Es ist ein Kleinod, dieses Kontorhäuschen aus der Zeit, als Carl Heine den Leipziger Westen in Schwung brachte und hier den Industriemotor Leipzigs ins Laufen brachte. Das 150 Jahre alte Baudenkmal hat überlebt. Doch der Besitzer sitzt in Luxemburg und die SPD-Fraktion hatte im April eine besorgte Anfrage an die Stadt gestellt, ob sie sich nicht einschalten könnte, das Häuschen für Leipzig zu retten. Jetzt gab's die Antwort vom Dezernat Stadtentwicklung und Bau.
Das dann in seiner Antwort auch gleich mal betont: “Der Tenor des Antrages entspricht dem Handeln der Verwaltung.”
Was aber noch nicht den Gordischen Knoten löst, der dadurch entsteht, dass der Eigentümer – eine Luxemburgische Fondsgesellschaft – in Einzelteilen augenscheinlich gar nicht zu denken in der Lage ist. Sie will nur in Gesamtpaketen verkaufen. Oder gar nicht.
“Eigentümer des Bahnhofs und des Bahnhofsumfelds, darunter auch des historischen Kontorhäuschens ist ein Fonds mit Sitz in Luxemburg”, erläutert das Dezernat die Malaise in ihrem Sachstandsbericht. “Der Fonds wird in den Gesprächen mit der Stadt durch einen Grundstücksverwalter vertreten. Der Stadtverwaltung ist bekannt, dass der Eigentümer einen Käufer sucht, dabei aber nicht Teile herauslösen und einzeln verkaufen möchte.”
Was einer der Gründe dafür ist, dass Bauprojekte in deutschen Städten immer größer und unüberschaubarer werden. Da verhandeln selbst die Städte nur noch mit anonymen Gesellschaften, denen kleinteilige Strukturen oder Interessen vor Ort völlig gleichgültig sind. Hier geht es nur noch um Anlagestrategien und Renditen für all die Leute, die ihr Geld in diese Fonds investiert haben. Die wissen zwar selbst meist nicht, wo der Fonds überall investiert – sie wollen nur ihre Dividende sehen. Das große Kapital ist tatsächlich blind. Was Stadtpolitik zu einem fast unmöglichen Geschäft macht, wenn wichtige Immobilien oder Grundstücke erst einmal in den Besitz solcher Fonds gekommen sind.Die Lage nun im Gebiet des “Bürgerbahnhofs Plagwitz”: “Im Januar 2012 wurde auf Initiative der ‘Stiftung Ecken wecken’ das Kontorhäuschen vor dem weiteren Verfall geschützt, indem ein Gerüstschutzdach über dem Gebäude errichtet wurde. Diese Aktion wurde von der Stadt Leipzig (hier: Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung) unterstützt und mit vorbereitet”, betont das Planungsdezernat. “Zur Genehmigung dieser Aktion fanden im Vorfeld Abstimmungen mit dem Grundstücksverwalter, der Deutschen Bahn und dem Amt für Bauordnung und Denkmalpflege statt. Zur Erhaltung des Kontorhäuschens wurden von der Leipziger Denkmalstiftung weitere Bauplanungen und Nutzungskonzepte erstellt.”
Doch um die Sanierungsmaßnahmen durchführen und finanziell unterstützen zu können, ist eine nachhaltige Verwendung des Gebäudes notwendig. Dies kann nur über einen Miet-, Pacht- bzw. Kaufvertrag des künftigen Nutzers erfolgen.
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“Der Verwalter hat der Stiftung zwischenzeitlich immer wieder verschiedene Vertragsmodelle avisiert. Es ist jedoch zu keinem entsprechenden Vertragsabschluss gekommen. Im März 2013 hat der Verwalter die Stadt Leipzig darüber informiert, dass die Bahnhofsgebäude verkauft werden sollen und nachgefragt, ob die Stadt ein Kaufinteresse daran hat. In einem daraufhin geführten Gespräch wurde von dem Grundstücksverwalter erklärt, dass der Eigentümer keine Teilverkäufe der Bahnhofsgebäude zulassen wird”, stellt das Dezernat nun fest.
Die Stadt hat das Kaufangebot zwischenzeitlich abgelehnt. Ob es zu teuer war, teilt das Planungsdezernat freilich nicht mit. Doch “nach jetzigem Kenntnisstand” habe sich noch kein Erwerber für das Gesamtareal gefunden.
“Dieser Zustand ist sehr frustrierend für die Initiativen der Bürgerschaft. Im aktuellen Entwurf des Bebauungsplans Nr. 380 ‘Grüner Bahnhof Plagwitz’ wird das Kontorhäuschen als Baudenkmal nachrichtlich übernommen”, betont das Dezernat. “Seitens der Denkmalpflege ist auf Grund der erfolgten Sicherung des Kontorhäuschens eine Sicherungsverfügung gegenüber dem Eigentümer derzeit nicht möglich. Ein Sanierungsgebot seitens der Stadt ist in diesem Fall rechtlich nicht durchsetzbar. Von der Stadtverwaltung wurde der Stiftung bereits Unterstützung angeboten, diese konnte jedoch auf Grund der fehlenden Nutzungssicherheit nicht beantragt und deshalb auch nicht bewilligt werden.”
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