Wie weiter beim künftigen Gymnasium in Schönefeld? Nicht nur die CDU will es wissen. Auch der VOB-Vergabeausschuss möchte so langsam Klarheit haben, was nun aus der Brücke wird, die laut Stadtratsbeschluss die beiden Gebäudeteile miteinander verbinden soll. Die aber auch nicht billig ist, wie jetzt Siegfried Schlegel, der Sprecher für Stadtentwicklung und Bau der Linksfraktion, so nebenbei durchgucken lässt. Doch die Kosten der Brücke waren wohl nicht der Grund für die Landesdirektion, nur eine (Teil-)Baugenehmigung zu gewähren.
In einem Brief fordern die vier Mitglieder des Vergabegremiums jetzt den OBM auf, sich für die Baugenehmigung für die Brücke stark zu machen.
“Bekanntermaßen fasste der Stadtrat den Planungs- sowie den Bau- und Finanzierungsbeschluss mit knapper Mehrheit nur unter der Maßgabe, dass der Schulstandort als Gymnasium mit zwei separaten Schulgebäuden nur mit eingehauster Fußgängerverbindungsbrücke im ersten Obergeschoss funktioniert. Es ist auf Dauer nicht zumutbar, wenn durch Nutzung der Fachkabinette ständig bei Wind und Wetter zwischen den beiden getrennten Grundstücken gependelt werden muss”, erklärt dazu der Sprecher für Stadtentwicklung und Bau der Linksfraktion, Siegfried Schlegel, der dem kleinen Gremium vorsitzt und der den Brief an den OBM verfasste.
Für die beiden einzelnen Gebäudeteile gab’s die Baugenehmigung, für die Brücke nicht. Die Denkmalpfleger begründeten das mit der dann verbauten Sicht auf die Schönefelder Friedhofskapelle.
“Hier wird durch Denkmalpflegebehörden Inhalt und Geist des Denkmalschutzgesetzes missbraucht”, kommentiert Schlegel die Verweigerung der Genehmigung für die Brücke. “Im Interesse des Denkmalerhaltes sollen zwei separate, durch ein Privatgrundstück getrennt stehende, historische Schulgebäude reaktiviert und somit vor weiterem Verfall und Totalverlust bewahrt werden. Gleichzeitig werden Rohbaukosten gespart, die bei einem Neubau oder radikalem Umbau zwischen 40 Prozent und 20 Prozent liegen”, schätzt er ein.
Für das VOB-Gremium sei die vom Stadtrat beschlossene Brückenlösung unverzichtbar. Sie sei auch von der Kirchgemeinde so akzeptiert. Schlegel: “Weltweit gibt es zahlreiche berühmte Gebäude, welche moderne An- oder Ergänzungsbauten erhalten haben, ohne dass dies stört. So hat sich bisher auch niemand an der Fußgängerverbindungsbrücke zwischen Neuem Rathaus und Stadthaus im 2. und 3. Obergeschoss gestoßen, weil die Sicht auf das ‘Burgplatzloch’ versperrt ist. ”
Die vier größten Fraktionen im Stadtrat entsenden je einen Vertreter in dieses Gremium, das die Auftragsvergabe für die städtischen Bauprojekte begutachten soll. Die CDU-Fraktion hat Karsten Albrecht entsandt, die SPD-Fraktion Claus Müller und die Grünen-Fraktion Daniel von der Heide.
Der Preis für das Brückenbauwerk hat nun beim Appell der vier Stadträte an den OBM keine Rolle gespielt.
Es ginge um 3,8 Millionen Euro, stellt Schlegel nun fest. Aber die Lösung sei den Preis wert. Die Mitglieder des Vergabeausschusses hätten in ihrem Brief an den OBM ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass für das Bauvorhaben „gymnasialer Schulstandort Gorkistraße“ nur eine unvollständige Baugenehmigung gemäß Stadtratsbeschluss vorläge, “weil durch die Landesdenkmalpflege aus nicht nachvollziehbaren und subjektiv gefärbten Gründen der Bau der für den Schulbetrieb unverzichtbaren Fußgängerbrücke zwischen beiden Schulgebäuden” versagt wurde.
“In den zurückliegenden Monaten fasste jedoch das VOB-Gremium bereits zehn Beschlüsse, welche die Verwaltung zur Auftragserteilung im Wertumfang von rund 3,8 Millionen Euro ermächtigten”, betont Schlegel. Nur kann der Auftrag nicht erteilt werden, so lange die Stadt nichts gegen das Veto der Landesdenkmalbehörde unternimmt. Möglich ist auf jeden Fall ein Widerspruch. Immerhin wird hier kein UNESCO-Weltkulturerbe verstellt, wie das in Dresden mit der Waldschlösschenbrücke passiert ist. Mit der Kirchgemeinde gäbe es auch keinen Dissenz, hört man aus dem Ausschuss. Eher sei es ein Problem, ebenerdig eine Lösung für die Verbindung der beiden Schulteile zu finden. 2016 soll das neue Gymnasium öffnen. Wenn die Brücke rechtzeitig integriert werden soll, muss jetzt Klarheit geschaffen werden. Die Zeit drängt. Und gerade beim Schulbau hat Leipzig keine Zeit mehr. In den innerstädtischen Gymnasien reichen die Kapazitäten nicht mehr. Die neuen Gymnasien müssen so schnell wie möglich ans Netz.
Und so habe das Vergabegremium jetzt – so Siegfried Schlegel – an den OBM appelliert, “unverzüglich mit der Landesdirektion zu einem Einvernehmen gemäß Bau- und Finanzierungsbeschluss für das Gymnasium Schönefeld zu kommen.”
Und weil nicht nur der Stadtrat rätselt, warum sich die Denkmalbehörde gerade beim Gymnasium in der Gorkistraße quer stellt, habe die Fraktion Die Linke diesen Sachstand selbst zum Anlass genommen, um entsprechend § 28 (5) der Sächsischen Gemeindeordnung Akteneinsicht in die Unterlagen zum Baugenehmigungsverfahren sowie die Ablehnungsbescheide zu beantragen.
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