Da glaubten im Sommer Fraktionen und Verwaltung, das Thema autofreier Clara-Zetkin-Park schon ausgesessen zu haben - man klopfte sich schon eifrig auf die Schultern. Da sagten sich ein paar Leipziger Bürger: Nö. So geht das nicht. Und verfassten eine Petition mit der klaren Forderung: Der Status quo ist nicht die Lösung. Da muss mehr passieren. Der Petitionsausschuss sah es diesmal genauso und legte die Petition Verwaltung und Stadtrat auf den Tisch. Die Verwaltung hat sich jetzt positioniert.

Das hatte sie schon einmal getan – auf den Antrag der Grünen-Fraktion zum selben Thema. Danach sah alles irgendwie so aus, als wäre man auf einer Wellenlänge. Aber ganz so ist es wohl nicht. Und so gibt es jetzt zumindest ein Zugeständnis: Man blockt den Wunsch nach weniger Kraftfahrzeugen in Johanna- und Clara-Zetkin-Park nicht ganz ab, sondern nimmt den Vorstoß der Initiative, wie er in der Petition vom 31. Juli formuliert ist, auf.

“Die Initiative für einen autofreien inneren Clara-Zetkin-Park wird seitens der Verwaltung unterstützt”, heißt es jetzt im Verwaltungsstandpunkt, den Umweltdezernat und Planungsdezernat gemeinsam formuliert haben. “Für zahlreiche Wege im Park existieren bereits Einschränkungen der Nutzung durch den Autoverkehr.”

So weit war man auch den Grünen gegenüber schon gewesen. Aber diesmal bewegt sich die Verwaltung ein Stück weit auf die Bürger zu, die die Petition unterzeichnet haben: “Die Entwidmung weiterer Bereiche wird von der Verwaltung geprüft. Im Clara-Zetkin-Park werden keine Parkplätze baulich ertüchtigt oder Wegweisungen zu vorhandenen Parkflächen vorgenommen. Über die Wegeverbindungen der Parkanlagen werden im Zusammenhang mit infrastrukturellen Baumaßnahmen keine Umleitungsverkehre für Kraftfahrzeuge geführt. Weitere Verbesserungen der Querungsbeziehungen für Fußgänger sind in der Karl-Tauchnitz-Straße geplant und sollen zeitlich in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln umgesetzt werden.”

Das ist noch keine Revolution, denn was bei einer Prüfung von weiteren Sperrbereichen für Kfz herauskommt, ist ja noch völlig offen.

Das Ziel aber ist klar: Der Park ist zum Erholen da, nicht zum Autofahren. Die Begründung: “Die Parkanlagen dienen ursächlich der Erholungs- und Freizeitnutzung, deshalb sollen die darin befindlichen Straßen und Wege allein den Fußgängern, Radfahrern und Inline-Skatern vorbehalten werden. Größere Abschnitte der Anton-Bruckner-Allee, der Max-Reger-Allee und des Nonnenweges sind bereits mittels Absperrpfosten gegen eine Befahrung durch den Kfz-Verkehr gesperrt. Ob und wie weitere Wegeabschnitte für den Kfz-Verkehr entwidmet werden können, muss mit den Anliegern, den Sportvereinen und Gastronomiebetrieben abgestimmt werden.”Das ist ganz klassisch: einen Schritt vor, anderthalb zurück. Man fragt also erst einmal die Verursacher des Autoverkehrs, ob sie weitere Wegabschnitte zur Sperrung hergeben wollen. Es wäre eine Überraschung, wenn diese jetzt von sich aus vorschlagen würden, dass sie auf verfügbare Parkfläche verzichten – selbst wenn die Parkplätze auf dem Nonnenweg und der Anton-Bruckner-Allee meistens auch von anderen Parkbesuchern genutzt werden.

“Bei Baumaßnahmen in der Könneritzstraße wird der Verkehr nicht durch den Clara-Zetkin-Park umgeleitet”, betonen die beiden Dezernate, was eigentlich schon seit dem Frühjahr fest steht.

“In den letzten Jahren erfolgten zahlreiche Verbesserungen, besonders für Fußgänger und Radfahrer, die aus den angrenzenden Wohngebieten das Parkgelände aufsuchen. Im Zuge der Karl-Tauchnitz-Straße wurden in Höhe der Telemannstraße und Mozartstraße Querungshilfen und im Bereich der Haydnstraße eine Fußgängersignalanlage installiert. Im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen am Kreisverkehr wurden in den Zu- und Abfahrten Querungsstellen und in der Edvard-Grieg-Allee eine weitere Querungsinsel errichtet”, formuliert die Vorlage das Thema der für Fußgänger und Radfahrer leicht verbesserten Möglichkeiten, in die beiden Parks zu kommen. “Im Gebiet nordöstlich der Marschnerstraße ist eine Tempo-30-Zone angeordnet. Diese dient in erster Linie dem Schutz der Fußgänger. Kraftfahrer müssen hier jederzeit mit querenden Fußgängern rechnen und deshalb die Geschwindigkeit vermindern. In der Ferdinand-Lassalle-Straße sind infolge der vorhandenen Tempo-30-Regelung die Bedingungen für die querenden Fußgänger bereits gut. Zusätzlich wurden im Verlauf der Ferdinand-Lassalle-Straße wegen der höheren Verkehrsbelastung zwei bauliche Querungshilfen in Höhe der Moschelesstraße und Sebastian-Bach-Straße angeordnet. Außerdem können die Fußgänger an der LSA Marschnerstraße/Ferdinand-
Lassalle-Straße/Edvard-Grieg-Allee sicher die Straße überqueren. Geplant ist eine weitere Querungsinsel in der Karl-Tauchnitz-Straße in Höhe der Ferdinand-Rhode-Straße, die im Zusammenhang mit der baulichen Ertüchtigung dieses Straßenabschnittes installiert werden soll.”

Ungeklärt auch jetzt noch: Wie viele Parkplätze brauchen die beiden im Clara-Zetkin-Park ansässigen Sportvereine tatsächlich und wo brauchen sie diese?

Brauchen die gastronomischen Einrichtungen im Park überhaupt Stellplätze oder nur gut befahrbare Anlieferwege?

Braucht überhaupt noch irgendjemand sonst Parkplätze im Park, wenn man von Menschen mit Behinderungen und entsprechend ausgewiesenen Parkflächen absieht? Leben die beiden Parks aufgrund ihrer Lage nicht gerade davon, dass man von allen Seiten relativ problemlos zu Fuß, mit Rad oder ÖPNV hinkommt?

Und eine weitere Problemzone ist auch in dieser Stellungnahme schlicht nicht erwähnt: die Max-Reger-Allee am Elsterbecken, die von der Pferderennbahn her eine offene Zufahrt hat und entsprechend gern auch – neben dem Rennbahnweg – zum Parken oder auch Campen genutzt wird. An Renntagen und auch bei etlichen Kinoveranstaltungen oder Konzerten auf der Parkbühne ist es hier voll.

So gesehen auch diesmal nur ein kurzes Antippen und Ausweichen. Eine Unterstützung der Petition sollte deutlicher ausfallen.

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