Ob der Wettbewerb um ein Einheits- und Freiheitsdenkmal noch einmal in die Gänge kommt und ob der Wilhelm-Leuschner-Platz dabei noch eine Rolle spielen wird, ist völlig offen. Nach dem Scheitern des Wettbewerbs im Jahr 2014 hat sich OBM Burkhard Jung zumindest Bedenkzeit ausbedungen, um über eine eventuelle zweite Wettbewerbsrunde nachzudenken. Dabei rückt ein Thema wieder in den Vordergrund, das er mit der Denkmallösung eigentlich abhaken wollte: die Neugestaltung des Wilhelm-Leuschner-Platzes. Da muss aber was passieren, finden die Grünen.

Sie waren nicht die einzigen, die schon im Herbst Vorschläge für eine Zwischennutzung für den Platz gemacht hatten. Denn ihn weitere Jahrzehnte einfach als Brache liegen zu lassen, das tut diesem nicht gerade unauffälligen Platz im Herzen der Stadt nicht gut. Vor allem – so findet die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Krefft – weil sich dieser Platz geradezu anbietet, um das junge, kreative Leipzig sichtbar zu machen. Zuletzt war das auf einschlägige Weise beim “Herbstsalon 2014” spürbar, mit dem der Platz im Umfeld des 9. Oktober 2014 bespielt wurde. “Warum soll das nicht öfter möglich sein?”, fragt Krefft.

Um das zu ermöglichen, muss der Platz natürlich ertüchtigt werden. Um Zwischennutzungen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz zu ermöglichen, beantragt die Grünen-Fraktion deshalb für den Doppelhaushalt 2015/2016, für die notwendige Herstellung der Verkehrssicherheit und eine notwendige und ausreichende Medienneuerschließung 500.000 Euro einzustellen.

Vorher wird hier sowieso kein Denkmal gebaut. Wenn überhaupt.

“Der Wilhelm-Leuschner-Platz ist ein Platz mit einem stadträumlich hohen Wert. Nach dem gescheiterten Wettbewerb zum Freiheits- und Einheitsdenkmal hat die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Oktober 2014 den Antrag gestellt, den Wilhelm-Leuschner-Platz wieder für die Öffentlichkeit zu öffnen, um auf ihm Zwischennutzungen zu ermöglichen”, schreibt die Grünen-Fraktion in der Begründung ihres Antrags. “Wir sind der Auffassung, dass auf Grundlage eines entsprechenden von der Verwaltung noch zu erarbeitenden Konzeptes, vielfältige kulturelle, kreative und gewerbliche Zwischennutzungen geeignet sind, den Wilhelm-Leuschner-Platz für Bevölkerung und Gäste unserer Stadt wieder erlebbar zu machen. Temporäre Nutzungen können außerdem dazu beitragen, die Innenstadt von Großveranstaltungen zu entlasten.”

Märkte könnten hier stattfinden, Konzerte, Kunstaktionen. Nur muss die notwendige Technik dafür vorhanden sein und Gefahrenstellen müssen beseitigt werden.

“Deshalb sind zur Herstellung der notwendigen Verkehrssicherheit und einer entsprechend notwendigen und ausreichenden Medienneuerschließung (öffentliche Ver- und Entsorgungsleitungen) in den Doppelhaushalt 2015/2016 500.000 Euro einzustellen”, beantragen die Grünen. Die das Stichwort “Wilhelm-Leuschner-Platz” natürlich mit der Lupe gesucht haben im dicken Paket des Doppelhaushalts. Eigentlich wäre da zumindest eine Art Sicherungsposten zu erwarten gewesen, denn die Verwaltung muss sich natürlich den Anträgen der Stadtratsfraktionen auf eine Zwischenlösung stellen. “Aber nicht mal die kleinste Summe ist im Haushalt eingestellt”, kritisiert Krefft.

Dabei könnte auch das Marktamt hier Gelder einnehmen, wie die Fraktion in ihrem Antrag feststellt: “Bei gewerblichen Zwischennutzungen bleibt es der Stadt Leipzig vorbehalten, entsprechende Nutzungsentgelte zu verlangen, um Einnahmen zu generieren.”

Es muss also nicht mal bei den reinen Mehrausgaben von 500.000 Euro bleiben. Die Stadt könnte die Summe zumindest zum Teil durch Einnahmen gegenfinanzieren. Nur bringt ein eingezäunter Platz, den niemand nutzen darf, eben kein Geld ein. Er kostet nur.

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