880.000 Euro veranschlagt das Leipziger Dezernat für Stadtentwicklung und Bau für die Entwicklung des Projekts "Parkbogen Ost", das den ehemaligen Bahndamm, der seit der Neustrukturierung des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes nicht mehr von der Bahn genutzt wird, zu einem neuen Infrastrukturprojekt für den Leipziger Osten entwickeln soll. Die Bahn hat schon mit der Demontage der Gleise begonnen. Aber wie sicher sind die Pläne der Stadt?
Insbesondere zwei Ämter sind nach Auskunft der Leipziger Stadtverwaltung in die Konzeption dieses Infrastrukturprojekts für den Leipziger Osten eingebunden: das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung und das Verkehrs- und Tiefbauamt. Von dort bekam die L-IZ die Bestätigung, dass man schon emsig mit der Bahn im Gespräch ist, um die nicht mehr für den Schienenverkehr benötigte Gleistrasse für das Projekt “Parkbogen Ost” zu sichern. Insbesondere das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) und die diversen Teilfirmen der Deutschen Bahn AG stehen – so teilt die Stadtverwaltung mit – seit etwa einem Jahr in regem Kontakt.
Zunächst habe man technische Belange geklärt, die eine gemeinsame Arbeitsbasis ermöglichen. Weiterführende Gespräche finden aktuell statt. Die Gleise und Gleisanlagen auf dem Viadukt sind für die Realisierung des “Parkbogen Ost” selbst nicht relevant. Daher konnte dem Rückbau der Gleise zugestimmt werden, betont die Verwaltung, – insofern nicht der für den Parkbogen notwendige Unterbau beräumt wird. Der wird nämlich gebraucht, um künftig einen Hochweg auf dem Viadukt zu verwirklichen.
Offen ist freilich der Besitzwechsel. “Kaufpreis und Erwerbsdatum stehen bislang noch nicht fest”, betont das Planungsdezernat. “Wir hoffen jedoch, die Deutsche Bahn AG von dem Projekt überzeugen zu können und daher das Gelände preiswert oder sogar zu einem symbolischen Preis von einem Euro erwerben zu können.”
Immerhin wäre das auch für die Bahn ein Vorzeigeprojekt – auch dann, wenn sie es nicht selbst verwirklicht. Denn damit wird in Leipzig auf durchaus einmalige Weise gezeigt, wie nicht mehr genutzte Bahntrassen in eine neue, nachhaltige Verkehrsinfrastruktur integriert und dabei auch noch neue, zum Teil privatwirtschaftliche Nutzungen initiiert werden können. Beides trägt dann zur Vitalisierung der angrenzenden Stadtteile bei. Übrigens schwebt Leipziger Akteuren so ein Projekt ja nicht nur mit dem “Parkbogen Ost” vor. Ideen gibt es auch zu einer ähnlichen Nutzung nicht mehr für den Bahnbetrieb notwendiger Gleistrassen nordwestlich vom Hauptbahnhof.”Das Viadukt”, so betont das Planungsdezernat zum “Parkbogen Ost”, “spielt eine zentrale Rolle für den Parkbogen Ost und ist als ‘Balkon der Stadt’ vermutlich DAS Identifikationsmerkmal für den Parkbogen. Daher soll es auf jeden Fall einbezogen werden.”
Aber noch schwelt ja im Leipziger Osten und Südosten seit nunmehr über 15 Jahren das Projekt “Mittlerer Ring”, von dem die Stadt sich noch nicht offiziell verabschiedet hat, auch wenn wesentliche geplante Teilstücke aus Naturschutzgründen längst beerdigt sind. Teilweise war auch diskutiert worden, die nicht mehr gebrauchte Strecke der Bahn für den Mittleren Ring zu nutzen. Also fragte die L-IZ auch dazu mal nach: “Befürchtungen einiger Bürger gehen dahin, dass die alte Bahntrasse räumlich für den Bau des Mittleren Ringes verwendet werden könnte. Ist das der Fall? Oder werden die Pläne zum Mittleren Ring im Leipziger Osten endgültig beerdigt und durch realistische Planungen ersetzt?”
Klare Auskunft aus dem Planungsdezernat: “Der Parkbogen Ost liegt außerhalb des Planungsbereiches für den Mittlerer Ring Südost (MRSO). Eine räumliche Verbindung beider Vorhaben besteht nicht.”
Parkbogen Ost: Planungsdezernat veranschlagt 880.000 Euro allein für die Projektentwicklung
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Ganz vom Tisch aber sind die Pläne zum Mittleren Ring nicht. Nach Auskunft des Planungsdezernats sieht der aktuelle Stand so aus: “Die Thematik MRSO wurde in den letzten beiden Jahren bei der Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans Verkehr und öffentlicher Raum (STEP VöR) ausführlich, u.a. in einem Workshop mit den unterschiedlichen dort aktiven Bürgerinitiativen, diskutiert. Im Ergebnis dessen wird im Entwurf des neuen STEP VöR vorgeschlagen, statt der bisherigen 2 Varianten (entweder 4-spuriger Ausbau – mit Neubauanteilen – im Bestand oder als sogenannte Bahntrasse als Neubau entlang der Bahnlinie), folgendes zu beschließen: Die Bestandstrasse bleibt unausgebaut und für die nächsten 10 Jahre wird die Bahntrasse noch für eine zweispurige Straße freigehalten. In dieser Zeit sollen die durch die Bahnvariante zu erwartenden Entlastungswirkungen für die Ortsteile sowie die mit der Netzergänzung verbundenen Eingriffe in bestehende Strukturen nochmals detailliert bilanziert und den Entlastungswirkungen unter Einbeziehung aller Effekte, wie Lärm, Schadstoffe und Unfälle gegenübergestellt werden, bevor eine endgültige Entscheidung gefällt wird. Eine Finanzierungsmöglichkeit für die Trasse ist allerdings z Z. nicht absehbar. Bei Beibehaltung der vorhandenen Tangentialverbindung über Mölkau und Stötteritz sind dort umfeldverträgliche Möglichkeiten zur Entschärfung der verkehrsbedingten Probleme für die Wohngebiete zu prüfen.”
Das ist noch nicht beschlossen. Der Entwurf des STEP VöR muss noch durch den Stadtrat beschlossen werden.
Und natürlich ist auch das ganze Projekt “Parkbogen Ost” weder ausgereift noch beschlossen. Es geht ja jetzt erst richtig los. Und die Leipziger sollen in die Entwicklung des Projekts frühzeitig mit eingebunden werden. Das Planungsdezernat dazu: “Bei der Erstellung des Masterplanes und vor allem der einzelnen Maßnahmen wird es bereits Bürgerbeteiligung in Form von Workshops geben. Zudem soll es viel Spielraum bei der Umsetzung der Maßnahmen für die Bürger geben.”
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