Das Bürgerforum im Oktober und die Bürgerwerkstatt im November zu den möglichen Straßenbahntrassen in Probstheida zeigen Folgen. Es sind viele Fragen offen geblieben. Und das Unverständnis der Probstheidaer für die Trassenpläne ist nicht geringer geworden. Gleich acht Bürgeranfragen sollen nun in der Ratsversammlung am 22. Januar beantwortet werden.
Sie beschäftigen sich mit einigen der offen gebliebenen Fragen, die auch Forum und Werkstatt nicht beseitigen können. Etwa der nach den wirklich Kosten. Danach fragt zum Beispiel Christine Bose.
“Die veröffentlichten Kosten zu den einzelnen Straßenbahnvarianten sind reine Baukosten und keine Gesamtkosten. Nicht enthalten sind z.B. Kosten für den Grundstückserwerb oder Kosten für den Ökoausgleich”, schreibt sie in ihrer Einwohneranfrage. “Bei den Varianten der Verlängerung der Linie 4 sind die Flächen weitestgehend im Eigentum der Stadt und des Klinikums, hier kämen für den Steuerzahler keine zusätzlichen Kosten für den Grundstückserwerb hinzu! Bei der Anbindung der Straßenbahn über die Franzosenallee müssten Grundstücke über mindestens 1/3 der gesamten Strecke sowie im Kreuzungsbereich Feldstraße/Russenstraße erworben werden. Dabei kommt schnell ein Millionenbetrag zustande, der momentan nicht dargestellt ist. Da die zusätzlichen Kosten bei den Varianten sehr unterschiedlich sind, ist momentan kein Kostenvergleich möglich. Vielmehr werden einzelne Varianten im derzeitigen Kostenvergleich benachteiligt.” Die logische Frage: “Welche Gesamtkosten sind bei den einzelnen Varianten zu erwarten?”
Möglich ist natürlich, dass niemand dazu Aussagen machen kann. Denn die Trassendiskussion erfolgt ja im Rahmen der Novellierung des Flächennutzungsplanes für Probstheida. Ob es überhaupt jemals eine Straßenbahn zum Herzklinikum geben wird, ist dabei offen. Die Trasse soll aber für den Fall festgelegt werden, dass sich eine Straßenanbindung zu den Rhön-Kliniken rentiert und das Fahrgastaufkommen groß genug ist. Nur wenn so eine Trasse auch im Flächennutzungsplan vorgesehen ist, kann überhaupt ein Straßenbahnzubringer projektiert werden. Wird eine solche Trasse jetzt nicht berücksichtigt – und im existierenden Flächennutzungsplan gibt es eine solche Trasse nicht – wird auch in den nächsten Jahren keine Straßenbahntrasse gebaut werden können.
Das ist natürlich auch ein Diskussionsthema für die Probstheidaer selbst: Wollen sie eine Straßenbahnanbindung im Wohngebiet oder nicht?
Scheinbar sieht es gerade im Wohngebiet Sonnenpark, wo die geplante Straßenbahntrasse B4 durch die Franzosenallee geführt werden soll, so aus, dass eine Mehrheit der Anwohner gegen jeglichen Plan ist. Aber sind wirklich alle 1.335 Unterschriften, die die “Bürgerinitiative Sonnenpark” gesammelt hat, von Anwohnern der Franzosenallee?
Eine offene Frage ist natürlich die schon jetzt existierende Verkehrsbelegung und das Durchkommen von Feuerwehr- und Rettungsfahrzeugen. Darauf geht Dr. Christian Rudolph in seiner Einwohneranfrage ein.
“Offenkundig hatte im Zuge der Planung ÖPNV Probstheida bereits im Ergebnis der Masterplanung CLI vom 28.08.2012 sowie Bestrebungen des Stadtplanungsamtes eine alleinige Südtrasse der Straßenbahnerweiterung durch die Franzosenallee (Variante Südanbindung Straßenbahn B4) Priorisierung erfahren (siehe dazu Begründung der Vorlage Bebauungsplan Nr. 404″ Medizinisch-wissenschaftliches Zentrum Leipzig-Probstheida” Aufstellungsbeschluss 20. 8.2012; Amtsblatt Nr. 22 vom 30.11.2013 “Bürgerwerkstatt zum Ausbau der Linie 15”). Dies gegen den entschiedenen Widerstand der Einwohner des Sonnenparkes (siehe an den OBM übergebene Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative Sonnenpark mit 1.335 Unterschriften gegen einen Straßenbahnbau in der Franzosenallee).
Die geplanten Trassenflächen für die Nordanbindung des Klinikgeländes durch die Straßenbahnlinie Linie 4 (Variante Nordanbindung ( A1-A3) wurden hingegen in der Masterplanung CLI damals bereits nachrichtlich übernommen. Hier wird auch auf die Notwendigkeit einer nördlichen Straßenerschließung mittels Ertüchtigung bestehender Baustraßen für Zufahrt von Feuerwehr und Krankentransport hingewiesen. Dies ist in Anbetracht durchgeführter Verkehrszählungen in den bestehenden Zufahrtsstraßen durchaus auch sinnvoll. Diese Ertüchtigung würde darüber hinaus auch eine Streckenführung der Linie 4 (aktuell A3) im separaten Gleisbett vor dem Hintergrund der Fördermöglichkeit wirtschaftlich erscheinen lassen. In diesem Zusammenhang wird demzufolge hier auch die bestehende Anbindung der Buslinie 76 angesprochen, welche lt. Masterplanung CU über eine Halbierung der Taktfolge bzw. durch temporären Einsatz von Gelenkbussen eine Intensivierung und Steigerung der Attraktivität erfahren könnte.”
Daraus ergeben sich für Christian Rudolph dann diese Fragen:
Straßenbahndiskussion in Probstheida: Im Stadtrat regnet es Einwohneranfragen (2)
Ein Problem hat Probstheida durch …
Straßenbahndiskussion in Probstheida: Im Stadtrat regnet es Einwohneranfragen (3)
Nicht nur Sven Zieger fragt als Einwohner …
Bürgerwerkstatt zu Straßenbahntrassen in Probstheida: Zwei Trassen statt einer und eine Hausaufgabe für die Stadt
Welche Straßenbahntrasse wird nun …
Bürgerwerkstatt zur Straßenbahn in Probstheida: Fünf Trassenvarianten flogen per Abstimmung aus dem Rennen
Nicht nur der 17. Oktober zeigte …
“1. Wie ist bei einer zwischenzeitlich alleinig favorisierte Südanhindung mittels Straßenbahn im Falle eines Großschadensereignisses die Zufahrt von Feuerwehr und Rettungsfahrzeugen über eine Straßenanhindung von Norden her zu gewährleisten?
2. Ist es gerechtfertigt, allein vor dem Hintergrund einer möglichen 80 %-igen Förderung einer Straßenbahnanbindung des Rhön Klinikums von Süden her den offenbar bereits seitens des Investors und des Stadtplanungsamtes im Vorfeld der Bürgerbeteiligung favorisierten Ausbau der Linie 15 durch die Franzosenallee voranzutreiben?
3. Weshalb findet die seitens der Bürgerinitiative eindeutig befürwortete und ökologisch sinnvolle Busvariante 76 (damit direkte Verbindung von Probstheida mit Stötteritz auch unter Berücksichtigung prognostizierter Steigerungen der Fahrgastzahlen infolge weiterer Bebauungen möglich, Reduktion Lärmemission unter Vermeidung notwendiger lärmreduzierender und kostspieliger Schutzmaßnahmen infolge einer Straßenbahntrasse durch ein bestehendes Wohngebiet) keine gebührende Verkehrsplanerische Berücksichtigung?”
Es sind nicht die einzigen Fragen, die die Probstheidaer beschäftigen.
Zum Teil 2 vom 15. Januar auf L-IZ.de
Straßenbahndiskussion in Probstheida: Im Stadtrat regnet es Einwohneranfragen (2)
Die diskutierten Straßenbahntrassen als PDF:
www.l-iz.de/html/downloads/Strassenbahnnetzerweiterung-Varianten.pdf
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