Eigentlich braucht es ganz wenig, den Elsterstausee wieder zu einem kleinen Wasserparadies zu machen. 60.000 Euro für eine Übergangsvariante, 650.000 für die Zukunft. Das ergab eine Anfrage, die die Stadträte Knut Keding (Bürgerfraktion), Thomas Zeitler (CDU), Rainer Engelmann (Die Linke), René Hobusch (FDP) und Michael Schmidt (Grüne) im Januar gestellt haben.

Immerhin liegt das Thema seit 2009 auf dem Tisch, das Seebecken ist grüne Wiese. Das Amt für Stadtgrün muss regelmäßig ran, um den Wildwuchs von Bäumen und Sträuchern zurückzuschneiden. Und die Unklarheit, ob der See überhaupt weiter betrieben werden kann, war auch noch da.

“Welche Erkenntnisse lieferten die Gutachten und welche Schlüsse zieht die Stadtverwaltung in Umsetzung des o.g. Stadtratsbeschlusses daraus?”, war denn die erste Frage.

Und nun gibt es von Stadtseite erstmals klare Ansagen: Ja, der See könnte sein Wasser halten. – “In der Folge der geotechnischen Stellungnahme des Büros FCB GmbH aus dem Jahr 2012, die zu dem Schluss kommt, dass der See und seine umlaufenden Böschungen standsicher sind und eine externe Dichtung des Seegrundes nicht zwingend ist”, zitiert das zuständige Umweltdezernat aus dem Protokoll der Arbeitsgruppe Elsterstausee vom 17. Januar 2013. Daraufhin war an der HTWK eine Bachelorarbeit initiiert worden, die sich mit der Zuleitung von Wasser aus der Weißen Elster in den See befasst.

Dafür genutzt werden soll eine entlang der Weißen Elster liegende Leitung, die ehemals zur Befüllung der Tagebaue diente. An dieser müssen jedoch Umbaumaßnahmen vorgenommen werden, damit das Wasser im freien Gefälle in den Elsterstausee geleitet werden kann. Die Kosten dafür betragen nach Schätzung der Stadt etwa 650.000 Euro. Aber sie schränkt auch gleich ein: “Diese Lösung ist an die perspektivische Umgestaltung der Gefällestufe Hartmannsdorf (Umbau zur Sohlgleite) gebunden. Die dort erforderlichen wasserbaulichen Maßnahmen sind zeitlich noch nicht geplant und werden wahrscheinlich auch in den kommenden 10 Jahren nicht realisiert.”

Also Zukunftsmusik.

“Kurzfristig könnte für die Speisung des Sees Grundwasser (aktive Flutungsleitung der Tagebaue) genutzt werden. Dafür gibt es seitens der LMBV eine Zusage an den Förderverein Elsterstausee”, ergänzt das Umweltdezernat. “Die Kosten für das Verlegen eines Rohrabganges in den Elsterstausee belaufen sich allerdings auf ca. 60.000 Euro. Die Versorgung mit Wasser wäre bis zum Jahr 2018 gesichert. Ob die MIBRAG danach weiter Wasser aus den aktiven Tagebauen in die Leitung einspeisen wird, ist zur Zeit noch offen.

Sollte die Leitung ab 2018 stillgelegt werden, würde der Umbau der erstgenannten Leitung zu einer Freispiegelleitung, einschließlich der Errichtung eines Abgangsbauwerkes oberhalb der Gefällestufe Hartmannsdorf, erforderlich, selbstverständlich vorbehaltlich der Genehmigungsfähigkeit. Möglich wäre auch, die Pumpstation am Elsterstausee in Betrieb zu nehmen. Dafür müsste ein neuer Stromanschluss gelegt (ca. 30.000 Euro) und neue Pumpen (ca. 80.000 Euro) installiert werden. Das Fördern von Wasser in den Elsterstausee (konventionelle Energie) würde jährlich Kosten in Höhe von ca. 15.000 Euro verursachen.”Die fünf Stadträte hatten vorsorglich auch gleich mit gefragt, wie man das bezahlen könnte. “Sind die vorgeschlagenen Maßnahmen aus den wohl im Staatsministerium immer noch bereitstehenden Mitteln finanzierbar?”

“Das Oberbergamt ist nach wie vor für eine Förderung offen”, bestätigt das Umweltdezernat. Betont aber auch: “Seitens der Stadt Leipzig muss jedoch eine Grundsatzentscheidung zur Perspektive des Sees gefunden werden.”

Und auch damit hatten die fünf Stadträte gerechnet: “Wann ist mit einem Entscheidungsvorschlag im Stadtrat zu rechnen?”

“Eine Entscheidung über die zukünftige Perspektive des Sees kann erst getroffen werden, wenn die technische Lösung zur nachhaltigen Füllung des Elsterstausees klar ist. Die derzeitigen Ergebnisse sollen verifiziert werden. Anfang des II. Quartals 2014 wird es eine Beratung der Arbeitsgruppe Elsterstausee geben, bei der die technischen Möglichkeiten der Wasserzufuhr in den See abschließend diskutiert werden. Der Entscheidungsvorschlag für den Stadtrat könnte dann im Herbst 2014 vorliegen.”

Gefragt hatten die Stadträte auch noch: “Wie wird gewährleistet, dass der zunehmende Aufwuchs beseitigt wird und so nicht Schaden an der Sohle entsteht?”

Die Antwort des Umweltdezernats: “Derzeit wird im Elsterstausee (im Auftrag des ASG) der Aufwuchs entfernt. Die Arbeiten werden bis Ende Februar 2014 andauern. Das Beweidungskonzept der Seesohle über die Schäferin wird danach aufrecht erhalten, um den Bewuchs im Seebecken zu dezimieren.”

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