Für gewöhnlich, so betonte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau, gehe man mit einem Bauvorbescheid nicht an die Presse. Aber in Sachen der von der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde geplanten Moschee am Standort Georg-Schumann-Straße 27 hat sie am Donnerstag, 4. September, mal eine Ausnahme gemacht. Das Thema bewegt die Leipziger seit 2013. Und wird es wohl auch ein Weilchen tun. Mindestens, bis diese kleine Moschee in Gohlis steht.

Denn eine wirklich große Moschee soll es ja nicht werden. Selbst die beiden Minarette werden kaum mehr als Zierminarette. Das Bauwerk ist weder zu groß noch wird es den Straßenraum stören. Mit einem Bauvorbescheid stellt die Genehmigungsbehörde – also die Stadt Leipzig – fest, ob ein Bauwerk in der gewünschten Bauweise genehmigungsfähig ist. Das gibt dem Bauherren Planungssicherheit. Er weiß dann, in welchem Rahmen er die Planung vorantreiben und zur Baugenehmigung einreichen kann.

Für den geplanten Moscheebau in Gohlis heißt das: Er ist planungsrechtlich grundsätzlich zulässig. Das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege hat die von der Gemeinde eingereichte Bauvoranfrage – ob eine Moschee mit Kuppel und zwei Zierminaretten an diesem Standort planungsrechtlich zulässig ist – geprüft und positiv beschieden. Der Gemeinde ist der Vorbescheid schon in der vergangenen Woche zugestellt worden. Damit kann sie nun die weiteren Schritte zur Erlangung einer Baugenehmigung unternehmen.

Die Gemeinde beabsichtigt die Durchführung eines kleinen Wettbewerbs zur Architekturfindung und exakten Einordnung der Moschee sowie der wenigen nötigen Stellplätze auf dem Grundstück. In Folge des Wettbewerbs ist dann mit der Erarbeitung und Einreichung eines konkreten Bauantrages durch die Gemeinde zu rechnen, dessen positive Bescheidung wiederum die Voraussetzung für eine tatsächliche Realisierung der Moschee wäre. Mit dem fertigen Bauantrag rechnet Dorothee Dubrau im Frühjahr 2015. Frühestens im Sommer 2015 kann es dann einen Genehmigungsbescheid geben.
Die Moschee selbst stellt an diesem Standort baurechtlich kein Problem dar. Etwas problematischer ist der Wunsch der Gemeinde, vor der Moschee einen Carport zur Unterstellung von bis zu acht Fahrzeugen zu bauen.

“Das geht in der Magistrale Georg-Schumann-Straße nun wirklich nicht”, sagt Dubrau. Deswegen habe man der Gemeinde vorgeschlagen, eine andere Abstellmöglichkeit für die Fahrzeuge konzipieren zu lassen – und auch nicht für so viele, eher für die Hälfte. Es geht dabei nicht nur um die Ästhetik der Straßenraumgestaltung, sondern auch um den Lärmschutz für die Anwohner. Denn wenn schon in den frühen Morgenstunden mit Motorengeräuschen zu rechnen ist, müsse dafür unbedingt eine andere Lösung gefunden werden.

Die Größe der Moschee spielt in den Gesprächen mit der Stadt auch noch eine Rolle. Denn eigentlich ist sie für die Georg-Schumann-Straße ein bisschen lütt. Aber einen größeren Gebetsraum braucht die Gemeinde nicht. “Da haben wir einfach zur Sprache gebracht, ob nicht auch eine Wohnung untergebracht werden könnte in dem Neubau”, sagt Dubrau. “Nicht groß, so um die 50 Quadratmeter.” Die Idee scheint bei der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde auf Zustimmung gestoßen zu sein.

Wie der Bau am Ende tatsächlich aussieht, das muss jetzt der kleine Architektenwettbewerb der Gemeine zeigen. Möglicherweise mit zwei Architektenbüros, die die Stadt vorgeschlagen hat, die auch schon Erfahrung mit solchen Bauwerken haben.

Derzeit leben in Leipzig schätzungsweise 9.000 bis 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner muslimischen Glaubens (das entspricht einem Anteil an der Bevölkerung von unter zwei Prozent), die ihren Glauben in sieben Moscheen und Gebetsräumen ausüben. 2013 beteiligten sich vier der die Moscheen bzw. Gebetsräume tragenden Vereinigungen am bundesweiten Tag der offenen Moschee (3. Oktober). Seit 1997 existiert auf dem städtischen Ostfriedhof auch ein eigenes Grabfeld zur Bestattung verstorbener Muslime.

Als alte Messe- und Handelsstadt hat Leipzig eine lange Tradition der Weltoffenheit und Pluralität. Derzeit sind in der Stadt etwa 25 religiöse Gemeinschaften von Migrantinnen und Migranten aktiv. Seit 2006 gibt es in Leipzig einen Interreligiösen Runden Tisch mit führenden Repräsentanten der evangelischen, katholischen und russisch-orthodoxen Kirchen, der jüdischen, muslimischen und vietnamesisch-buddhistischen Gemeinden und der Bahá’í. Auch Vertreter anderer Religionsgemeinschaften nehmen oft als Gäste teil.

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