In ihrem Beitrag im NABU-Projektbüro "Lebendige Luppe" am 5. November erläuterte Angela Zábojník auch, wie das neue Fließgewässer im Gelände der Burgaue auch unterschiedlich modelliert werden soll - vom recht flachen, mäandernden Bach (der bei Hochwasser auch schnell ausufern kann, wie der Burgauenbach) bis zum tief eingeschnittenen Gewässer - wie es heute schon der Bauengraben in der Burgaue ist.
Letzteres ist dabei sogar von Vorteil, denn dadurch liegt die Gewässersohle schon jetzt sehr tief in der bis zu vier Meter tiefen Lehmschicht der Aue, die wie eine Wassersperre wirkt. Das war eine der Erfahrungen vom Bau des Burgauenbachs im Leutzscher Holz: Die Lehmschicht verhindert einen Zufluss zum Grundwasser. Das soll in der jetzt projektierten Lebendigen Luppe zumindest da, wo es sich vom Gelände her anbietet, geändert werden. In einigen zentralen Abschnitten soll der Gewässerkontakt zum Grundwasser hergestellt werden, damit sich auch der Grundwasserspiegel in der Burgaue wieder aufbaut. Dann entsteht zumindest im Bereich des neuen Gewässers eine Art “Grundwasserberg”, auch wenn der unterirdische Wasserabfluss zur tiefer liegenden Neuen Luppe und zur ebenfalls tief ins Gelände geschnittenen südlichen Alten Luppe bei Böhlitz Ehrenberg (noch) nicht unterbunden wird.
Da aber beständig Wasser durch das neu geformte Gewässer fließt, wird der Grundwasser beständig nachgefüllt.
Was Angela Zábojník am 5. November noch nicht zeigen konnte, war der endgültig geplante Verlauf des neuen Fließgewässers, denn die Modellierungen für das Projekt haben am Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft (IWS) der HTWK Leipzig gerade erst begonnen. Dabei wird der Wasserfluss anhand der vorhandenen Geländeprofile im Computer simuliert. Einige der zum Projektstart einfach gedachten Fließverläufe wird es so nicht geben, weil dabei seltene Arten im Gelände (etwa der Eiszeitkrebs) betroffen wären. Es werden also neue Fließmulden genutzt und einige Gewässerabschnitte werden deutlich von den ersten Projektierungen abweichen.
Am IWS werden aber nicht nur die normalen Wasserbedingungen simuliert, sondern auch der Zufluss gesteuerter Hochwassermengen von bis zu 5 Kubikmeter pro Sekunde. Das wird schon in einigen Teilen der Burgaue zu größeren flächenmäßigen Überschwemmungen führen – von bis zu 207 Hektar gehen die Planer derzeit aus. Aber das führt schon an der S 186 zu Stauproblemen. Auch hier muss also ein besserer Durchlass gefunden werden, sonst steht die Straße schon bei kleineren Hochwassern unter Wasser.
Die Einleitung von kleineren Hochwassern ist im Grunde ein zweiter Projektbaustein, extra zum Projekt “Lebendige Luppe”. Noch ist er mit der LTV nicht zu Ende verhandelt. Die Gespräche laufen. Dabei soll durch einen steuerbaren Einlass südlich vom Nahleauslasswerk die genannte Wassermenge von bis zu 5 Kubikmetern pro Sekunde auch schon bei kleineren Hochwassern in die Burgaue geleitet werden. Voraussetzung dafür aber ist ebenfalls, dass das Wasser auch schnell wieder abfließen kann. Beim Hochwasser 2013 war eines der schwerwiegendsten Probleme, dass das Wasser aus der Burgaue erst nach zwei bis drei Wochen ablief. “Das vertragen auch die typischen Auenwaldbäume auf Dauer nicht. Wir mussten damals abpumpen”, sagt Angela Zábojník.
Wichtigster Schritt sind derzeit die an der HTWK laufenden Modellierungen. Noch in diesem Jahr, so hofft die Projektleiterin, steht dann fest, wie “unser kleiner Bach” im Gelände gebaut werden kann unter Einbeziehung der vorhandenen Altläufe und unter möglichst schonender Bautätigkeit im Auwald. 2015/2016 soll dann das Baufeststellungsverfahren laufen mit entsprechender Öffentlichkeitsbeteiligung, spätestens 2017 die Ausschreibungen, so dass 2017/2018 zumindest ein erster Abschnitt gebaut werden kann.
Aus Sicht der Projektleiterin wäre es die beste Variante, wenn zuerst der Bauabschnitt 01 gebaut werden könnte im Südteil des Projekts. Damit würden die wichtigen Unterquerungen unter den beiden Bahndämmen und unter der Gustav-Esche-Straße gemeistert und man hätte erst einmal die Verbindung in die Burgaue. Dieser Projektteil könnte in etwa den noch verfügbaren Baugeldern in Höhe von 3 Millionen Euro entsprechen. Der nächste Abschnitt bis zum Zschampert könnte mit rund 800.000 Euro noch relativ leicht zu finanzieren sein. Und für das restliche Stück bis zur Landesgrenze müsste dann noch eine Finanzierung gefunden werden. Das ist der Abschnitt, dessen Fertigstellung Heiko Rosenthal bis zum Jahr 2026 terminiert hat.
Thema am 5. November war aber auch die Frage, die auch die Umweltverbände umtreibt: Wie bekommt man irgendwann wieder ein möglichst nachhaltiges Fließsystem in der gesamten Nordwestaue hin? Wie etwa kann man die unselige Rolle der Neuen Luppe als Grundwasserableiter beenden?
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Aus Sicht von Angela Zábojník geht das erst, wenn man die großen Revitalisierungspläne nördlich und südlich der Neuen Luppe umgesetzt hat. Im Norden gehören dazu die mit der LTV vereinbarte Öffnung der Alten Elster und die Herstellung des Überleiters von der Parthe zur Neuen Luppe, dazu die Fertigstellung des Pleißemühlgrabens. Wenn diese neuen Wasseradern funktionieren, könnte das Wasser aus dem Elsterflutbett wieder hauptsächlich durch Elstermühlgraben und Alte Elster geleitet werden, der Zufluss zum Elsterbecken wird minimiert – erst bei Hochwassermengen von 100 Kubikmeter pro Sekunde wird das Palmgartenwehr dann wieder geöffnet. Die offenen Wasseradern Elstermühlgraben und Alte Elster transportieren dann wieder die Sedimente, die jetzt noch fast alle im Elsterbecken landen und dort abgebaggert werden müssen. Und wenn das alles funktioniert, dann könne – so Angela Zábojník – auch ein Plan der Landestalsperrenverwaltung greifen, der Neuen Luppe einen neuen, mäandrierenden Verlauf zu verschaffen. Sie wird dann langsamer, wird gezwungen, auch wieder Sedimente abzulagern und fräst sich nicht immer weiter in den Untergrund.
Und da an dieser Stelle auch der Dissens mit den Umweltverbänden wieder zur Sprache kam, die sich natürlich schon heute eine nachhaltige Gesamtlösung für die gesamte Nordwestaue wünschen, zumindest noch die Zusicherung von Angela Zábojník: “Wir werden uns einer grundsätzlichen Lösung nicht verschließen.”
So gesehen sollte das Gespräch mit den Umweltverbänden am 10. Juli erst der Anfang gewesen sein. Die Regelmäßigkeit der Gespräche kann man ja organisieren.
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