Im Jahr 2011 hat die Sächsische Staatsregierung in einem Eilverfahren knapp 7.000 Bäume an den Leipziger Deichen, mitten im Auwald und quasi über Nacht im Rahmen des höchst umstrittenen "Tornadoerlasses" und - wegen "Gefahr im Verzug" - ohne ordentliches Verfahren abholzen lassen. Die Stadt Leipzig war nicht in der Lage, auf diese zum Teil sehr alten und wertvollen Bäume aufzupassen, die keineswegs alle direkt auf dem Deich standen und dort mit ihrer zum Teil Jahrzehnte währenden schadlosen Existenz plötzlich und unerwartet zur existentiellen Bedrohung für die Stabilität der sächsischen Deiche wurden.
Dieses rigorose Vorgehen ohne jede Absprache ging seinerzeit mit viel Emotion durch die Medien. Ein anerkannter Naturschutzverband Leipzigs hat dagegen geklagt, das Verwaltungsgericht Dresden hatte diese Klage nicht zugelassen. Inzwischen wurde bekannt, dass das Sächsische Oberverwaltungsgericht am 28.01.14 mit AKZ: 4 A 54/14 das von den Naturschützern eingeleitete Berufungsverfahren zugelassen hat: Ganz so eindeutig scheint die Rechtslage denn doch nicht zu sein.
Das Abholzen der Bäume hat direkt dazu geführt, dass sich der Verein NuKLA e. V. gründete. Der Verein hat sich einem erweiterten “Auwaldschutz jetzt!” verschrieben. Das Vereinsziel ist der Schutz des Leipziger Auwaldes. Hierzu wurde als Plattform die Reihe KlassischeKartoffelKonzerte ins Leben gerufen. 2011 hat NuKLA zusammen mit den NABU Regionalverband Leipzig das “AULA-Projekt2030. Das grüne Band entlang der Weißen Elster ” initiiert. Diesem Projekt haben sich in der Zwischenzeit zahlreiche Leipziger Vereine, Unternehmen, Künstler und Prominente angeschlossen.
Im März 2014 startet unter der Federführung des Vereins ein Auenschutz-Bildungsprogramm an der VHS Leipzig. 2011 wurde außerdem die Petition “Auwaldschutz jetzt!” für einen sanften, ökologisch verträglichen Tourismus und gegen kraftstoffbetriebene Motorboote und die Erklärung der Schiffbarkeit der Leipziger Auwaldgewässer und den Cospudener See mit 11.231 Unterschriften an den Petitionsausschuss des Sächsischen Landtages übergeben. Die Petition hätte im damals noch laufenden Verfahren zur Novellierung des Sächsischen Wassergesetzes Berücksichtigung finden können und müssen. Statt dessen enthält das novellierte Gesetz die erklärte Schiffbarkeit für die Tagebauseen auch im Leipziger Neuseenland, also auch für den Cospudener See.
Nach dem erneuten Hochwasser 2013 hat sich NuKLA mit anderen Naturschützern und Hochwasserschutzfachleuten dafür eingesetzt, den in Vorbereitung befindlichen Ersatzneubau des Nahleauslassbauwerkes in der geplanten Form unter naturfachlichen Gesichtspunkten zu überprüfen. Die zu Grunde liegende Idee war, eine Diskussion mit allen Beteiligten und Zuständigen zu führen, die bezogen auf die Verknüpfung von Hochwasser- und Auenschutz dem gegenwärtigen Erkenntnisstand entsprechen sollte. Dieses Vorhaben ist nach mehrfachem Verschieben oder Absagen von Gesprächsterminen von Seiten der Behörden gescheitert aufgrund des inzwischen zeitlich viel zu weit fortgeschrittenen Verfahrens. Selbst eine im November 2013 nach Brüssel versandte EU-Beschwerde hat die zuständige Landestalsperrenverwaltung LTV nicht davon abgehalten, die nicht dringende, seit 10 Jahren vorbereitete Sanierung auszusetzen, die trotz des EU-Gebotes der Verbesserung von FFH-Gebieten (wie es die Burgaue ist) EU-Mittel für eine Maßnahme einsetzt, die dem dahinter liegenden Schutzgebiet definitiv schadet. Unterstützung zu diesem Thema gab es im November aus den Stadtratsfraktionen der CDU und der SPD, die sich des Problems annahmen. Der Stadtrat wird dazu demnächst entscheiden müssen.Die Stellungnahme der Stadtverwaltung dazu liegt vor. Doch leider betrachtete die Verwaltung die Angelegenheit ausschließlich aus rein hochwasserschutztechnischer Perspektive. Die naturschutzfachlichen Aspekte hat die Verwaltung aus Sicht von NuKLA komplett ausgeblendet. Sich darauf zu beschränken, wird der Komplexität des Themas in keiner Weise gerecht und ignoriert so für den Zustand der Burgaue substantielle Folgen des begonnen Ersatzneubaus.
Landauf, landab wird darüber diskutiert, dass es einen anderen, erweiterten Hochwasserschutz geben müsse, will man auf bevorstehende Extremwetterereignissen gut vorbereitet sein. Gleichzeitig fehlen in Leipzigs Burgaue und anderen Teilen des Auwaldes seit zirka 80 Jahren dynamische, natürliche oder gesteuerte Überflutungen, kleine, für Menschen, Hab und Gut unschädliche Hochwasser. Diese werden durch das Nahleauslassbauwerk in der geplanten Form weiterhin verhindert, obwohl es technisch Möglichkeiten gegeben hätte, die Notwendigkeiten des Hochwasserschutzes mit denen des Auenschutzes zu verbinden.
Die Burgaue mit der Revitalisierung alter Gewässerarme als typische Hartholzaue am Leben erhalten zu wollen, wie es mit dem in Planung befindlichen ersten Projekt “Lebendige Luppe” der Stadt Leipzig und des NABU geschehen soll, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ist der nur eine lokal begrenzt wirkende notwendige Maßnahme und mit den derzeit geplanten Wasserdurchflussmengen aus Sicht einiger Fachleute deutlich zu wenig, um tatsächliche Auendynamik in weiten Oberflächenbereichen entstehen zu lassen.
Neben außerdem für die weitere Zukunft angedachten, durchaus sinnvollen Maßnahmen, vermutlich als Ausgleich zum Neubau des Nahleauslasswerkes z.T. auch in enger Zusammenarbeit mit der LTV, wird für den 13. Mai 2014 von der Stadt Leipzig ein Auensymposium geplant. Man darf gespannt sein, ob NuKLA an dieser, für die Zukunft des Leipziger Auwaldes so wichtigen Veranstaltung, aktiv teilnehmen darf. Sehr gern würde der Verein das AULA-Projekt2030 mit seiner Idee einer möglichen UNESCO-Welterbebewerbung vorstellen als einer auf Nachhaltigkeit ausgelegten Vision für den Auwald und das Neuseenland mit einem sanften, die Natur bewahrenden Tourismus.
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