hat vor allem drei Gründe. Gleich der erste hat damit zu tun, dass man schnell bauen musste, um den Förderzeitraum einzuhalten: “Die Kostenerhöhung um ca. 500.000 Euro infolge eines höheren Ausschreibungsergebnisses begründet sich hauptsächlich durch eine aus der fristgerechten Abrechnung der Fördermittel resultierenden, stark reduzierten Bauzeit (von ca. 47 Kalenderwochen auf 34 Kalenderwochen reduziert) sowie durch die hohe logistische Anforderung an die Baustelle durch die damit erforderliche zeitgleiche Errichtung der Westbrücke”, heißt es jetzt in der neuen Vorlage zur Veränderung des Bau- und Finanzierungsbeschlusses.

Aber auch im Grabenabschnitt – der ja vor 150 Jahren auch fleißig von Carl Heine als Umschlagplatz für seine Lastkähne benutzt wurde – wurden einige Überraschungen gefunden, die man so nicht erwartet hatte. Der Straßenname Carl-Maria-von-Weber-Straße lässt natürlich leicht vergessen, dass der südliche Uferabschnitt zuvor Kaistraße hieß und auch als Verladekai benutzt wurde. Und dann und wann scheint da eben doch so einiges ins Wasser gelangt zu sein, was heutzutage teuer entfernt werden muss: “Des Weiteren wurde im Zuge der Bauausführung die Kolmationsschicht (ehemalige Flusssohle) in einer von der Baugrunderkundung stark abweichenden Mächtigkeit und höherem Grad der Kontamination vorgefunden. Diese verursachte einen Nachtrag in Höhe von ca. 224.000 Euro. Außerdem wurden Mehraufwendungen für baubegleitende Kampfmittelprüfung, Entsorgung Aushub (Bauschutt in anderer Zusammensetzung und Menge vorgefunden), Mehrmengen für die Natursteinverblendung sowie mehrere kleinere Nachträge insgesamt in Höhe von 176.000 Euro erforderlich.”

Das alles musste raus. Aber wo konnte man noch sparen?

Da haben dann die Mitarbeiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer seit Herbst geknobelt und kamen am Ende auf einen Kandidaten, den es schon einmal erwischt hat.

“Seitens des Amtes für Stadtgrün und Gewässer wurde sofort mit Bekanntwerden der Mehrkosten die Planung hinsichtlich Einsparpotential umfassend überprüft. In der Diskussion mit den anderen Fachämtern (VTA und SPA) konnte dahingehend auch bei den Materialitäten kein Einsparpotential gefunden werden ohne gültige Vorschriften/Richtlinien zu negieren bzw. den Unterhaltungsaufwand zu erhöhen”, heißt es jetzt in der Vorlage. Da gab es also nirgendwo Spielräume.

Und so rückte dann wieder ein Bauteil ins Bild, das schon 2010 vertagt wurde, weil auch der Bauabschnitt zwischen Schreberbrücke und Westbrücke / Friedrich-Ebert-Straße nicht ganz billig geworden war: “Aufgrund dieser Mehrkosten wird seitens des ASG der Bau des Schreberwehres dem Teilbauabschnitt TBA 3.1 zugeordnet. Das Schreberwehr muss bis zur kompletten Durchgängigkeit des Elstermühlgrabens zusammen mit dem Wehr im EMG BA 1 zwingend errichtet werden. Damit reduzieren sich die derzeitigen Mehrkosten (Auszahlung) um 523.766 Euro und die zugehörigen Eigenmittel um 104.753 Euro, so dass demnach im laufenden Haushaltsjahr nur noch zusätzliche Eigenmittel in Höhe von ca. 11.000 Euro benötigt werden. Diese werden aus dem Amtsbudget (PSP-Element 7.0000731.700) gedeckt.”

Das Schreberwehr sollte eigentlich im 2. Bauabschnitt schon bis 2011 umgesetzt werden – das ist das 78 Meter lange Teilstück von der Schreberbrücke bis zur Westbrücke. Unter der Schreberbrücke soll das Wehr künftig den Wasserstrom in Richtung Innenstadt regulieren. Bevor der Elstermühlgraben wieder komplett durchlässig ist für den Bootsverkehr, muss es gebaut sein, stellt das Amt für Stadtgrün und Gewässer fest. Ein zweites Wehr im 1. Bauabschnitt fehlt übrigens auch noch. Das ist der Abschnitt zwischen Thomasiusstraße und der Unterquerung des Ranstädter Steinweges kurz vorm Naturkundemuseum. Ohne Wehre lässt sich hier der Wasserstrom nicht regeln.

Jetzt sind beide Wehrbauten quasi in die nächste Bauphase vertagt worden, die 2016 beginnen soll. 2019 soll dann endgültig alles fertig sein. 2016 soll der Bau am Kanalstück zwischen Thomasiusstraße und Lessingstraße starten. Dafür sind 3,1 Millionen Euro kalkuliert.

Glück für die Leipziger Planer: Landesdirektion und Sächsische Aufbaubank haben die Förderfähigkeit der Mehrkosten sachlich anerkannt. Leipzig muss die Mehrkosten also nicht allein bezahlen. Die 2014 angefallenen Mehrkosten werden zum größten Teil über Fördermittel in Höhe von zusätzlich 986.468 Euro refinanziert, die von der Stadt 2014 erst mal vorgestreckt wurden und 2015 nun ausgeglichen werden.

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