Es war so eine kleine Information, die in der Ratsversammlung am 11. Dezember mitlief. Die Luftmessstation Leipzig-Mitte geht auf Wanderschaft. Darüber diskutiert das Leipziger Umweltdezernat nun zwar schon seit drei Jahren mit dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Aber nun hat man wohl endlich einen neuen Standort gefunden, der den neuen Anforderungen genügt.

Schon 2012 hatte man – nach zweijähriger Suche – einen neuen Standort gefunden. In der Dienstberatung des Oberbürgermeisters am 3. Juli 2012 wurde dieser Alternativstandort in der Grünanlage westlich des kleinen Willy-Brandt-Platzes bestätigt. Das ist jenes Stück Promenadengrün direkt östlich der jetzigen Luftmessstation am Hallischen Tor, das seit November wieder hergerichtet wurde – nach historischen Plänen. Die Messstation hätte direkt unter Bäumen gestanden – viel zu dicht dran, wie dann das Umweltdezernat feststellte, als es Post von den Denkmalschützern bekam. Denn das Promenadengrün ist ja nicht einfach nur “historisch”, es wird auch mit Fördergeldern nach den ursprünglichen Anlageplänen wieder hergestellt. Das ist ja der Witz an der Sache.

In der Vorlage dazu heißt es: “Die in diesem Zusammenhang eingeholte Stellungnahme des Sächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (LfD) als zuständige Fachbehörde führt aus, dass die Einordnung der Messstation in der Grünanlage westlich des kleinen Willy-Brandt-Platzes (Standort 5b) aus gartendenkmalpflegerischer und planerischer Sicht nicht möglich sei. Auch der ebenfalls denkmalgeschützte Grünstreifen vor den ‘Höfen am Brühl’ ließe eine Einordnung nicht zu, so das LfD.”

Aber umziehen muss die Messtation. Das war schon seit 2010 klar. Der Grund dafür: eine neue Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes. Die vorhergehende, die 22. von 2007, hatte noch den alten Standort der Luftmesstation direkt an der Einmündung der Straße Am Hallischen Tor auf den Ring bestätigt, wo sie ja immerhin schon seit 1997 stand und alles gemessen hat, was seither an Baustellen die Leipziger an dieser Stelle erfreute – vom City-Tunnel bis zu den Höfen am Brühl.

Doch am 2. August 2010 wurde die 39. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes erlassen. Auf einmal stand die Messstation ein bisschen falsch. Eine der neuen Standortdefinitionen passte nicht mehr. Zwar stimmte noch der Anspruch, dass “die gewonnenen Luftproben für die Luftqualität eines Straßenabschnitts von möglichst nicht weniger als 100 Meter Länge repräsentativ sind (vormals: für einen umgebenden Bereich von mindestens 200 m²)”, aber mit dem Abstand zur Kreuzung gab’s ein Problem. Denn nach der neuen Verordnung gilt ein Abstand von mindestens 25 Metern zum Rand verkehrsreicher Kreuzungen, die ja die Kreuzung Tröndlinring/Gerberstraße auf jeden Fall ist.Bislang galt ein Abstand von 25 Meter zur Mitte verkehrsreicher Kreuzungen. Was logischerweise erzwingt, dass die Messstation, die jetzt beinah am Kreuzungsrand steht, um mindestens 25 Meter rücken muss. Darauf beruhte dann der Vorschlag von 2012, der am Einspruch der Denkmalbehörde scheiterte.

Im Oktober hat dann das Umweltdezernat vorgeschlagen, die Messstation auf die gegenüberliegende Seite des Tröndlinrings direkt vor das “Hotel Astoria” zu verlegen. Dort können die Anforderungen der 39. Durchführungsverordnung eingehalten werden, gleichzeitig aber verlässt die Messstation nicht ihren bisherigen Messbereich, was nur in wirklich begründeten Ausnahmefällen möglich ist. Denn nur so machen die langjährigen Messreihen ja einen Sinn. Auch und gerade an dieser stark frequentierten Verkehrsader.

Die Information an den Stadtrat am 11. Dezember ist noch kein Beschluss, denn die Hoheit über die Messstation hat das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Dem hat das Umweltdezernat jetzt den möglichen neuen Standort für die Luftmessstation Leipzig-Mitte vor dem ehemaligen “Hotel Astoria” vorgeschlagen. Aber auch der neue Standort hat seine Tücken. Denn wie man weiß, wird in Leipzig eifrig gebaut. Und wenn das Eine fertig ist, beginnen die Bauarbeiten am nächsten Objekt.

Und so heißt es in der Vorlage auch: “Im Weiteren fordert das LfULG von der Stadt Leipzig zu gewährleisten, dass in den nächsten Jahren keine Baumaßnahmen an der Immobilie (ehemaliges “Hotel Astoria”) stattfinden. Letztere Forderung steht vor dem Hintergrund, der in den zurückliegenden Jahren teilweise massiven Beeinflussung der PM10-Messwerte an der Messstation Leipzig-Mitte in Folge von Baumaßnahmen im unmittelbaren Umfeld der Messstation.”

Aber was kann die Stadt da machen? – Nichts, stellt das Umweltdezernat fest: “Der seitens des LfULG erhobenen Forderung nach einer Bau- und Sanierungssperre an der vormals als Hotel (“Astoria”) genutzten Immobilie für den Zeitraum der nächsten Jahre kann nicht entsprochen werden. Die Immobilie liegt in privatem Eigentum. Dies ist dem LfULG entsprechend mitzuteilen.”

Andererseits hat der Standort zwei Vorteile: Die Grünanlage ist nicht denkmalgeschützt. Und die Lage direkt an einem von Fußgängern frequentierten Gehweg erlaubt es, direkt an der Messtation auch Informationen zur Leipziger Luftbelastung zu präsentieren.

Die Vorlage: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/24653E106ADA3CB2C1257C080033A14B/$FILE/V-ds-3381-text.pdf

Die Gestaltungsvarianten: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/24653E106ADA3CB2C1257C080033A14B/$FILE/V-ds-3381-anlage-1-5.pdf

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