Hopplahopp, kam am Donnerstag, 23. Oktober, noch schnell eine Einladung aus dem Umweltdezernat ins E-Mail-Fach geflattert: "Sehr geehrte Damen und Herren, wir laden Sie herzlich zu einer Radtour mit Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal ein. Thema: Projekt 'Lebendige Luppe" - Radtour mit Umweltbürgermeister' am 29. Oktober". Nicht nur für die Leipziger Internet Zeitung ein bisschen Hopplahopp. Wo bekommt man so schnell noch einen freien Kollegen für den Mittwochvormittag her? Auch für SPD-Stadtrat Mathias Weber nicht ganz nachvollziehbar.
Denn die eigentlichen Streitpunkte sind nicht geklärt. Will die Stadt nun auch einfach losbauen, wie das in den letzten Jahren jedes Mal die Landestalsperrenverwaltung tat? So klang es in der Einladung: “Bürgermeister Heiko Rosenthal wird mit interessierten Medienvertretern den ersten Bauabschnitt des Projekts ‘Lebendige Luppe’ befahren und über den aktuellen Planungsstand informieren. Die Tour startet an der Gustav-Esche Straße, führt am Nahle-Auslassbauwerk vorbei zu Bauerngraben und Burgauenbach und endet am Bauerngrabensiel. Unterwegs wird der Bürgermeister unter anderem auf die Nutzung vorhandener Strukturen, die Gestaltung naturnaher Gewässer sowie auf ein mögliches Zusammenspiel mit dem Nahle-Auslassbauwerk eingehen.”
Dabei ist noch gar nichts geklärt.
“Seit Monaten ringen die Naturschutzverbände mit der Stadtverwaltung das Millionenprojekt ‘Lebendige Luppe’ so anzupassen, dass die Leipziger Nordwestaue wieder auentypische Wasserverhältnisse und Biotopstrukturen bekommt. In der Sache konnte noch keine Einigung gefunden werden, obwohl dringend nötig”, stellt Mathias Weber fest. Denn das, was bislang in den Plänen zur “Revitalisierung” der Burgaue sichtbar wurde, erfülle nicht den Tatbestand einer Wiederherstellung der natürlichen Flutungsgegebenheiten. Die Einbindung des Nahleauslassbauwerks erst recht nicht.
“Das Leipziger Auensystem wird von Forschern unter den ?Top ten’ der Hartholzauenwälder Deutschlands eingeordnet (Platz 6). Ein Pfund mit dem Leipzig aber nicht mehr lange wuchern kann, wenn nicht bald wirksame Maßnahmen zur Auenrevitalisierung umgesetzt werden”, betont Weber. Und meint damit wirklich wirksame Maßnahmen.
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Mathias Weber ist auch Mitglied des Fachausschusses Umwelt und Ordnung: “Das Signal, welches das Dezernat mit der Medienveranstaltung Radtour am kommenden Mittwoch an die Öffentlichkeit aussendet, ist fatal: Wir wollen keine kritischen Stimmen. Ob gewollt oder nicht, dadurch dass die Umweltverbände bei der Veranstaltung außen vor bleiben sollen, beweist Bürgermeister Rosenthal in der Sache wenig Feingefühl und schürt die Befürchtungen mancher weiter, dass der Leipziger Auwald in seiner Verantwortung schlecht aufgehoben ist.”
Durch ein rechtzeitiges Umsteuern beim Projekt “Lebendige Luppe”, was heißt, die bekannten Grundprobleme tatsächlich in Angriff zu nehmen, könne das Projekt noch zum Erfolg geführt werden, stellt Weber fest. Das seit März vorliegende Positionspapier der Leipziger Umweltverbände “Lebendige Burgaue?” zeige hierzu Lösungen auf.
Wissenschaftler haben auf dem diesjährigen Auwaldforum die struktur- und formenreiche Hartholzaue als eine der artenreichsten Waldgemeinschaften Mitteleuropas eingestuft. Der Zustand der Leipziger Nordwestaue verschlechtert sich jedoch fortschreitend. Dies zeigen Aufnahmen der Baumartenzusammensetzung im Leipziger Auwald. Der Jungbaumbestand (Zukunft des Leipziger “Auenwaldes”) besteht zu 74 Prozent aus hartholzauen-untypischen Ahornbeständen.
“Es wäre unredlich, wirksame Maßnahmen für die Auenrevitalisierung weiter zu vertagen und so den unbefriedigenden Zustand zu manifestieren”, stellt Weber fest.
Das Positionspapier der Umweltverbände:
www.nukla.de/2014/03/gemeinsames-bekenntnis-der-leipziger-verbaende-zum-sinnvollen-hochwasserschutz-mit-wiedervernaessung-des-auwaldes
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