Die Diskussion um die künftige Anbindung des Herzklinikums in Probstheida an den ÖPNV wird zwar derzeit von den Straßenbahntrassen dominiert, die im neuen Flächennutzungsplan ihren Platz finden sollen. Aber das Verkehrsproblem rund um Herzklinikum und Parkkrankenhaus ist jetzt schon akut. Deswegen sollte eigentlich schon im Dezember eine kurzfristige Lösung in der Busanbindung des Standortes gefunden werden. Doch auch die sorgen für Protest.

Denn nicht nur die Freihaltung einer Straßenbahntrasse von der Prager Straße zum Herzklinikum wurde versäumt, als man begann, das Wohngebiet um den Sonnenpark zu entwickeln. Die existierenden Straßen sind auch nicht unbedingt für mehr Busverkehr ausgelegt. Und einige der möglichen neuen Busanbindungen, die die Leipziger Verkehrsbetriebe am 29. Dezember in einer Bürgerwerkstatt vorstellten, führen ebenso durchs Landschaftsschutzgebiet wie einige der kritisierten Straßenbahntrassen.

Zwar nicht durch den Freundschaftspark wie die kritisierte Straßenbahnvariante B6. Aber auch das Gebiet zwischen Stötteritz und dem Herzklinikum ist Landschaftsschutzgebiet. Für die Bürgerinitiative “LSG Etzoldsche Sandgrube” ein deutlicher Punkt der Kritik. Dass immer wieder neue Straßen und Trassen durch geschützte Gebiete geplant und diskutiert werden, zeigt auch recht deutlich, dass die Bewahrung wichtiger Schutzgebiete in der Leipziger Stadtplanung nur eine geringe Rolle spielt.

Jetzt schrieb die Bürgerinitiative einen Brief an die Leipziger Stadtplaner zum Thema. Da haben die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) sich zwar Mühe gegeben, für praktisch alle Buslinien, die durch Probstheida führen oder den Ortsteil berühren, möglichen Querverbindungen und Vernetzungen zu entwerfen, so dass sich die Möglichkeit abzeichnet, dass nicht nur die Buslinie 76, sondern mindestens noch ein, zwei weitere Buslinien das Herzklinikum mit erschließen. Doch etliche der 15 vorgestellten Varianten scheinen mit heißer Nadel gestrickt.Bei dreien funktioniert die zusätzliche Erschließung nur, wenn auch neue Straßen durchs Landschaftsschutzgebiet gebaut werden.

“Die Varianten 3, 14 und 15, welche mit einem Straßenbau durch das Landschaftsschutzgebiet einhergehen würden, sind aus Sicht der Bürgerinitiative nicht tragbar”, schreibt diese nun in ihrem Brief. “Es sollte weiterhin der Grundsatz gelten, dass vorhandene Straßen vernünftig auszulasten sind, bevor neue gebaut werden. Der Neubau einer Straße quer durch das Landschaftsschutzgebiet würde eine Neuverlärmung des Gebiets und eine Neuversiegelung von sehr hochwertigen Bodenflächen bedeuten, ohne dass dies tatsächlich erforderlich wäre. Es stehen hier genügend Alternativen zur Verfügung. Im Übrigen sollte gerade im Zusammenhang mit dem geplanten Bau einer Straßenbahn nicht der Pkw-Verkehr durch eine neue Anbindung an das Herzzentrum gefördert werden, sondern eben der öffentliche Nahverkehr gestärkt. Dies kann nur erreicht werden, wenn vorhandene Straßen genutzt würden.”

Ein Problem stellt dabei auch die direkte Verbindung zur Kolmstraße dar: “Die Öffnung der Sackgasse Kolmstraße steht im Übrigen auch in Widerspruch zum Masterplan der Herzklinik, welcher in diesem Bereich lediglich einen Ausbau des grünen Dreiecks an der Kolmstraße für Radfahrer und Fußgänger für sinnvoll hält.”

Und zu recht stellt die Bürgerinitiative wohl die Frage nach der Finanzierung dieser Straßenprojekte und nach der möglichen Dauer von der Planung bis zur Umsetzung, für die mindestens drei Jahre zu kalkulieren wären. Die Parkplatzsituation um das Herzklinikum ist aber wochentags jetzt schon prekär. Lösungen mit einer besseren Bus-Anbindung müssen wesentlich schneller gefunden wären.

Und verärgert ist die Bürgerinitiative auch, weil die Dezemberwerkstatt quasi ohne Öffentlichkeit stattfand. “Gern werde ich mich in Zukunft als Vertreter der Bürgerinitiative bei den Terminen zur AG Bus beteiligen. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass derartige Termine nicht weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit stattfinden; bis jetzt haben sich bei derartigen Treffen und Diskussionsrunden zumeist fast ausschließlich Probstheidaer zusammengefunden. Hier sollte in jedem Falle eine breitere Öffentlichkeit beteiligt werden.”

Die Informationen zur AG BUs auf der Website des Stadtrats Tino Bucksch (SPD) aus Leipzig-Südost: www.tino-bucksch.de/2013/12/29/ag-bus-ber%C3%A4t-%C3%BCber-alternativen-f%C3%BCr-die-verkehrliche-erschlie%C3%9Fung-des-medizinisch-technischen-zentrums-probstheida/

Der Brief der Bürgerinitiative als PDF zum download.

Die 15 von den LVB vorgeschlagenen Bus-Varianten als PDF zum download.

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