Während die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) schon einmal ein halbes Dutzend Baustellen im Stadtgebiet vorbereiten oder weiterführen, meldet sich ein großes Brückenprojekt am Horizont, das zwar erst 2015/2016 gebaut wird. Aber um die Antonienbrücke neu bauen zu können, braucht man für die Bauzeit eine Ausweichmöglichkeit: einen Damm neben der alten Brücke.

Am 26. März beginnen die Vorbereitungen zum Bau dieser Entlastungsstrecke in Form eines Dammes und einer Behelfsbrücke parallel zur Antonienstraße. Diese Strecke sollen die Straßenbahnen der Linien 1 und 2 und der stadtauswärtige Verkehr sowie Radfahrer und Fußgänger benutzen, wenn die beiden Brücken im Zuge der Antonienstraße abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Diese in Ost-West-Richtung verlaufende Straße ist eine wichtige Verbindung zwischen Grünau und dem Stadtzentrum. Die kann man natürlich nicht zwei Jahre lang sperren. Täglich fahren im Schnitt 26.900 Kraftfahrzeuge über die 40 Jahre alte Brücke. Neben der Lützner Straße ist es die wichtigste Verbindung nach Grünau. Deswegen wird der Brückenneubau auch erst beginnen, wenn die Lützner Straße, an deren letztem Bauabschnitt die LVB seit 2013 arbeiten, fertig ist. Nach Prognosen der LVB wird das im November 2014 der Fall sein. Dann kann die Lützner Straße zumindest einen Teil des Verkehrs von der Antonienbrücke aufnehmen. Vor allem den stadteinwärts fahrenden Kfz-Verkehr.

Für den stadtauswärts fahrenden Verkehr soll es auf dem Behelfsdamm eine Fahrspur geben. Über den Damm werden auch zwei Gleise der LVB führen. Außerdem Rad- und Fußwege.

Die beiden über 40 Jahre alten Brücken sind der Belastung durch den Verkehr auf der vielbefahrenen Strecke auf Dauer nicht mehr gewachsen, erläutert Klaus Barthel, Leiter der Abteilung Brückenbau und -unterhaltung im Verkehrs- und Tiefbauamt. Bei ihrem Zustand könnten in absehbarer Zeit Einschränkungen erforderlich werden. Um das zu vermeiden, müssen sie durch neue Bauwerke ersetzt werden.

40 Jahre ist kein Alter für eine Brücke, auch nicht für eine im Baukastensystem errichtete Spannbetonbrücke. Doch als die Brücke vor 40 Jahren errichtet wurde, war auch in der Ingenieurtechnik manches noch neu. Das ging nicht nur den Ingenieuren in der DDR so. Auch im Wesen machte man ähnliche Erfahrungen mit Betonabdeckung, Randträgern, Spannstählen usw. Auch dort müssen heute viele Brücken aus dieser Zeit ersetzt werden.

“Hineingucken in die Brücke können wir zwar nicht”, sagt Barthel. “Aber wenn wir nichts riskieren wollen, dann müssen wir die Brücke jetzt ersetzen.”

Probleme haben auch die LVB mit den Schienen auf der Brücke, die sich nicht richtig verankern lassen.

Die beiden Antonienbrücken überspannen ein Gelände der Deutschen Bahn, dessen Gleise in den vergangenen Jahren zu einem beträchtlichen Teil zurückgebaut worden sind. Unter der Antonienbrücke Ost liegen gar keine Gleise mehr – hier verläuft nur eine nicht als öffentliche Straße gewidmete, vor allem zur Anlieferungen für zwei Einkaufsmärkte genutzte Verbindung zwischen Röckener Straße und Rolf-Axen-Straße.

Die Anzahl der Gleise unter der Antonienbrücke West reduzierte sich nach dem Umbau der Gleisanlagen im Jahre 2011 von 16 auf vier. Über diese vier Gleise wird jetzt im Zuge des Dammbaus eine Behelfsstrecke mit einer provisorische Brücke (lichte Weite 26,50 m) geführt. Der übrige Bereich wird als Damm hergestellt. Bis etwa Dezember 2016 wird die Strecke so in Betrieb sein. Danach wird sie zurückgebaut, bestätigt Edeltraut Höfer, Leiterin des Verkehrs- und Tiefbauamtes. Da die Brücke über Bahngelände führt, beteiligt sich auch die Deutsche Bahn an den (Um-)Baukosten. Von den veranschlagten 15,5 Millionen Euro entfallen 3,8 Millionen auf die Bahn, 3,75 Millionen auf die Stadt Leipzig und 7,95 Millionen gibt der Freistaat Sachsen dazu. Das neue Bauwerk soll dann mindestens 80, am besten 100 Jahre halten.Dabei wird der östliche Brückenteil künftig keine Gleise mehr überspannen. Das Gelände ist komplett entwidmet, das Baugelände direkt im Brückenbereich hat die Stadt erworben. Unter der Brücke werden künftig verschiedene Wegebeziehungen für Radfahrer und Fußgänger eingeordnet, außerdem die Anliegerstraße.

Der westliche Brückenteil wird dann wieder die vier existierenden Gleise der Bahn überspannen und zusätzlich einen Radweg, der neben den Gleisen unter der Brücke hindurchführen soll. Auf der Brücke wird es künftig zwei Fahrspuren in jede Richtung geben, Rad- und Fußwege. Die Kreuzung der Antonienstraße mit der Diezmannstraße wird mit einer Ampelanlage neu gestaltet. Und auch auf der Ostseite der Brücke wird eine neue Querung geschaffen, außerdem eine Rampe, über die Radfahrer direkt von der Brücke auf das Gelände unterhalb der Brücke gelangen können.

Was am 26. März beginnt, sind die ersten bauvorbereitenden Maßnahmen.

Erste Verkehrseinschränkungen beginnen Anfang Mai, wenn der Bau des Dammes beginnt, der auf der Nordseite der alten Brücke aufgeschüttet wird. Dann wird die Straßenverbindung unter der Antonienbrücke Ost gesperrt und Verkehr, mit dem insbesondere die Nahversorgungsmärkte bedient werden, über Klingen- und Gießerstraße umgeleitet. Die Belieferung des Aldi-Marktes nördlich der Antonienstraße erfolgt über die Klingenstraße, der Netto-Markt südlich der Antonienstraße wird über die Rolf-Axen-Straße beliefert. Die Baustelle wird von der Antonienstraße gegenüber der Diezmannstraße aus angefahren.

Während der Anbindung des Dammes – der Ersatzstrecke – an die Antonienstraße kommt es zu zeitweisen Sperrungen der nördlichen Gehbahnen sowie zur Einengung der nördlichen Fahrspur.

Der Bau des Dammes wird rund sieben Monate dauern. Ab Dezember – wenn der Abbruch der alten Brücken ansteht – ist dann die Antonienstraße für den stadteinwärtigen Individualverkehr gesperrt. Der genaue Zeitpunkt stehe noch nicht fest, betont Barthel, denn wirklich loslegen kann man erst, wenn die Lützner Straße wieder komplett für den Verkehr freigegeben wird. Erst dann kann der stadtwärtige Verkehr dorthin umgeleitet werden.

Für die Straßenbahn, Radler und Fußgänger sowie den stadtauswärtigen Kfz-Verkehr steht die Ersatzstrecke auf dem Damm zur Verfügung.

Der Abriss der alten und der Bau der neuen Antonienbrücken beginnt dann voraussichtlich im Dezember und wird etwa zwei Jahre dauern. Dazu gehört auch den Ausbau der Antonienstraße zwischen Klingen- und Diezmannstraße, der Abschnitt Diezmannstraße bis Brünner Straße wird ebenfalls saniert. Im Zusammenhang mit dem Brückenbau müssen auch die Gleis- und Fahrleitungsanlagen für die Straßenbahn sowie die Haltestelle Diezmannstraße angepasst bzw. erneuert werden.

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