Stück für Stück und mit hohem Aufwand kommt die Freilegung des innerstädtischen Mühlgrabensystems voran. Dass sich die Fertigstellung des Bauabschnitts des Elstermühlgrabens zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Elsterstraße bis ins Frühjahr 2015 verschiebt, hatte die Stadt schon mitgeteilt. Die wichtige Nachricht für Kraftfahrer: Noch im Dezember soll auch die Durchfahrt für Kraftfahrzeuge auf der Friedrich-Ebert-Straße möglich sein. Die Straßenbahn kann schon seit Monaten wieder diese Strecke fahren.

Dass es überhaupt zu Sperrungen kommen musste, hängt damit zusammen, dass im Zug dieses Kanalstücks auch die 150 Jahre alte Westbrücke neu gebaut werden musste. Und auch der Bau des 150 Meter langen Kanalstücks gestaltete sich schwieriger als erwartet. Auch hier stieß man – wie an anderen wichtigen Baustellen innerhalb Leipzigs – auf einen tief kontaminierten Boden, der aufwändig abgefahren und entsorgt werden musste.

Das hat allein diesen Abschnitt des neuen Elstermühlgrabens um 1,3 Millionen Euro verteuert, so dass dieses Kanalstück 6,9 Millionen Euro teuer wird. Dafür sind mittlerweile die ersten Kanalwände zu sehen. Und wenn der Winter nicht dazwischenfunkt, kann das Kanalstück im Frühjahr 2015 geflutet und in Betrieb genommen werden.

“Es bleibt auch nicht so betongrau, wie es jetzt aussieht”, verspricht Umweltbürgrmeister Heiko Rosenthal (Die Linke). “Die Betonwände bekommen noch eine Natursteinverkleidung.”

Der Kanal wird an dieser Stelle auch nicht so breit, wie er einst noch von Karl Heine gebaut wurde, als er auf diesem Abschnitt auch schwere Lastkähne ins Stadtinnere lenkte. Hier wurde das in Plagwitz ausgebrochene Gesteinsmaterial angelandet, mit dem die Wiesen und Gärten im Bereich der heutigen Westvorstadt und des Waldstraßenviertel um 1,5 bis 2 Meter aufgeschüttet wurden, um überhaupt bebaubares Gelände zu schaffen, das nicht jedes Jahr überflutet wurde.

So langsam zeichnet sich auch ab, wie es mit den verbleibenden Kanalstücken bis zum fertigen Elstermühlgraben an der Thomasiusstraße weitergeht. 2016 soll der Bau am Kanalstück zwischen Thomasiusstraße und Lessingstraße starten. Dafür sind 3,1 Millionen Euro kalkuliert. In diesem Stück befinden sich zwei Brücken, die im Zuge der Grabenfreilegung erneuert werden müssen: die Brücke an der Thomasiusstraße und die an der Lessingstraße.

Das schwierigste Stück wird dann der verbleibende Abschnitt zwischen Lessingsstraße und Elsterstraße, dessen Freilegung 2017 beginnen soll. Das große Ziel ist für die Komplettfreilegung des Elstermühlgrabens das Jahr 2019. Was freilich nicht bedeutet, dass bis dahin auch der wichtigste Brückenbau geschafft ist. Der Neubau der Elsterbrücke steht bislang für 2020 in den Plänen. Er ist nicht nur deshalb kompliziert, weil der Verkehr an dieser Stelle dann weiträumig umgeleitet werden muss – unter der Brücke verlaufen auch wichtige Versorgungsstränge, die im Zuge des Brückenneubaus verlegt werden müssen.

Insgesamt ist die Freilegung des Elstermühlgrabens mitsamt allen Brückenbauten für 18,3 Millionen Euro kalkuliert, davon 10,5 Millionen Euro Fördermittel. Seit Frühjahr 2014 gehört die Freilegung der innerstädtischen Mühlgräben auch zum Hochwasserschutzkonzept der Stadt.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar