Der Ärger mit den Verkehrsregelungen der Stadt Leipzig rund ums Musikviertel reißt nicht ab. Kaum steht die Ampel an der Karl-Tauchnitz-Straße, die wieder ein gefahrloseres Überschreiten der nun als Lkw-Umleitung ausgewiesenen Straße ermöglicht, sorgen die Ausbaupläne der Stadt für den Kreisel für Ärger. Künftig soll er wohl sogar zweispurig sein. ADFC-Vorsitzender Alexander John befürchtet das Schlimmste.

Der Kreisverkehr in der Karl-Tauchnitz-Straße soll nach Angaben der Stadt saniert und künftig mit zwei Fahrspuren versehen werden. Bisher gab es nur eine. Die Außenspur wurde gern zum Parken benutzt. Der Kreisel macht zwar den Verkehr in der Karl-Tauchnitz-Straße insbesondere am Übergang zur Edvard-Grieg-Allee flüssiger. Aber genau das ist an dieser Stelle auch ein Problem, denn in der Querrichtung ist die Stelle nicht nur am Wochenende stark frequentiert von Fußgängern und Radfahrern, die vom Johannapark zum Clara-Zetkin-Park wollen. So gab es in der Vergangenheit schon vermehrt Konflikte zwischen eiligem Kfz-Verkehr und querenden Ausflüglern.

Zuletzt war die Sache 2012 Thema im Stadtrat. In einer besorgten Einwohneranfrage wurde von regelrechten Jagdszenen berichtet: “Immer wieder beobachte ich ‘Jagdszenen’, wenn Mütter mit Kinderwagen, betagte Menschen und andere Fußgänger sich beim Überqueren der Edvard-Grieg-Allee im fast immer hohen Verkehrsaufkommen (Johannaparkweg im Clara-Zetkin-Park) auf die kleine Verkehrsinsel retten und dann versuchen, von dort auf die andere Straßenseite zu gelangen.”

Ein zweispuriger Kreisverkehr wird die Lage nicht übersichtlicher machen und auch nicht beruhigen. Auch nicht für Radfahrer. Deshalb lehnt auch der ADFC den Bau eines zweistreifigen Kreisverkehrs ab und bittet wegen der Verkehrssicherheit um Überarbeitung der Pläne zu einem einspurigen Kreisverkehr mit Überfahrbereich. Der Überfahrbereich soll ausschließlich dem Überfahren durch Schwerlastverkehr dienen und müsse so gestaltet werden, dass ein Überfahren durch PKW nicht attraktiv sei. Dazu seien ein Bord und entsprechende Aufpflasterungen des Überfahrbereiches vorzusehen.Alexander John, Vorsitzender des ADFC Leipzig, weist darauf hin, dass ein kleinerer Kreisverkehr wesentlich mehr Sicherheit für alle bieten würde: “Durch reduzierte Geschwindigkeit und bessere Übersicht entspreche ein kleinerer Kreisverkehr eher dem angestrebten Charakter an der Schnittstelle zwischen Musikviertel, den Hochschuleinrichtungen und Clara-Zetkin-Park.”

Bei kleineren Kreisverkehren ergeben sich kurze Wegstrecken für alle, so dass weniger Zeit beansprucht wird. Erwiesenermaßen verbessern sich dadurch Akzeptanz und Sicherheit. Geringere Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Kfz- und Radverkehr vermindern zudem gefährdendes Überholen im Kreisverkehr.

Alexander John: “Mehrere Tausend Radfahrende täglich können und müssen gemeinsam mit den Kfz sicher geführt werden. Radfahrstreifen oder benutzungspflichtige Radwege neben der Kreisfahrbahn sind unzulässig, da das regelmäßig zu Konflikten an den Ausfahrten führt und auch den Kfz-Verkehrsfluss wesentlich beeinträchtigt.”

Bei kleinerem Kreisverkehr wäre zudem mehr Raum für die Seitenbereiche mit großem Baumbestand sowie für Zufahrten mit komfortablen Fußgängerfurten und Mittelinseln gegeben, ohne die Befahrbarkeit des Kreises einzuschränken. Zugleich wäre eine Verschiebung nach Osten möglich, zeichnet der ADFC die Handlungsoptionen, dadurch könnten die historischen Sichtachsen wieder aufgenommen und gestaltet werden.

“Kleine Kreisverkehre sorgen für mehr Übersicht, weniger Stress und Lärm. Wir bedauern es sehr, dass diese Chance nicht besser genutzt wurde,” sagt Alexander John.

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