Nach und nach nimmt das neue Betriebskonzept der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) Gestalt an. Ab 2016 wird es ein Dreieck sein, das den Straßenbahnbetrieb in Leipzig sichert: Angerbrücke, Heiterblick und Dölitz. Der Betriebshof Angerbrücke ist seit rund zehn Jahren modernisiert, die Zentralwerkstatt Heiterblick wird 2014 fertig. Und für den neuen Betriebshof Dölitz gab es am Freitag, 28. Februar, den großen Ministerauftritt.
Mit großem gelbem Bagger, einer Betonplatte aus DDR-Zeiten und zufriedenem Publikum. Denn wie das so ist, wenn Minister aus Dresden zur Scheckübergabe anreisen, dann muss das bildwirksam inszeniert werden. Und Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) kam am Freitag mit Förderbescheid: 16,6 Millionen Euro schießt der Freistaat Sachsen aus seinem Investitionsprogramm zu, damit auch der 114 Jahre alte Betriebshof in Dölitz fit gemacht werden kann fürs Zeitalter der Niederflurstraßenbahnen.
Augenblicklich passt dort nichts. Die alten Gebäude erfüllen nicht mehr die gesetzlichen Bedingungen, eine moderne Wartungs- und Instandsetzungshalle fehlt. Schon vor drei Jahren haben die LVB-Geschäftsführer Ulf Middelberg und Ronald Juhrs mit Sven Morlok in der damaligen LVB-Zentrale in der Karl-Liebknecht-Straße hart verhandelt. Man war mit der Modernisierung des Leipziger Gleisnetzes um Jahre im Verzug, die alten Betriebshöfe genügten den neuen gesetzlichen Vorschriften nicht mehr. Und sie waren fast alle zu klein, um den Fuhrbetrieb künftig straffer und damit auch preiswerter zu organisieren.Schon die Investition in Heiterblick war eine mühsame Verhandlungssache, die sich über Jahre hingezogen hatte, mit Rückschlägen und neuen Ansätzen. Kurzzeitig als PPP-Modell gedacht. Aber davon hat auch Sachsen sich mittlerweile verabschiedet. Und immer musste Dölitz mitgedacht werden als südlicher Punkt im “Gleisdreieck.
“Am Ende haben wir doch ein gutes Ergebnis hinbekommen”, sagte nun Sven Morlok beim Vor-Ort-Termin am Freitag in Dölitz. 75 Prozent der förderfähigen Investitionen in Dölitz werden vom Freistaat auch gefördert. Die Eigenmittel der LVB sind gesichert. Der Betriebshof selbst kostet 29 Millionen Euro. Weitere 3,2 Millionen Euro investieren die LVB in den Straßenabschnitt der Bornaischen Straße direkt vor dem Betriebshof.Die älteste Halle auf dem Gelände ist eine 1900 von der Großen Leipziger Straßenbahn (GLSt) errichtete Holzfachwerkhalle. Von ihr bleibt nur der Portikus erhalten. Er wird weiter zur Straße hin versetzt. Dahinter entsteht eine große Abstellanlage für Straßenbahnen. Die Betonhalle daneben wurde 1912 errichtet, steht unter Denkmalschutz und bleibt auch erhalten. Aber da sie nicht für die modernen Wagengrößen gebaut wurde, wird sie künftig als Busabstellhalle für 15 Busse und als Lagerhalle genutzt. Für Architekturfreunde wird es trotzdem ein Kleinod sein, den errichtet wurde sie vom Leipziger Architekten Max Pommer. Auf der Südseite des Geländes wird dafür eine neue Warte- und Instandhaltungshalle errichtet.
In Dölitz wird künftig abgesichert, dass der Straßenbahnbetrieb auf der Nord-Süd-Achse rollt. 70 Straßenbahnen werden ihren heimatlichen Betriebshof nach Fertigstellung des Projektes Ende 2016 in Dölitz haben. Mit den Anwohnern, so LVB-Geschäftsführer Juhrs, sei man schon seit längerem im Gespräch, suche das gute Einvernehmen, was während der Bauzeit vor allem Licht- und Lärmbelastung betrifft.
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Erstaunlicherweise sprach Sven Morlok dann noch ein weiteres Thema an, bei dem es in Leipzig hängt: Die Erneuerung des Fuhrparks stockt. “Vor einem Jahr haben wir hier den letzten neuen Wagenzug aus Bautzen übergeben”, erwähnte er nicht ganz beiläufig und versprach für den Rest der noch immer durch Leipzig rollenden Tatra-Fahrzeuge sein Bemühen um Unterstützung.
Was dahinter steckt, vermeldeten im Nachgang die LVB: “Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH haben heute einen Teilnahmewettbewerb zur Straßenbahnneubeschaffung gestartet. Dieser ist die Vorstufe eines komplexen Vergabeverfahrens. Die entsprechenden Unterlagen wurden im Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.”
Gegenstand ist die Lieferung von Niederflurfahrzeugen im Zeitraum von 2016 bis voraussichtlich 2020. Zunächst sollen 5 Fahrzeuge als Vorserie beschafft werden. Insgesamt werden 41 Fahrzeuge zur Ablösung der Tatra-Fahrzeuge benötigt. Bis Anfang April können interessierte Unternehmen ihre Anträge für die Teilnahme an einer Angebotsphase einreichen.
Nach den kurzen Zukunftsaussichten ging’s auf den großen gelben Bagger und der Minister zeigte, wie forsch er es angeht, wenn es um eine alte DDR-Betonplatte geht. Er hämmerte sie mit dem großen Stahlmeißel kurz und klein. Das ist jetzt der Auftakt für die Arbeiten in Dölitz, die auf jeden Fall die Dölitzer in den nächsten zweieinhalb Jahren in Atem halten werden.
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