Viele Leipziger wissen es gar nicht, dass ihre Stadt von mehreren attraktiven Radrouten durchzogen wird, mit denen man ins Umland kommt. Vom Elster- und vom Pleißeradweg hat man vielleicht noch gehört. Eher unbekannt dürften die Neuseenland-Radroute und die Kohle-Dampf-Licht-Radroute sein. Und wie ist es mit der Leipzig-Elbe-Radroute und der Parthe-Mulde-Radroute? Letztere führt im Leipziger Nordosten durch ein ganzes Stück reizvoller Stadtlandschaft. Und gebaut wird da jetzt auch wieder.

Denn das Problem der meisten Radrouten im Stadtgebiet ist: Sie sind oft nicht durchgängig ausgebaut, oft fehlen wichtige Wegeabschnitte und der Radfahrer muss sich doch wieder in den Kfz-Verkehr einordnen. Die Beschilderung ist in der Regel sehr dezent. So etwas wie gebündelte Knotenpunkte, an denen sich wichtige Radrouten treffen und wo Radreisende sich über Routenführung und Abzweigmöglichkeiten informieren können, gibt es nicht. Oder übersieht man sie, weil sie schüchtern sind?

Wohl nicht. Leipzig ist schon von Natur her eine natürliche Radfahrregion. Und wenn die Stadt als Ziel hat, den Verkehrswegeanteil des Radverkehrs in Leipzig nur auf 20 Prozent erhöhen zu wollen, dann ist das nur klein und verdruckst gedacht. Dann ist das auch ein Versuch, die Investition von 32 Millionen Euro für ein besseres Radwegenetz möglichst weit in die Zukunft zu strecken, obwohl man selbst im 2012 verabschiedeten Radverkehrsentwicklungsplan schwärmt: “Weiter wird erwartet, dass sich Leipzig langfristig als stärker zukunftsfähig erweist, weil die Optionen für alternative Verkehrsangebote gestärkt wurden und somit neue Möglichkeiten der Mobilität genutzt werden können, die dem Ziel der Nachhaltigkeit näher kommen. Neben der Wirtschaft und der Umwelt werden auch für die Gesellschaft positive Auswirkungen erwartet, wenn gleichberechtigte Mobilitätschancen für alle Personengruppen durch eine Erhöhung der Verkehrssicherheit und durch eine verbesserte Teilhabe auch von Mobilitätseingeschränkten ermöglicht werden.”

Aber was soll dieser Posaunenton, wenn man die wichtigsten Aufgaben im Radwegenetz erst bis 2030 lösen will? Welche zukünftigen Generationen sollen davon profitieren?Zu recht rumort es in der Leipziger Stadtgesellschaft, weil wichtige Versprechen zumeist aus finanziellen Gründen immer weiter in eine ferne Zukunft verschoben werden. Auch wenn – wie beim Fahrrad – der Wunsch der Leipziger, aufs Rad umzusteigen – auch in den Bürgerbefragungen sichtbar wird. Und zwar jetzt. Nicht erst 2020 oder 2025.

Aber schon bei der Schneeberäumung der Radwege verweigert die Stadt das Nachdenken: Die Nichtberäumung der Radwege sei in allen vergleichbaren Großstädten so die Norm, da sei Leipzig keine Ausnahme und müsse auch nichts ändern. Eine ganz sachliche, bürokratische Denk- und Arbeitsverweigerung.

Und so sind Botschaften, die neue Reparaturen und Ergänzungen im Radnetz verkünden, schon eine wohltuende Abwechslung. Eine solche gab es jetzt mal aus dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) des Freistaats Sachsen. Das schießt jetzt nämlich Geld zu für den Ausbau eines Stücks der Parthe-Mulde-Radroute im Abtnaundorfer Park, dort, wo im Winter die ganzen Schwarzpappeln gefällt wurden, die vom aufsteigenden Grundwasser in ihrer Standfestigkeit beeinträchtigt waren. Das Leipziger Amt für Stadtgrün und Gewässer nutzt die Gelegenheit, den neuen Hauptweg durch den Park aufzuwerten und gleichzeitig mit einem festeren Belag – aber keinem Asphalt – deutlicher als Teilstück der Parthe-Mulde-Radroute erkennbar zu machen.

Die Parthe-Mulde-Radroute führt über 56 Kilometer vom Leipziger Rosental über den Mariannenpark in Schönefeld, den Abtnaundorfer Park, Thekla und Plaußig erst nach Taucha – alles hübsch an der Parthe entlang. Und von dort über Borsdorf, Beucha, Albrechtshain, Erdmannshain, Naunhof und Grethen nach Grimma. Eine richtig schöne Tagestour. Und wer sie mit dem Rad nicht wieder zurückfahren will, setzt sich in Grimma einfach in den Zug. Im Juni 2006 wurde die regionale Hauptradroute “Parthe-Mulde-Radroute” von Leipzig nach Grimma mit einer Länge von 56 Kilometern offiziell eröffnet. Sie stellt die Verbindung zwischen den in Leipzig sich berührenden touristischen Radrouten Elsterradweg, Elster-Saale-Radweg und Radroute Kohle-Dampf-Licht und dem Mulderadweg in Grimma her und ist Bestandteil des SachsenNetz Rad.

Die Stadt Leipzig hat nun einen Förderbescheid über rund 149.000 Euro vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr für den Ausbau der Parthe-Mulde-Radroute im Leipziger Abtnaundorfer Park erhalten. Das entspricht einem Fördersatz von 75 Prozent. Die Mittel werden vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr für die Verbesserung der kommunalen Infrastruktur zur Verfügung gestellt.

Der jetzt geplante zirka 640 Meter lange Ausbauabschnitt im Abtnaundorfer Park im Leipziger Nordosten schließt an den ersten dort bereits im Jahr 2011 geförderten Ausbauabschnitt an, weitere Abschnitte befinden sich in Planung, teilt das Lasuv mit.

Die Baumaßnahme soll im dritten Quartal dieses Jahres beginnen.

Schon einmal zum Vormerken: Am Samstag, 20. September, findet im Abtnaundorfer Park von 14 bis 21 Uhr das 3. Abtnaundorfer Parkfest unterm Motto “Parkromantik” statt.

www.wir-für-schönefeld.de

Die Parthe-Mulde-Radroute: www.leipzigerneuseenland.de/aktiv-und-fit/an-neuen-ufern/radfahren/parthe-mulde-radroute

Die wichtigsten Radrouten ab Leipzig: www.leipzigerneuseenland.de/aktiv-und-fit/an-neuen-ufern/radfahren

Der Radverkehrsentwicklungsplan 2010 – 2020: www.leipzig.de/umwelt-und-verkehr/verkehrsplanung/radverkehr/

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