Das Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig hielt sich am Mittwoch, 4. Februar, sehr kurz, als es vermeldete: "Floßgraben wird gereinigt. - Im Floßgraben sowie im Verbindungsgraben vom Cospudener See zur S46 (einschließlich Waldsee Lauer) werden derzeit im Auftrag der Stadt Leipzig die abgestorbenen Wasserpflanzen beseitigt." Tags zuvor schon hatte der Ökolöwe Leipzig die Bereinigung des Floßgrabens scharf kritisiert. Jetzt protestieren auch die Kanuten.
Das Amt für Stadtgrün und Gewässer hat die Maßnahme so beschrieben: “Die sogenannte Teilentkrautung wird auf einer Breite von circa vier Metern in der Mitte des Floßgrabens durchgeführt, somit bleiben die Randbereiche unberührt. Mit den bis Mitte Februar andauernden notwendigen Gewässerunterhaltungsmaßnahmen soll einer zu starken erneuten Verkrautung während der Sommermonate vorgebeugt werden.”
Das hatte aber der Ökolöwe so nicht gesehen. Und auch der Sächsische Kanu-Verband kann einen rücksichtsvollen Umgang mit dem Gewässer nicht erkennen und verurteilt die derzeit im Floßgraben stattfindenden Entkrautungsarbeiten und lehnt alle naturzerstörerischen Gewässerunterhaltungsmaßnahmen ab.
“Die derzeit im Floßgraben stattfindenden Entkrautungsarbeiten sind für uns insbesondere nach den gesamten Diskussionen um den ökologisch wertvollen Floßgraben und die folgenden Befahrungssperrungen nicht nachvollziehbar. Durch die aktuell stattfindende Maßnahme wird der gesamte Gewässergrund aufgerissen und jegliches Leben in diesem und auf den entfernten Wasserpflanzen und deren Umfeld zerstört”, erklärt dazu Heiner Quandt, Präsident des Sächsischen Kanuverbandes. “Der Sächsische Kanu-Verband lehnt aufwändige, teure und naturzerstörerische wasserbauliche Eingriffe in die Gewässer im Namen eines vorgeschobenen Gewässertourismus entschieden ab. Dazu gehören auch die derzeit stattfindenden Unterhaltungsmaßnahmen im Floßgraben, sowie die Entfernung von sogenannten ‘Störstellen’ in der Pleiße – aber auch Begradigungen, Verbreiterungen und Vertiefungen von Flussläufen. Solcherlei Maßnahmen sind für den Natursport Kanuwandern nicht notwendig, aber sie bedeuten immer einen Einschnitt in das ökologische System und dienen hauptsächlich einem von uns unerwünschten und umweltschädlichen Motorbootverkehr.”
Schon im Dezember hatten die Arbeiten zur “Störstellenbeseitigung” an der Pleiße für Ärger gesorgt. Der Ökolöwe sah vor allem die Lebensräume der Grünen Keiljungfer bedroht. Immer wieder prasseln die Aktivitäten der im Leipziger Gewässerverbund versammelten Kommunen und Behörden auf den Protest der Leipziger Umweltschutzverbände und Wassersportvereine, die die wassertouristischen Arbeiten im südlichen Auewald mit wachsenden Misstrauen betrachten und mittlerweile von einer Salamitaktik sprechen, mit der das “Wassertouristische Nutzungskonzept” im Gewässernetz Stück für Stück um- und durchgesetzt werden soll.
Für Paddler ist die radikale Freimachung des Floßgrabens gar nicht notwendig, stellt Heiner Quandt fest: “Für uns als Kanusportler sind diese Maßnahmen nicht notwendig! Wir wollen den Floßgraben und auch alle anderen Gewässer als Naturschönheit erleben. Im Sommer kann man bei ruhiger Fahrt durch den Floßgraben zwischen den Wasserpflanzen Hechte, Barsche und andere Fische beobachten. Dieses wird wohl nach dieser Maßnahme in diesem Jahr so schnell nicht mehr möglich sein.”
Der SKV sehe, so betont er, für die weitere Zukunft des Wassertourismus in und um Leipzig dringenden Klärungsbedarf. Aber die Verantwortlichkeiten sind völlig zersplittert. Und nicht einmal in der Stadt Leipzig selbst gibt es transparente Prozesse, in die die fachlich kompetenten Umweltverbände einbezogen sind. Die in größeren Abständen stattfindenden Gesprächsrunden der Stadtverwaltung mit den Umweltverbänden bezeichnen einige von ihnen mittlerweile als reine Alibiveranstaltung, in der die Verwaltung ihre Standpunkte verkündet, aber nicht wirklich Wert darauf legt, auf die Einwände der Verbände einzugehen. Die Folge sind immer neue Klagen und Einsprüche bei höheren Instanzen oder vor Gericht.
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