Seit 2011 erfreut diese Bieridee aus der Verwaltungsspitze die Leipziger. Damals wollte die Stadtverwaltung den Wilhelm-Leuschner-Platz gleich komplett umbenennen in "Platz der friedlichen Revolution", obwohl der Platz mit der Friedlichen Revolution gar nichts zu tun hat. Außer dass es der Platz ist, den sich die Verwaltungsspitze für das Einheits- und Freiheitsdenkmal gewünscht hat. Aber was nun? Kommen die Schilder wieder ab, fragt Mike Demmig in einer Einwohneranfrage, die am 16. Juli zur Ratsversammlung beantwortet werden soll.
Demmig ist Veranstaltungsmacher und seit Kurzem auch einer der beiden Sprecher des Fahrgastbeirats der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Und als Fahrgast wird man ja beim Anfahren jeder Haltestelle beschallt, weil die LVB der Meinung sind, man müsse die Leute mit Informationen überschütten. Quasi ein Service, den keiner bestellt hat, der aber jeden Fahrgast aus dem Schlummer weckt.
Etwa wenn die Straßenbahn die Haltestelle Wilhelm-Leuschner-Platz ansteuert und der Fahrgast jedesmal noch den ganzen Wurmfortsatz bekommt “Wilhelm-Leuschner-Platz, Platz der friedlichen Revolution, Kabarett Academixer, Zentraler Umsteigepunkt, Übergang zur Innenstadt, Übergang zur S-Bahn”. Spätestens nach der dritten Fahrt hat man den Spruch drauf und schaut sich nach Jemandem um, dem man dafür die Ohren langziehen kann. An anderen Stellen im Gleisnetz ist es noch nervtötender, weil aufdringliche Unternehmen, deren Existenz den meisten Fahrgästen wirklich völlig egal ist, den Fahrgastinnenraum als Werbebühne missbrauchen dürfen.
Aber man lebt ja in Leipzig. Da ist niemand für nichts verantwortlich. Schon gar nicht für den Unfug, der in öffentlichen Räumen zelebriert wird. Da könne man wenigstens den Unfug mit dem “Platz der friedlichen Revolution” abstellen, findet Demmig.Seine Einwohneranfrage in ganzer Schönheit:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
als Bürger dieser Stadt und einer von zwei amtierenden Sprechern des LVB-Fahrgastbeirates beziehe ich mich in meiner Anfrage auf den Prozess zur Gestaltungsfindung für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal und der Namensgebung des “Platz der friedlichen Revolution” bezugnehmend im Besonderen auf die Namensgebung der LVB Straßenbahn – Haltestelle am Wilhelm-Leuschner-Platz.
Zum Freiheits- und Einheitsdenkmal: Laut einschlägigen Medienberichten ist es nicht sicher, dass das Einheits- und Freiheitsdenkmal von der Stadt Leipzig auf der Fläche des Wilhelm-Leuschner-Platzes errichtet werden kann. Derzeit werde auf eine Entscheidung des Bundes gewartet, wie es mit dem Denkmal weitergehen soll. Der Oberbürgermeister empfiehlt zwar nicht, das Verfahren zu beenden, jedoch verschließt er sich dem offiziell nicht und sieht, wie wichtig es sei, die Menschen von Anfang an konstruktiv in der Realisierung eines solches Unterfangens mitzunehmen. Geplant sei es, einen Teil der Fläche auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in Platz der friedlichen Revolution umzubenennen. Diese Entscheidung wurde meines Wissens nach durch den Stadtrat mitgetragen, da die Umbenennung und Namensgebung der Fläche u. a. als ein Teil der Wettbewerbsbemühungen anzusehen sei. Nach Aussagen des vorangegangenen Baubürgermeisters zur Nedden handle es sich im Allgemeinen um zwei parallel laufende Planungsprozesse in der Gestaltung des Wilhelm-Leuschner-Platzes. Einerseits das Bauleitplanverfahren zur Sicherung des neuen städtebaulichen Leitbildes für das Areal zwischen Peterssteinweg, Rossplatz, Grünewaldstraße und Windmühlenstrasse. Zum anderen geht es um die Gestaltungsfindung für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal auf diesem Areal.
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Nunmehr gelte nach Zeitungsangaben – wie angehängt – als gesichert, dass bei Scheitern des Wettbewerbs der Wilhelm-Leuschner-Platz womöglich als Standort des angestrebten Denkmals aus dem Rennen sei.
Zu meiner Anfrage: Die Haltestellen des City Tunnels und der LVB Straßenbahn Haltestelle Wilhelm-Leuschner-Platz tragen derzeit beide den Namenszusatz “Platz der friedlichen Revolution” nach Wunsch der Stadtverwaltung. Zu gegebenen Zeitpunkt kann ich dies wie viele andere Leipziger nicht vollends nachvollziehen und bitte Sie hierbei um Aufklärung.
1. Ist es möglich, diesen Namenszusatz in der Namensgebung des Wilhelm-Leuschner-Platzes ganz und gar bzw. bis zur gesicherten Weiterführung des Wettbewerbs aufzuheben?
2. Wie deuten Sie das Verfahren, wenn der Namenszusatz “Platz der friedlichen Revolution” weiterhin Bestand hat?
3. Formuliert das Denkmal den Platz mit einer entsprechenden Namensgebung als Namenszusatz – wie es OBM Burkhard Jung im Prozess des Denkmalwettbewerbs nie müde wurde zu erklären? Oder formuliert der Platz die Rahmenbedingungen für das Denkmal?
Ich möchte Sie mit dieser Einwohneranfrage zudem informieren, dass wir dieses Thema bei unserer nächsten Sitzung des LVB Fahrgastbeirates diskutieren werden. Ich danke Ihnen vielmals, dass Sie sich mit dieser Einwohneranfrage beschäftigen und hoffe sehr, dass Sie und das zuständige Dezernat die Fragen zufriedenstellend beantworten werden.
Mit besten Grüßen
Mike Demmig
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