Lange war es ruhig um das alte Ballhaus am Eingang des Karl-Heine-Boulevards. Nach ein paar kleineren Protesten gegen eine mögliche Umnutzung des Felsenkellers für den Einzelhandel und Demos für die Erhaltung der Möglichkeit der Einrichtung eines freien Theaterzentrums wurde im Verborgenen weiter geplant und gearbeitet. Wer des Nachts am neobarocken Bauwerk vorbeifährt, kann sehen wie durch die Schlitze einiger angeklappter, schwarz getönter Fensterscheiben Licht nach draußen dringt. Etwas ist im Gange.
Lichter, die Fragen nach sich zogen. Dr.-Ing. Ingo Seidemann von der Dr. Seidemann & Graw Projektentwicklungs GmbH, der im Namen des Bauherrn und Eigentümers agiert, bestätigte die neueren Entwicklungen, die sich auf Plakaten rund um den Felsenkeller angekündigt haben, gegenüber L-IZ. Demnach hat man einen Managementpartner gefunden, der in der Lage ist Veranstaltungen im Haus durchzuführen. “Der Betreiber habe die Kompetenz und nachhaltige Absichten, die er wirtschaftlich umsetzen kann. Durch die eingenommene Pacht könne die in Angriff genommene Instandsetzung mit refinanziert werden.”
Bei der Betreiberfirma handelt es sich um die eigens für diesen Zweck gegründete Felsenkeller Betriebs GmbH mit Geschäftsführer Jörg Folta, Oliver Schröter (Presse) und Anja Wedwitschka (verantwortlich für alle Booking- und Einmietungsfragen). Folta, bisher in Leipzig auch bekannt aus dem Umfeld der Summersafarie betont, dass die Veranstaltung “Skafestival Dynamite” am 01. November keine Eintagsfliege sein soll, sondern den Start einer nachhaltigen Nutzung durch die Betreibergruppe darstellt.
Die Gruppe ist in Bezug auf den Felsenkeller keine unbekannte. Bereits vor der Schließung trat man als Nutzer in Erscheinung, allerdings nicht in der nachhaltigen Form wie sie jetzt angedacht ist.
“Wir haben in vielen Bereichen Erfahrung. Sei es im subkulturellen Bereich oder in der Hochkultur”, erläutert Folta. Er betont, dass es sich dabei um ein Kulturkonzept handeln soll. Es soll kein neuer “Tanzschuppen” entstehen, sondern durch eine starke Vielfalt die moderne Bespielung eines Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert ermöglicht werden. “Bei aller Wirtschaftlichkeit ist auch viel Herzblut dabei”, so Folta.
Am 01. November wird nun das Skafestival Dynamite im Felsenkeller veranstaltet werden. Um dieses umsetzen zu können, wurde in den letzten Monaten und Wochen in Absprache mit dem Dezernat für Stadtentwicklung und Bau ein schrittweises Sanierungskonzept in Angriff genommen, welches als ersten großen Meilenstein die Wiederherstellung der Nutzbarkeit des großen Saals des Felsenkellers als Veranstaltungsstätte zum Ziel hat. Am gestrigen Mittwoch, den 2. Oktober wurde die hierfür ausschlaggebenden Voraussetzungen erreicht. Damit “… haben wir die Genehmigungsvoraussetzung, um eine Innutzungnahme des Felsenkellers zum 01. November starten zu können”, bestätigt Seidemann.
Insbesondere war nach der baupolizeilichen Schließung des Felsenkellers im Dezember 2012 vor allem um die brandschutztechnischen Voraussetzung zur Betreibung einer Veranstaltungsstätte gegangen. Zu den realisierten Instandsetzungsarbeiten zählte neben der Ertüchtigung der Kellerdecke auch umfangreiche Brandschutzverkleidungen an alle tragenden Elemente sowie der Einbau von neuen Brandschutztüren, “damit die Innutzungnahme des Saals als abgeschlossener Branschutzabschnitt möglich ist.” Neben den brandschutztechnischen Ertüchtigungen wurden auch ein Rollstuhllift sowie eine Behindertentoilette installiert.
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In einem Brief an Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau hatte im Sommer der Stadtrat der Linkspartei, Volker Külow auf den besonderen Status der historischen Immobilie hingewiesen und half damit offenbar eine Vorgehensweise in Gang zu bringen, ohne die sicherlich nicht so schnell neue Veranstaltungen hätten stattfinden können. Für das weitere Vorgehen sieht Seidemann das in Angriff genommene, mehrstufige Instandsetzungskonzept als die beste Lösung. Die erste Etappe ist mit der Instandsetzung des Saals abgeschlossen.
In weiteren Schritten soll eine Gastronomie in das Längsgebäude des Altbaus einziehen und durch die Errichtung eines Neubaus auf dem Grundstück des Felsenkellers eventuell eine Einzelhandelseinrichtung entstehen. “Dies wird aber die nächsten 2 bis 3 Jahre noch in Anspruch nehmen, Durch die Betreibung des Einzelhandels könnte die Gesamtfinanzierung unterstützt werden”, so Seidemann. Und betont, dass man die Instandsetzung bisher aus eigener Kraft, also ohne öffentliche Mittel stemmen musste. Ob die Möglichkeit einer hilfreichen öffentlichen Förderung für die finale Sanierung des Einzeldenkmals möglich wäre, sei noch nicht geklärt.
Auch in Bezug auf die baldige Ausschreibung des alten Felsenkellers ist man im Bilde. Jedoch gibt es dazu, laut Seidemann derzeit noch keine konkreten Ansätze diesen in das Konzept einzubeziehen. Der Fokus und alle Kraft richten sich derzeit auf die Instandsetzung des historischen Felsenkellers als Veranstaltungsstätte. “Das wichtigste für alle ist, dass der Felsenkeller wieder genutzt werden kann”, schließt Seidemann.
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