Gut Ding will Weile haben. So ist es auch mit dem Entwicklungskonzept für den "Edelstein" unter Leipzigs Parks: den Parkverbund Johannapark und Clara-Zetkin-Park. Einige Leipziger Parteien haben schon nach mehr Bürgerbeteiligung gerufen. Aber ein hochkomplexes Thema braucht auch ein paar Regeln, sonst funktioniere auch Bürgerbeteiligung nicht, erklärte Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal am Freitag, 24. Januar. Ein Forum ist schon für den 21. März geplant.

Es wird ganz ähnlich funktionieren wie in der letzten Zeit auch die Bürgerforen zum Bauprojekt “Karli” und zur Verkehrsentwicklung in Probstheida. Am Freitag, 21. März, wird es ab 17 Uhr im Sitzungssaal des Neuen Rathauses das Öffentliche Auftaktforum geben, bei dem der 86 Seiten starke Konzeptentwurf für die Entwicklung der beiden denkmalgeschützten Parks vorgestellt wird.

Mit Betonung auf denkmalgeschützt. “Das wird oft vergessen in der Diskussion, dass wir mit beiden Parks auch eine historische Verantwortung haben”, sagt Rosenthal. Der Johanna-Park ist eine Schenkung des Bankiers Wilhelm Theodor Seyfferth an die Stadt Leipzig, eng verknüpft mit der Erinnerung an dessen Tochter Johanna. Mit dem von Peter Joseph Lenné geschaffenen Park schuf Seyfferth einen Erinnerungsort, den er 1881 der Stadt vermachte. Mit der Auflage, ihn auch zu bewahren.

Beim Clara-Zetkin-Park ist es ein wenig anders. Hier war die Stadt selbst seit über 100 Jahren federführend, um hier ein attraktives Parkgelände zu entwickeln, das aber ebenfalls in seinen wichtigen Teilen denkmalgeschützt ist. Dazu kommt, dass die gesamte Parkanlage FFH- und SPA-Schutzgebiet ist. “Auch deshalb sind uns hier ganz enge Grenzen gesetzt”, sagt Rosenthal.

2013 beauftragte sein Dezernat dann trotzdem auf Grundlage eines CDU-Antrags den Landschaftsarchitekten Matthias Lanzendorf, für die beiden Parks eine Entwicklungskonzeption zu erarbeiten, die die Probleme und Handlungsfelder aufzeichnen, in denen nun etwas getan werden muss. Denn getan werden muss etwas. “Der Nutzungsdruck ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen”, sagt Rosenthal. “Und es kommt an einigen Stellen auch immer häufiger zu Nutzungskonflikten.”Für das Amt für Stadtgrün und Gewässer ganz symptomatisch ist die Große Wiese im Johannapark – 2008 erst aufwendig saniert und mit neuem Rasen besät. Doch im Frühjahr 2009 respektierten die Nutzer nicht einmal die provisorische Absperrung und beendeten die Regeneration der Wiese auf ihre Art. Mit unübersehbaren Schäden.

“Diese beiden Frei- und Erholungsräume sind bedeutende Denkmale der Gartenkultur und Landschaftsgestaltung”, kommentiert Heiko Rosenthal. “Zugleich werden sie heute intensiver genutzt als je zuvor. Das bedeutet eine starke Beanspruchung ihrer Substanz, die zu Problemen bei der Erhaltung führt und zu Konflikten zwischen den Ansprüchen verschiedener Nutzergruppen. Gemeinsam mit der Bürgerschaft, Vereinen, Bürgerinitiativen, Politik, Verwaltung, Betreibern und Parkbewirtschaftern wollen wir einen verbindlichen, von allen akzeptierten Handlungsrahmen erarbeiten, auf dessen Grundlage wir die Qualität dieser einzigartigen Freiräume und ihre verträgliche Nutzung sichern können.”

Nach den Vorstellungen der Verwaltung wird das Konzept zwei Entwicklungsleitbilder beinhalten. Für den Johannapark gilt primär der Erhalt der historisch gewachsenen Gestalt bei zurückhaltender, die Anlage schonender Nutzung. So soll es hier auch weiterhin keine Großveranstaltungen geben.

Für den Clara-Zetkin-Park besteht das Ziel in der Integration von historischer Anlage und kultureller und Freizeitnutzung. Das bedeutet z. B. den Erhalt der gastronomischen Einrichtungen und der Parkbühne.

Beides bindet Matthias Lanzendorf in dem Hauptziel: “Sicherung von Freiraumqualität.” Niemand soll vertrieben werden, Nutzungen sollen nicht untersagt werden. Doch in einigen Bereichen sind dringend Sanierungen und Reparaturen notwendig. Auch das Wegenetz muss neu betrachtet werden, denn mit der höheren Nutzung haben sich auch neue Wege durchs Grün geschoben. Die sollen nicht unbedingt entfernt, aber den heutigen Nutzerinteressen angepasst werden.Ziel ist eine Parklandschaft, die ihre historische Kontur wiedergewinnt, die eine ihre wichtigsten Aufenthaltsqualitäten ist, die aber auch auf heutige Bedürfnisse Bezug nimmt.

Konkretisiert wird die anvisierte Entwicklung in zehn Teilkonzepten, deren umfangreichstes das Wege-Konzept ist. Auf diesem Gebiet gibt es den größten Handlungsbedarf. Neben Sanierung und Gefahrenbeseitigung geht es um ergänzende Weiterentwicklung, um die Wahl der Beläge, die den jeweiligen Belastungen am besten entsprechen. Ferner geht es um Standorte für Poller und Fahrradanlehnbügel. Gerade Fahrradbügel fehlen an den wichtigsten Stellen – etwa der Parkgaststätte.

Andere Teilkonzepte befassen sich z. B. mit der Sanierung der drei Teiche und mit Fragen von Ordnung und Sicherheit. Wobei es sogar schon einen gewissen Zeitplan für die Teiche gibt. Der Inselteich soll schon 2014 angepackt werden. 2013 erlitt er durch das Juni-Hochwasser starke Schäden. Die der Stadt Leipzig zur Verfügung gestellten Gelder zum Ausgleich der Hochwasserschäden sollen ermöglichen, noch in diesem Jahr die Inselteichterrasse zu sanieren. Das Gesamtprojekt könnte sich aber bis 2016 hinziehen. Denn da der Teich bei Hochwasser immer betroffen ist, weil schlicht das Grundwasser durchdrückt, müssen auch die baulichen Lösungen entsprechend komplex sein.

Die Sanierung des Johannapark-Teiches soll ebenfalls noch 2014 beginnen. Das Bassin in der Anton-Bruckner-Allee steht dafür erst für 2020 im Plan. Sofern dafür Geld vorhanden ist. Denn daran leidet das Park-Ensemble ja seit Jahren: Es rangiert in der Prioritätenliste bei Bauinvestitionen nicht ganz oben. Dort stehen viel drängendere Investitionen in Straßen und Brücken im gesamten Stadtgebiet. Aber zum Beispiel die Brücken am Johannapark-Teich sind jetzt schon reif für eine Sanierung.

Für Diskussionen sorgte schon in den vergangenen Wochen das künftige Ordnungs- und Sicherheitskonzept für die Parks. Das braucht bessere Konzepte für die Müllentsorgung aber auch für die Verantwortung der Parknutzer selbst. Deswegen steht im Konzept auch das Thema “Sicherheitspartnerschaft”. Der Ordnungsdienst ist nur während seiner Arbeitszeiten im Park präsent. Aber wenn es in den Abendstunden voll und lebendig wird, fehlen die Leute, die auch einmal mit den Parknutzern über Müllentsorgung und Grillverhalten sprechen.

Alles Dinge, die nun in einem breiten Kommunikations- und Beteiligungsprozess mit Bürgern und Betroffenen diskutiert werden sollen. Im ersten Schritt beginnt es mit Vorgesprächen mit Betreibern, Pächtern, Ordnungsbehörden und Bewirtschaftern.

Anschließend ist dann am 21. März das öffentliche Auftaktforum vorgesehen, in dem die anvisierten Grundzüge des Konzeptes vorgestellt werden sollen. Darauf folgt am 12. April ein Workshop, der Lösungen für die vorhandenen Probleme – Interessenkonflikte, Übernutzung, Ordnung und Sauberkeit – finden soll. Da die Plätze im Workshop begrenzt sein werden, empfiehlt Heiko Rosenthal allen, die mitmachen wollen, schon beim Auftaktforum am 21. März dabei zu sein, wo man sich für die Workshops anmelden kann.

Die Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens werden am Ende noch einmal im Rahmen eines öffentlichen Forums vorgestellt. Themen dieser Veranstaltung sind die im Verfahren gefundenen Problemlösungen und ihr Einfließen in das Entwicklungskonzept. Das wird dann dem Stadtrat vorgelegt. Möglicherweise im Herbst 2014 kann es dann zum Beschluss werden.

Der Link zum Konzeptentwurf: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/0D06E294479CA3AAC1257C270026FF56/$FILE/V-ds-3453_anlage.pdf

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