Noch ist es Zukunftsmusik. Auch der Stadtrat hat es noch nicht beschlossen. Aber für 2017 hat es Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke) im Plan. Dann soll der Leipziger Stadthafen gebaut werden. "Herzstück des Neuseenlandes", wie er so gern sagt. Nach Kalkulationen von 2008 rund 3,9 Millionen Euro teurer. Und damit sich die Leipziger an den Standort schon einmal gewöhnen, wird am Freitag, 18. April, eine kleine Container-Stadt eröffnet.
Als Vorgeschmack und Einladung. Die Platzfläche gehört der Stadt. Auch das angrenzende Gelände an der Schreberstraße hat sie mittlerweile gekauft. “Und die Sache nimmt Konturen an”, sagt Rosenthal. Ende des Jahres oder Anfang 2015 wird das nächste Teilstück des Elstermühlgrabens bis zur Elsterstraße fertig. Samt zwei neuen Brücken. Das restliche Teilstück von der Elsterstraße bis zur Thomasiusstraße steht bis 2018 im Plan der Stadt. Und dann wird ein kleiner Traum der Paddler wahr: Dann können sie vom Stadthafen über den Elstermühlgraben und die Weiße Elster bis zum Auensee schippern.
Aber ums Paddeln geht es auch bei den Containern, die in den letzten Tagen auf die Brache des künftigen Stadthafens gesetzt wurden. Dahinter steckt ein Projekt namens Stadthafen Leipzig GmbH, gegründet von Leipzigs erfolgreichem Wassersportler Jan Benzien und Dirk Thärichen, dem Mann, der immer dann auftaucht, wenn es in Leipzig Prestige-Projekte voranzutreiben gilt: Olympia, Stadtbad, 1.000 Jahre Ersterwähnung.Am Anfang stand sogar ein CDU-Antrag im Stadtrat, erzählt CDU-Stadträtin Sabine Heymann. Man könne so eine Fläche nicht einfach jahrelang unbewirtschaftet brach liegen lassen. Die Stadt solle sich nach einem Betreiber für eine Zwischennutzung umsehen. Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal sah sich um. Und fand in Jan Benzien den Mann, der die Idee gut fand. Noch gehört er zu den Spitzensportlern im deutschen Kanu-Slalom. Aber irgendwann ist so eine Karriere vorbei. Was dann? Die Idee, sich noch während der aktiven Laufbahn ein Standbein für die Zukunft aufzubauen, fand er gut. Und in Dirk Thärichen fand er einen Partner, der sagte: Da mach ich mit.
Sie entwarfen ein Nutzungskonzept für die Zeit, bis am Stadthafen gebaut werden soll, und gewannen, wie die Stadt mitteilt, ein Ausschreibungsverfahren. Das Ergebnis ist ab Freitag zu erleben: eine Art Hafen auf Zeit mit Bootsverleih und Freisitz, Beachvolleyballfeld und Fahrradverleih.Zusammen haben Thärichen und Benzien das Grundstück von der Stadt für die nächsten vier Jahre gepachtet, bevor dort 2017 der Ausbau des Hafenbeckens beginnen soll. Den Pachtvertrag unterschrieben sie am Dienstag, 15. April.
Aber wie bringt man Sport und Hafenbetrieb unter einen Hut? – Eher noch nicht, gibt Jan Benzien zu. Zwei Wochen hat er sich jetzt dem Projekt gewidmet, hat das Aufschütten von Kies als Standfläche für die Container organisiert, Baufirmen dirigiert. Ein Beachvolleyball-Platz ist entstanden. Bootsbetrieb an der Mole Stadthafen gibt es ja schon länger. Diese wird jetzt um die Ausleihe von Kanus erweitert. 50, 60 Stück will Benzien bevorraten. Auch wenn er in den nächsten Wochen das Projekt vorerst in andere Hände geben muss. “Ich muss wieder Vollzeit trainieren”, sagt er. “Am Wochenende ist der nächste große Wettkampf”. Sein großes sportliches Ziel ist eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016.Bis dahin hält vor Ort André Zwerschke die Fäden in der Hand. Für das gastronomische Angebot sorgt Stefan Walther, Inhaber des “Gonzales” in der Gottschedstraße und des “Frizz Karli”.
“Nicht nur Sportler sollen sich hier wohlfühlen”, sagt Jan Benzien. “Wir möchten einen besonderen Ort für alle Leipziger und Gäste etablieren. Hier kann man auch einfach mal eine kleine Auszeit von der City nehmen. Als Kanute freue ich mich persönlich natürlich auf ausgedehnte Touren auf dem 300 Kilometer langen Wassernetz”, so der Wahlleipziger.
Was für Touren? – “Im Boot natürlich”, sagt Heiko Rosenthal und lässt auch Floßgraben und Eisvogel nicht weg. “Mit dem Paddelboot, mit dem Fahrgastschiff, gegebenenfalls auch mit einem Linienverkehr ins Neuseenland.” Hoppla, ein neues Wort.
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Dass da jetzt am Ufer der Außenmole des Stadthafens ein paar Container stehen, sieht man nicht gleich. Sie sind schon zum großen Teil mit Holz verkleidet. “Wir haben nicht alle geschafft”, sagt Jan Benzien. Zwei Wochen von Startschuss bis Inbetriebnahme sind wirklich keine lange Zeit. Was noch fehlt, soll in den nächsten zwei Wochen noch gemacht werden.
Für Heiko Rosenthal ist es wichtig, dass der Ort sich in den nächsten Jahren etabliert und für Wasserausflügler zum selbstverständlichen Anlaufpunkt wird. Fahrgastboote laufen hier schon regelmäßig aus. Und wer nicht ins Boot steigen will, kann sich ein Rad schnappen und ins Neuseenland radeln. Jan Benzien hofft darauf, dass sich sein Projekt etabliert bis 2017 und zu einem tragenden Unternehmen wird. Und falls der Stadtrat tatsächlich 2017 die Finanzierung für den Stadthafen zusammen bringt, steht natürlich die Frage, wie schnell der neu gebaute Hafen dann auch eine infrastrukturelle Nutzung hat. Die Stadthafen Leipzig GmbH stünde dann – mit den Erfahrungen aus der Zwischennutzung – schon in den Startlöchern. Denn das Hafenbecken für 3,9 Millionen Euro ist das eine. Den ganzen “Rest” drum herum müssen private Entwickler erschließen und beleben.
Als Auftakt in die erste Saison des Stadthafen Leipzig stiegen am Dienstag etliche Ballons in die Luft. Wer einen davon findet, darf sich über den angehängten Gutschein für eine zweistündige Bootstour freuen.
Weiterführende Information zum Stadthafen Leipzig: www.stadthafen-leipzig.com
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