Im Leipziger Westen tut sich was. 2015 wird der Lindenauer Hafen nach über 80 Jahren endlich Wasseranschluss bekommen. Nicht Richtung Hamburg, wovon ja einige Leute noch immer träumen, obwohl Leipzig keine Lastschiffe mehr zur Nordsee fahren lassen muss. Dafür zur Weißen Elster. Am 30. Mai 2015 soll die neue Kanalverbindung vom Lindenauer Hafen zum Karl-Heine-Kanal fertig sein.

8 Millionen Euro kostet das 665 Meter lange Kanalstück. Es hätten auch 2 Millionen Euro mehr sein können – aber die architektonische Gestaltung des Hafentors hat man dann doch lieber aus den Plänen gestrichen und lässt an diesem Bogen, mit dem der Kanal Richtung Hafenbecken abschwenkt, lieber zu einer grünen Halbinsel werden.

Die Kaimauern stehen, teilt das Amt für Stadtgrün und Gewässer mit. Im Februar 2015 will man so weit sein, dass man erstmals Wasser ins Gesamtgelände einströmen lassen will. Zu diesem Zeitpunkt ist zwar das Kanalbett schon fertig, die Umgebungsmaßnahmen aber noch nicht. Die sollen bis Ende Mai geschafft werden. Der offizielle Übergabetermin für das ganze neu gestaltete Gelände soll im Juli platziert werden.

Eine Ecke teurer als geplant wurde dieses Bauprojekt ebenfalls. Auch hier waren es die Altlasten aus den Zeiten der Industrialisierung und der DDR-Zeit, die für Extra-Aufwendungen sorgten: Rund 750.000 Euro wurden zusätzlich fällig, um kontaminierte Böden auszuheben und abzutransportieren.
Und während die Bauleute die Fertigstellung im Juli im Blick haben, gehen die Visionen der Stadt schon wieder darüber hinaus. Immerhin ist in allen Plänen zum Lindenauer Hafen auch eine große Marina eingemalt, in der die Boote anlegen sollen, die aus dem Karl-Heine-Kanal und später auch aus dem Elster-Saale-Kanal kommen. Diese Marina, zu der auch Slipanlagen und Betankungsmöglichkeiten gehören sollen, war bislang immer mit rund 40 Millionen Euro veranschlagt.

Aber eines steht nun zumindest fest: Die Stadt Leipzig wird sie nicht bauen. “Wir sind für das Projekt Marina auf der Suche nach privaten Investoren”, sagt Angela Zaboijnik, die verantwortliche Abteilungsleiterin aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer. “Wir sind hier auch auf Investoren angewiesen. Die Stadt wird auch die Betreuung nicht übernehmen.”

Was zumindest ein Stück Vernunft in den Visionen zu Hafen und Kanalausbau ist. Denn damit wird zumindest die geplante Marina zu einem rein privatwirtschaftlichen Projekt. Und an dieser Stelle entscheidet sich in den simplen Berechnungen zur Betriebswirtschaftlichkeit in der Regel, ob so ein Projekt Sinn macht oder rausgeschmissenes Geld ist. Es sei denn, übermütige Politiker versprechen künftig wieder Fördergelder und Zuschüsse, dann wird’s wieder närrisch.

Denn ganz vom Tisch ist das Mega-Projekt Elster-Saale-Kanal aus Sicht der Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland nicht.

Zumindest ein weiteres Teilstück steht recht unverrückbar in den Planungen: der Durchstich vom Lindenauer Hafen zum schon ausgebauten Teilstück des Elster-Saale-Kanals westlich der Lyoner Brücke. Es handelt sich im Grunde nur um 75 Meter, die zu überwinden sind, auch wenn der Wasserbau am Ende noch einmal über 600 Meter umfasst. Aber der Wasserausbau ist dabei das Preiswerteste. Teuer wird dieses Stück durch den notwendigen Neubau der Lyoner Brücke – oder noch besser: der Lyoner Brücken. Denn im Grunde gibt es, wenn alles fertig ist, drei Verkehrsebenen: ganz unten den Kanal, auf dem man dann mit 4 Meter Durchfahrtshöhe (Angela Zabojnik: “Wir denken dabei durchaus schon an die Boote, die künftig aus Hamburg kommen.”) vom Lindenauer Hafen in den Elster-Saale-Kanal fährt, ganz oben die Fahrbahn der Lyoner Straße, und auf der Zwischenebene eine eigene Brücke für die Feldbahn, die von ihrem kleinen Bahnhof am Lindenauer Hafen zu den Kiesgruben westlich der Lyoner Brücke tuckelt.

Macht zusammen dann 3 Millionen Euro für das Durchstich-Projekt. Beginnen will die Stadt mit den Bauarbeiten dazu im Jahr 2019.

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