So ein richtiges Gefühl für gutes Marketing haben die Leipziger Verkehrsbetriebe nicht. Da wird nach über drei Jahren Bauzeit das seit Jahren größte und wichtigste Infrastrukturprojekt im Leipziger Stadtgebiet fertig - und es wird wieder nur ein blau-gelbes Band durchgeschnippelt. So verdirbt man sich das eigene Renommé - und die Leipziger merken nicht mal, dass wieder eine wichtige Etappe genommen wurde.
Denn mit der 40 Millionen Euro teuren Gesamtmodernisierung der Lützner Straße zwischen Odermannstraße und Luisenbrücke wurde nicht nur 100 Jahre alte Substanz ersetzt und eine zuvor geradezu triste Hauptstraße zumindest verkehrstechnisch ins 21. Jahrhundert geholt. Es wurde auch nach 13 Jahren das zweite Leipziger Stadtbahnprojekt vollendet. Denn auf 17 Kilometer von Meusdorf bis Grünau fährt die Linie 15 jetzt nach der Linie 16 als zweite Straßenbahnlinie auf voller Länge als Stadtbahn. Sie braucht zwar trotzdem 50 Minuten, hält aber unterwegs an 36 Haltestellen. Alle – so Ronald Juhrs, Geschäftsführer Technik und Betrieb der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH – auch barrierefrei. Fast komplett auf separiertem Gleis.
Das ist ein Meilenstein. Das ist zwar auch der Abschluss einer Epoche, denn weitere Möglichkeiten, noch Linien auf Stadtbahn-Niveau auszubauen, haben die LVB nicht mehr. Auf den Linien 15 und 16 waren es die in weiten Bereichen breiten Straßenquerschnitte, die die Separierung der Gleise und damit die Beschleunigung der Straßenbahn überhaupt erst möglich machten. Und auch das nicht immer ganz ohne Problemstellen. Denn für derart breite Straßenquerschnitte sind die Großstädte in Deutschland ursprünglich nicht gebaut worden. Solche Schneisen hat man erst nach dem 2. Weltkrieg schlagen können, anfangs vor allem für Autoschnellstraßen. In den 1990er Jahren dann sprang man auch in Sachen Straßenbahnförderung auf und schnitt die Fördermodelle alle auf “Beschleunigung” um.
Und weil es dafür wirklich gute Bundesförderung gab, versuchten die LVB, ihr Netz auch als Stadtbahnnetz neu zu denken. Ursprünglich auch mal für mehr als zwei Linien.
Aber schon damals zeichnete sich ab, dass es der Straßenquerschnitt selbst auf wichtigen Linien wie der Linie 11 einfach nicht hergab, komplett auf separaten Gleisen zu bauen.
Die Fertigstellung der Lützner hätte man also durchaus mit einem kleinen Volksfest feiern können, mit Blasmusik und etwas Feuerwerk. Auch weil die fertiggestellte Lützner Straße jetzt wirklich zur Hauptschlagader für den Leipziger Westen wird, der seit fünf Jahren das wichtigste Wachstumsquartier in Leipzig ist, auch wenn man es vielen Häusern auf der Lützner noch nicht ansieht. Doch barriefreie Haltestellen und vor allem ein deutlich leiserer Straßenbahnbetrieb – teilweise auf Rasengleisen – machen auch das Wohnen an dieser Magistrale wieder attraktiver. Im Grunde ist es jetzt Zeit zur Gründung eines eigenen Magistralenmanagements, damit die leeren Ladengeschäfte wieder bespielt werden und für eine ganze Reihe von Leerstellen am Straßenrand noch Lösungen gefunden werden. Denn eine Magsistrale macht nur Sinn, wenn nicht nur die Durchfahrt für Straßenbahn, Kraftfahrzeuge und – jetzt auf eigenen Radfahrstreifen – Radfahrer reibungsloser läuft.Dann ist man zwar schneller in Grünau oder am neu entstehenden Lindenauer Hafenviertel. Aber auch Lindenau selbst braucht den Aufwertungs-Impuls dringend. Das braucht Begleitung.
Mit der offiziellen Freigabe der Lützner Straße am Dienstag, 25. November, ist die Straße nun wieder komplett für den Verkehr freigegeben. Symbolisch öffneten die drei Bauherren Stadt Leipzig, Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH und die KWL Kommunale Wasserwerke mit dem Durchschneiden eines Bandes die Lützner Straße. Die Baumaßnahme umfasste die Straßen-, Wege- und Gleisbauarbeiten, sowie den Tief- und Leitungsbau der KWL und sonstigen Versorgungsunternehmen zwischen Plautstraße und Henriettenstraße.
Bessere Arbeits-, Lebens- und Verkehrsbedingungen
Der Straßenraum wurde vom Knoten Plautstraße bis zur Einmündung Henriettenstraße umgestaltet. Neu geordnet zwischen den bestehenden Gebäuden ist die Straßengeometrie, so dass ein separierter Gleiskörper bis zur Eisenbahnunterführung in Form eines offenen Rasengleises hergestellt werden konnte, sowie ein 3,50 bis 3,90 Meter breiter Fahrstreifen, neue Radwege bzw. seitliche Radfahrstreifen entstanden. Weiterhin wurden die Gehwegbereiche mit den Grundstückszufahrten komplett neu gestaltet, vorwiegend mit Mosaikkleinsteinpflaster, Granitkrustenplatten und neuen Betonplatten. Angelegt sind nun neue Parkstellflächen mit zirka 100 Bäumen. Die Kreuzungen Henriettenstraße und Saalfelder Straße wurden mit einer neuen Lichtsignalanlage ausgestattet. Auch die Straßenbeleuchtung ist komplett neu errichtet.
“Seit 2011 haben wir hier koordiniert und komplex das Erscheinungsbild der Straße um- und ausgebaut. Damit wurde der Straßenraum dieser wichtigen Magistrale attraktiv gestaltet – für bessere Arbeits-, Lebens- und Verkehrsbedingungen für die Anwohner, Anlieger und alle Leipzigerinnen und Leipziger”, sagte Dorothee Dubrau, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig.
Attraktiveres ÖPNV-Angebot für LVB-Kunden
Auf der rund zwei Kilometer langen Strecke entstanden neben der neuen, teilweise separierten Gleisanlage vier neue behindertengerechte Haltestellenbereiche. So entstand auch die neue Haltestelle Credéstraße, die seit 1. September von den Straßenbahnlinien 8 und 15 bedient wird.
“Mit dem Ausbau des Abschnittes erreichen unsere Kundinnen und Kunden nicht nur bequemer die Lützner Straße, sondern auch zuverlässiger. Durch den separierten Ausbau, ohne dass wir uns den Straßenraum mit anderen teilen, wird der Fahrplan stabiler und damit unser Angebot attraktiver. Außerdem haben wir damit den Umbau der Linie 15 zur Stadtbahn in wesentlichen Teilen der Linienführung geschafft”, so Ronald Juhrs, Geschäftsführer Technik und Betrieb der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH.
Das einzige, was noch fehlt, so Ronald Juhrs, sind die elektronischen Fahrgastanzeiger an den Haltestellen. Die sollen 2015 montiert werden.
Modernisierte Trink- und Abwasserinfrastruktur
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“Das Bauvorhaben Ausbau der Lützner Straße zwischen Saarländer Straße und Odermannstraße (Bauabschnitt 19, BA 20.1, BA 20.2) zählt zu den größten und komplexesten KWL-Projekten in den vergangenen Jahren. Für rund 7,2 Millionen Euro erneuerte und sanierte die KWL rund 4,3 Kilometer Trinkwasserleitungen und 2,7 Kilometer Abwasserkanäle”, fasst Mathias Wiemann, Unternehmensbereichsleiter Netze der KWL Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH, zusammen.
Zudem wurden 35 Schächte, 5 Seiteneinstiegsschächte sowie 63 Hausanschlüsse gebaut und verlegt. Meilensteine waren 2012 die Erneuerung der 80 Zentimeter starken Trinkwasserhauptversorgungsleitung HVL 4 im Bereich Lützner Straße zwischen Odermannstraße und Merseburger Straße. Für die Dauer der Arbeiten errichtete die KWL eine 60 Meter lange oberirdische Interimsleitung, um die Trinkwasserversorgung aufrecht erhalten zu können. Im Bereich Lützner Straße zwischen Odermannstraße und Guts-Muths-Straße sanierte die KWL abwasserseitig ein Ei-Profil 1300/1710 mittels eines Schlaucheinzugs. Bei diesem Verfahren wird ein Spezialschlauch in den Altkanal eingezogen und darin ausgehärtet. Die Lützner Straße verfügt nun über eine leistungsfähige Infrastruktur im Trinkwasser- und Abwasserbereich.
Insgesamt investierten die Bauherren rund 40 Millionen Euro in das Großprojekt. Gefördert wurde das Projekt durch den Freistaat Sachsen.
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