Es ist nicht schön und gehört dennoch zu Recht zum demokratischen Kanon. Wenn sich Rassisten und mitlaufende Dummköpfe versammeln wollen, können sie dies jederzeit unter freiem Himmel tun. Doch dass sich rund 45 Neonazis mit Fackeln vor eine Notunterkunft in Leipzig stellen, eine Notunterkunft in welcher nach gesicherter Kenntnis Familien und mit ihnen rund 40 Kinder untergebracht sind, ist mehr als die Wahrnehmung eines Demonstrationsrechtes. Es ist ein Anschlag. Auf alles, was man menschlich nennen könnte.

Es ist seit heute Abend 19 Uhr erneute Leipziger Gewissheit und die Polizei hat es bestätigt. Neonazis kennen den Untermenschen nach ihrer Lesart sehr genau – und dieser ist für sie obendrein bereits als Kind deutlich ausmachbar. Unterste Schublade und dann noch genau eine drunter. Während sich die Eltern und Kinder der benachbarten Astrid-Lindgren-Schule längst um Verständigung bemühen, erste Besuche in der Notunterkunft in Vorbereitung sind, viele Leipziger helfen, um einen vernünftigen Ablauf für die Notaufnahme zu organisieren und damit über das bereits Geschehende hinaus Begegnungen zwischen Kindern stattfinden, nun das.

Am heutigen Abend, den 18. Dezember, sammelte sich ein brauner Mob vor der Notunterkunft Schönefeld. Und damit in der direkten weihnachtlichen Einflugschneise schlimmster Machart.

Bereits jetzt, 20:30 Uhr, darf man feststellen: die Polizei hat schnell reagiert, ließ jedoch eine Demonstration in Sichtweite der Flüchtlinge zu, über soziale Netzwerke informierten sich Menschen und etwa 100 eilten zur ehemaligen Schule an der Löbauer Straße. Die Situation ist unter Kontrolle und Leipzig hat rund 45, meist junge Männer aufzubieten, die Kinder zu hassen scheinen. Weil ihnen in ihrer eigenen Verzweiflung offenbar längst jede Grenze menschlichen Handelns abhanden gekommen scheint und sie welchen Zielen auch immer jegliches Kindeswohl unterordnen. Mit Fackeln und eindeutiger Absicht vor einem Asylbewerberheim herumzulungern, erinnert manch erwachsenen Leipziger an schlimmste Zeiten in den frühen 90ern, die Ältesten an Anderes.

Daran, wie es ausgegangen ist, erinnern bis heute Menschen in Rostock-Lichtenhagen und auch sehr unschöne Szenen in Leipzig. Doch dass es nunmehr sogar ein Flüchtlingsheim mit knapp der Hälfte darin wohnenden Kindern trifft, unterbietet heute Abend bereits jetzt wirklich alles, was man sich in neuerer Zeit vorstellen konnte. Der Zyniker würde sagen: Doch, sie hätten es gleich wieder mit Feuerlegen versuchen können. Der Optimist weiß im Moment: Die Polizei war frühzeitig vor Ort, es kommen Leipziger zu Hilfe und diese jungen Männer gehören nicht zu uns. Sie sind die “Ausländer” in einer weltoffenen Stadt, denen wir Asyl angeboten haben. Derzeit treten sie es mit Füßen.

20:45 Uhr ist die “Demonstration” wieder aufgelöst.

Spontane Nazidemo für Asylnotunterkunft in Leipzig-Schönefeld – Kritik an Polizei

Am Abend des 18.12.2013 versammelten sich in Leipzig-Schönefeld ca. 30 Nazis zu einer spontanen Kundgebung. Angeführt wurden sie von Enrico B., Kommunalwahlkandidat der NPD in Leipzig 2009. Das meldet die Stadträtin Juliane Nagel (Die Linke) bereits heute Abend. Weiter heißt es: “Kurz vorher war die Willkommenskundgebung des Bündnisses “Refugees welcome” abgebaut worden. Die Nazis konnten, beschützt von der Polizei, an der Ecke Löbauer Straße/ Volksgartenstraße eine Kundgebung abhalten und anschließend an der Unterkunft vorbeiziehen. Neben Transparenten hatten sie auch Fackeln dabei.”

“Es ist mir unerklärlich”, so Nagel, “wie die Polizei diese Bedrohung der Asylsuchenden zulassen konnte. Dass der Rückweg der Nazis in direkter Nähe zum Eingang der Notunterkunft gewährt wurde, zeugt nicht nur von mangelndem Fingerspitzengefühl, sondern von Ignoranz der gezielten Einschüchterungs-Aktion der Nazis. Glücklicherweise fanden über 70 Menschen in kurzer Zeit den Weg nach Schönefeld um den Nazis Paroli zu bieten und ihre Unterstützung mit den Geflüchteten zu zeigen.”

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