Der Wilhelm-Leuschner-Platz wird sich dieser Tage an selige DDR-Zeiten erinnert fühlen. Oder würde es, wenn er fühlen könnte - so als vernachlässigter Platz. Den Wettbewerb um das Freiheits- und Einheitsdenkmal hat der Stadtrat erst einmal begraben. Jetzt streiten sich Leipzigs Verwaltung mit der Staatsregierung des Freistaats darum, wer die schon verausgabten Kosten übernimmt. Und die FDP holt eine alte neue Idee aus der Jackentasche.

Die FDP-Fraktion im Leipziger Stadtrat hat mit Blick auf das gescheiterte Wettbewerbsverfahren zum Freiheits- und Einheitsdenkmal jetzt einen Antrag formuliert und für die Ratsversammlung eingereicht, den Wilhelm-Leuschner-Platz zwischenzunutzen, bis mal wieder irgendeine Idee für die große Platzfläche auftaucht.

“Am einfachsten und kostengünstigsten geht das unserer Ansicht nach als Parkplatz”, findet FDP-Fraktionsvorsitzender René Hobusch. Insbesondere für Busse gebe es in den besucherstarken Monaten zu wenig Parkmöglichkeiten in Innenstadtnähe. “Das Gros des Platzes ist bereits befestigt. Weitere Teile lassen sich einfach aufschottern und dann ebenfalls als Parkplatz nutzen.

Die Betreibung solle aus Sicht der FDP-Fraktion ausgeschrieben werden. “Damit wird die Stadt Vermieter der Flächen und trägt selbst kein wirtschaftliches Risiko. Gleichzeitig kommen sichere Einnahmen in die chronisch klamme Stadtkasse”, meint Hobusch.

Der Antrag der FDP-Fraktion soll planmäßig auf der kommenden Ratsversammlung im Oktober zur Beratung in die Fachausschüsse verwiesen werden.

“Der Wilhelm-Leuschner-Platz wird aufgrund des bis auf weiteres nicht erfolgenden Realisierung eines Freiheits- und Einheitsdenkmals absehbar nicht genutzt werden. Der Stadt Leipzig als Grundstückseigentümerin entstehen jedoch Kosten für die Grundstückssicherung”, stellt die FDP-Fraktion in ihrer Antrags-Begründung fest. “Um diesen Kosten Einnahmen entgegen zu stellen und so die Stadtkasse zu entlasten, kann das Areal sehr einfach als Parkplatz bewirtschaftet werden. Die Einnahmen können so zur Entlastung der Stadtkasse genutzt werden. Um das wirtschaftliche Risiko für die Stadt zu minimieren, sollte die Betreibung öffentlich ausgeschrieben werden. Gleichzeitig ist anzumerken, dass so in den besucherstarken Zeiten (bspw. während des Weihnachtsmarktes) der Parkplatzsuchverkehr reduziert werden kann. Denkbar ist auch, dass der Parkplatz teilweise als Abstellmöglichkeit für Reisebusse, die unsere Stadt immer häufiger mit Tagestouristen anfahren, genutzt werden könnte. Diese Möglichkeit kann Bestandteil der Ausschreibung sein und so die begrenzten innenstadtnahen Abstellmöglichkeiten (bspw. Hauptbahnhof Ostseite, Goethestraße, Thomaskirche) entlasten. Ebenfalls möglich erscheint, dass seitens des Parkplatzbetreibers ein Teil der Stellplätze an ein Carsharing-Unternehmen weitervermietet wird.”

Bis 1990 diente der Platz schon einmal als öffentliche Parkfläche. Mit dem Unterschied, dass der Stadt in DDR-Zeiten nicht nur jeglicher finanzieller Spielraum fehlte, den Platz aufzuwerten. Auch an solche Ideen wie die Verwandlung in ein Denkmal – gar für Freiheit und Einheit – war nicht zu denken. Nach 1990 wurde der Platz dann aber auch aus stadtgestalterischen Gründen nicht mehr als Parkfläche genutzt.

Die beiden Antragspunkte der FDP lauten so:

“1. Im Rahmen einer Zwischennutzung bis zu einer späteren Bebauung wird der Wilhelm-Leuschner-Platz als Parkplatz hergerichtet – bspw. durch Aufschottern soweit nötig, Aufstellen von WC-Containern etc.

2. Die Bewirtschaftung des Parkplatzes wird öffentlich ausgeschrieben.”

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