Anfang 2014 wird das von Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal zusammengestellte Hochwasserschutzprogramm für die Gewässer 2. Ordnung in Leipzig durch die Gremien gehen. Da geht es unter anderem um Elster- und Pleißemühlgraben. Aber auch um ein Projekt, das schon 2014 umgesetzt werden soll: ein Hochwasserschutztor am Karl-Heine-Kanal. Die L-IZ hat den Bürgermeister gefragt, worum es dabei geht und welches Hochwasser im Kanal eigentlich droht.

1. Welche Wasserstände sind bisher und insbesondere zum letzten Hochwasser 2013 im Karl-Heine-Kanal aufgetreten? Hat das überhaupt jemand gemessen? Oder gab es überhaupt solche?

Im Karl-Heine-Kanal wurden in den letzten Jahren bei Hochwassersituationen Auswirkungen der erhöhten Wasserspiegellagen in der Stadtelster verzeichnet. Der Anstieg der Wasserspiegellage wurde nicht gemessen. Der gesamte Gewässerknoten Leipzig wird von der Landestalsperrenverwaltung gesteuert über das Palmengartenwehr. Davon ausgehend, berechnet das Hochwasserschutzkonzept die maßgeblichen Wasserstände im Oberwasser und den angeschlossenen Gewässern.

2. Welche Gefährdungen sind möglicherweise anzunehmen?

Mit dem geplanten Durchstich vom Lindenauer Hafen zum Saale-Elster-Kanal wird dieser an das Wasserregime des Gewässerknotens Leipzig angeschlossen. Gefährdungen bei Hochwasser sind dann insbesondere im Saale-Elster-Kanal zu befürchten: Der Normalwasserstand beträgt 106,75 m NHN. Die Abdichtung des Kanals reicht nur bis 107,25 m NHN. Im Falle eines HQ 100 könnte der Wasserstand über diese Dichtung hinaus ansteigen. Das muss unbedingt vermieden werden, um die Standfestigkeit der Dämme zu gewährleisten.

(Anmerkung der Redaktion: Ein Hochwasser HQ 100 ist nach Definition eines, das im Schnitt aller 100 Jahre passiert. Das Juni-Hochwasser 2013 war auch aus Sicht der Landestalsperrenverwaltung eines der Kategorie HQ 150, also in der Durchflussmenge noch wesentlich stärker.)

3. Was soll perspektivisch mit diesem Hochwasserschutztor geschützt werden? Und wo soll es eingebaut werden? Zum Teil 1 der Frage siehe Antwort zu Frage 2 – Schutz des Saale-Elster-Kanals. In der wasserrechtlichen Genehmigung zum Bau der Gewässerverbindung Karl-Heine-Kanal – Lindenauer Hafen ist der Bau des Hochwasserschutztores deshalb eine verbindliche Auflage. Die Planung sieht einen Einbau an der Nonnenbrücke vor. Gegenwärtig laufen Untersuchungen zur Optimierung. Der Einbau des Tores an einer anderen Brücke im Karl-Heine-Kanal wird geprüft.

4. Da hier 2014 als Baujahr steht, müsste das Bauwerk ja irgendwo aufgeführt sein. Ist es Teil der Haushaltsvorlage 2014? Und wenn ja: Aus welchem Posten wird es bezahlt und wieviel Fördergeld gibt es und aus welcher Quelle?

Die finanziellen Mittel sind im Jahr 2014 eingeplant, unter dem PSP-Element für den Hochwasserschutz. Fördermittel konnten bisher leider nicht eingeworben werden.

5. Wenn nein: Wann soll es dann gebaut werden und von welchem Geld?

Siehe Pkt. 4

6. Und welchen Nutzen hat es, wenn in den nächsten Jahren sowieso der Durchstich zum bestehenden Teil des Elster-Saale-Kanals geplant ist, der einen eigenen Überlaufschutz besitzt (einen Heber, der das überschüssige Wasser in den Zschampert und die Luppe ableitet)?

Siehe Antwort zum Punkt 2. Der Heber zum Zschampert ist nicht ausreichend, um den Saale-Leipzig-Kanal vor Hochwasser zu schützen. Die Ableitungsmöglichkeiten des Zschamperts sind ebenfalls zu gering.

7. Wie begründet sich überhaupt die Notwendigkeit eines solchen Wasserschutztores? Bei Hochwasser wird doch das Elsterwehr geöffnet und der Wasserstand steigt nicht mal im Elstermühlgraben?

Siehe Antwort zu Frage 2. Bei einem einhundertjährlichen Hochwasser (HQ 100) der Weißen Elster kann diese im Bereich der Einmündung des Karl-Heine-Kanals bis 1,5 m über den Normalwasserstand ansteigen. Bei größeren Hochwasserereignissen wären die Wasserspiegellagen entsprechend noch höher. Der Elstermühlgraben unterliegt nicht dem oben genannten Wasserspiegelanstieg, da der Abzweig direkt am Palmengartenwehr liegt und daher ausschließlich von der Steuerhöhe des Wehres beeinflusst wird.

Im Rahmen der Lesung des Konzeptes in den Ausschüssen und im Stadtrat wird es Anfang Februar auch eine ausführliche öffentliche Vorstellung geben.

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