So ein bisschen hatte sich die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat schon verliebt in die Glasbrücke, die die beiden 100 Jahre alten Schulgebäude des künftigen Gymnasiums in Schönefeld miteinander verbinden sollte. Eine elegante Lösung. Doch im Sommer 2014 wurde das Bauelement kurzerhand aus den Bauplänen gestrichen. Die CDU trauert und fragt nach den Folgen dieser Entscheidung.

Zur Ratsversammlung am 25. Februar möchte die Fraktion gern wissen, welche Konsequenzen der Verzicht auf die beschlossene Brückenlösung für das Gymnasium Schönefeld hat.

“Wie in der Ratssitzung am 20.11.2014 bekannt wurde, soll die Sanierung des Gymnasiums Schönefeld nunmehr ohne die vom Rat beschlossene Brückenlösung erfolgen”, heißt es in der Anfrage. “Stattdessen sollen im Schulalltag die notwendigen Wege beim Wechsel zwischen beiden Gebäuden ebenerdig zurückgelegt werden.”

Die Fragen, die die CDU-Fraktion beschäftigen, sind diese: “Welche versicherungsrechtlichen Folgen hätte die tägliche ebenerdige Querung durch eine Vielzahl von Schüler (die jeweils ein kurzzeitiges Verlassen des Schulgeländes bedeutet)? Hat der Friedhofsträger der ebenerdigen Querung zugestimmt? Wenn er nicht zustimmt: Welche Folgen hätte dies?”

Gerade das Detail scheint mittlerweile geklärt zu sein: Der Eingang zum Schönefelder Friedhof könnte tatsächlich verlegt werden, so dass der jetzige Zugang von der Gorkistraße aus komplett dem Schulgelände zugeschlagen werden könnte. Die Schüler würden also beim Übergang zwischen den Häusern das Schulgelände nicht verlassen müssen.

Für die Planer der Stadt war viel wichtiger, in diesem 16,8 Millionen Euro teuren Bauvorhaben doch noch ein wenig Einsparpotenzial zu finden. Wie groß das im Fall der verglasten Brücke wäre, möchte die CDU-Fraktion natürlich gern wissen: “Wie hoch ist das Einsparpotenzial durch Wegfall der Brückenlösung, in absoluten Zahlen und in Relation zu den Gesamtbaukosten?”

Aber irgendwie ärgert man sich noch immer darüber, dass die Stadtplaner das schöne Detail ohne Extra-Beschluss aus dem Stadtrat einfach gestrichen haben. Die Christdemokraten aber finden die Brücke so wichtig, dass sie das nicht als Bagatelle betrachten, die dem Stadtrat nicht noch einmal vorgelegt werden müsste: “Nach bisherigem Bekunden des OBM hält dieser den Wegfall der Brückenlösung für keine wesentliche Veränderung gegenüber dem Baubeschluss, so dass auch kein Änderungsbeschluss des Rates erforderlich sei. Wie begründet der OBM diese Rechtsauffassung?”

Natürlich wäre die Brücke ein markantes Detail gewesen. Aber hätte sie den Schulalltag der künftigen Gymnasiasten tatsächlich erleichtert?

Womit die CDU-Fraktion natürlich Recht hat, ist das Unbehagen an der Ungewissheit: Die Verwaltung hätte zum Wegfall der Brücke mitsamt den damit verbundenen Gründen auch schon im Sommer informieren können. Manchmal verhindert so etwas erst die Monate lang anhaltenden Irritationen.

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