Zuweilen darf man durchaus staunen über das, was die Landestalsperrenverwaltung verlauten lässt. "Viele der im Auenwald lebenden Pflanzen und Tiere benötigen für ihre optimale Entwicklung regelmäßige Überflutungen", vermeldete sie am 28. Mai. Und kündigte gleich noch an, den Auwald künftig wieder fluten zu wollen. Ein Baufeststellungsantrag sei schon gestellt.

Sie hat es tatsächlich getan. “Damit sich der Leipziger und der Schkeuditzer Auenwald künftig besser entwickeln können, soll durch die Altläufe in der nordwestlichen Elster-Luppe-Aue möglichst jährlich Wasser fließen sowie ökologisch wertvolle Feuchtgebiete zeitweilig überflutet werden. Dafür hat die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen in diesem Monat die Planfeststellungsunterlagen bei der Landesdirektion Sachsen eingereicht”, meldete sie.

Es geht hier freilich nicht um den kompletten Auwald und auch nicht um das umstrittene Gebiet der südlichen Burgaue, das die Landestalsperrenverwaltung als “gesteuerten Polder” nutzen möchte, sondern um den nördlich der Neuen Luppe gelegenen Teil. Auch hier hat die Landestalsparrenverwalrtung 2011 durch massiven Deichbau tief in den Wasserhaushalt eingegriffen. Noch stärker hatte schon die Begradigung der Luppe in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts diesen Bereich des Auenwaldes verändert. Mit Folgen, die selbst Naturschützer in Zwiespalt versetzen. Denn durch die Trockenlegung einstiger Auengebiete haben sich in einigen Bereichen auch besonders geschützte Arten angesiedelt, die auf der Roten Liste stehen und Überflutungen nicht vertragen.

“Diese Gebiete müssen von den planmäßigen Flutungen ausgenommen werden”, stellt nun die Landestalsperrenverwaltung fest.
Das Projekt sieht vor, in Lützschena einen Abzweig von der Weißen Elster zu errichten. Dieser soll bei erhöhter Wasserführung automatisch und ohne technische Steuerung die Altläufe im Auenwald mit Wasser versorgen. Von dort werden die Auenbereiche unter Wasser gesetzt, die einer regelmäßigen Überflutung bedürfen. Das Wasser wird die Altläufe und Senken durchströmen und dann südlich von Wehlitz (Stadt Schkeuditz) durch ein bereits vorhandenes Siel wieder zurück in die Untere Weiße Elster fließen.

So dass dann die nördliche Burgaue künftig bei Hochwasser wieder durchflutet werden soll. Wie früher. Um mal aus einer Untersuchung der Stadt Leipzig zu zitieren: “Ursprünglich gebietsprägend sind die Fließsysteme von Weißer Elster und Luppe, und die von ihnen ausgehenden landschaftsdynamischen Prozesse (± regelmäßige Überflutungen, erhebliche Grundwasserstandsschwankungen im Jahreslauf, Flusslaufverlagerungen usw.) Vor allem infolge der Eindeichung und Kanalisierung des Luppesytems in den 1930er Jahren und weiterer Maßnahmen im 20. Jh. (Betrieb von Elsterbecken und Elterflutbett im Stadtgebiet Leipzig, fortschreitende Erhöhung der Speicherkapazitäten an der oberen bis mittleren Weißen Elster; weitgehend künstliche Regelung/relative Konstanz des Abflussgeschehens) ist die auentypische Wasserdynamik seit vielen Jahrzehnten nahezu vollständig eingeschränkt worden.” (Hellriegel-Gutachten zur Waldbewirtschaftung)

Ein Thema, das eigentlich schon 2011 auf den Tisch gehört hätte, als die Landestalsperrenverwaltung die Neue Luppe mit neuen Deichbauten erst wieder verstärkte. Die nördliche Burgaue gehört genauso zu diesem alten Überschwemmungsgebiet wie die südliche, die jetzt durch das neue Nahleauslassbauwerk erneut abgeschottet werden soll.

Der Baubeginn im Norden hänge davon ab, wie schnell das Vorhaben genehmigt werde, teilt die Landestalsperrenverwaltung noch mit. Aber wenn sie schon mal was bauen will, dann soll es ja möglichst schnell gehen: Von Seiten der Landestalsperrenverwaltung wird eine kurzfristige Umsetzung ab 2015 angestrebt.

Das Vorhaben ist eine Kompensationsmaßnahme der Landestalsperrenverwaltung für die Hochwasserschutzmaßnahmen an den Luppedeichen, die sie 2011 durchgeführt hat mit Verstärkung der Deiche und dem Verriegeln wichtiger Wasseradern zwischen (Neuer) Luppe und Burgaue.

Das Projekt wird durch die Europäische Union gefördert, teilt die LTV noch mit.

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