Mit völligem Unverständnis nimmt der NuKLA e. V. die aktuell veröffentlichte Zustimmung der Stadt Leipzig als Unterer Naturschutzbehörde zum Neubau des Nahleauslasswerkes zur Kenntnis. Die L-IZ berichtete darüber am 26. August. Es ist im Grunde genauso wie nach dem Winterhochwasser im Januar 2011: Die günstige Gelegenheit wird genutzt, um die alten technischen Wasserbauten zu erneuern. Von Umdenken auch in Leipzig - keine Spur.

Sowohl NuKLA selbst als auch der Ökolöwe und andere Umweltverbände sowie eine umfangreiche neue “Studie zur ökologischen Überprüfung der Hochwasserstrategie des Freistaates Sachsen” des WWF-Auen-Institutes verweisen mehrfach und mit Nachdruck darauf, dass es auch in Sachsen dringend einer Erweiterung des derzeit favorisierten technischen Hochwasserschutzes um die wichtigen Möglichkeiten ökologischer Hochwasserschutzmaßnahmen bedarf.

“Vor dem Hintergrund der letzten Hochwasserereignisse und unter Einbezug neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie der Erfahrungen in anderen Bundesländern sollten diese zusätzlichen, deutlich weniger kostenintensiven und ökologisch sinnvollen Maßnahmen endlich auch in Sachsen in die bestehenden Konzepte integriert werden”, erklärt Wolfgang Stoiber, Vorsitzender des NuKLA e.V. – “Bezogen auf den geplanten und nunmehr durch die Stadt Leipzig ‘einvernehmlich’ genehmigten Neubau des Nahleauslasswerkes betrifft diese Entscheidung zusätzlich das Überleben des geschützten Auenökosystems Burgaue: Um als solches erhalten zu bleiben, bedarf es regelmäßiger kleinerer Überflutungen, nicht nur bei ‘Hochwasserereignissen mit höherer Jährlichkeit’. Dies sollte einem Umweltamt bekannt sein und im Interesse des Auwaldschutzes bei diesem Ersatzneubau berücksichtigt werden – einer Maßnahme, deren Sinnhaftigkeit an sich von verschiedenen Fachleuten angezweifelt wird.”

NuKLA fordert die Stadt Leipzig daher wiederholt auf, das Verfahren umgehend zu unterbrechen und erneut, unter direkter Beteiligung von Hochwasser- und Naturschutzexperten, sowie unter Beteiligung der Öffentlichkeit über das Vorhaben zu diskutieren. Die Möglichkeit, die Burgaue entsprechend der naturschutzfachlichen Notwendigkeiten regelmäßig fluten zu können, muss aus Sicht von NuKLA zwingend beim Ersatzneubau realisiert werden. Es ist absolut inakzeptabel, dies nicht zum wesentlichen Bestandteil des in Planung befindlichen Projektes “Dynamische Aue” zu machen.

Schon am 30. Juni fragte der NuKLa e.V. Behörden, Verantwortliche, Fachleute öffentlich an, was passieren könnte, würde man das Nahleauslasswerk in Leipzig, welches aktuell für mehrere Millionen saniert werden soll, ersatzlos zurückbauen.

“Niemand der Verantwortlichen hat darauf geantwortet”, stellt Stoiber fest. “Die Stadt Leipzig leitete die Frage wegen der Zuständigkeit an die Landestalsperrenverwaltung (LTV) und bat diese, NuKLA eine Antwort zu geben. Es kam – nichts. Statt dessen wurde ein persönlicher Gesprächstermin des Vereinsvorsitzenden mit dem Leiter der LTV, vereinbart bereits vor dem Junihochwasser, kurzfristig abgesagt.”Womit er dann das übliche Pingpong-Spiel der Verantwortung selbst erlebte. Die Leipziger Stadtverwaltung hält sich tunlichst zurück, wenn es um die Gestaltung des Hochwasserschutzes geht. Da war man 2003/2004 schon einmal deutlich weiter, hat für jeden Teil des überflutungsgefährdeten Gebietes unterschiedliche Konzepte entwickelt und ihre Vor- und Nachteile erwogen. Darunter auch wirklich nachhaltige Varianten – etwa den Umbau der beiden Burgauen zu Poldern (und die südliche Burgaue wurde jetzt schon zwei Mal als Polder genutzt, obwohl sie dafür gar nicht hergerichtet ist).

“Das Nahleauslasswerk ist nicht erforderlich”, stellt Stoiber fest. “Im Gegenteil: Sein Rückbau würde dazu führen, dass das Auenökosystem Burgaue regelmäßig, auch bei kleinen Hochwasserständen durchflutet würde. Die Pflanzen- und Tierwelt könnte sich auf diesen, für eine Auenlandschaft überlebensnotwendigen Prozess einstellen und damit leben lernen. Es gibt an dieser Stelle weder Menschenleben noch Hab und Gut, die gefährdet wären. Es gibt nur Auwald, der dringend einer regelmäßigen Flutung bedarf, um in seiner typischen Weise weiter bestehen zu können.”

Beim NuKLA habe man inzwischen den Eindruck, als versteckten sich die eigentlich Verantwortlichen in der nun aufgebrochenen Diskussion um diesen konkreten Fall zweckdienlicher Weise hinter dem Zauberwort “Unterhaltungsmaßnahme”.

Das Nahleauslasswerk ist 1954 gebaut und 2011 erstmals geöffnet worden, ein zweites Mal beim Junihochwasser 2013. Auch der Leipziger Ökolöwe weist ausführlich und fachlich begründet darauf hin, dass das Nahleauslasswerk nicht saniert werden muss, sondern dass es sehr sinnvolle Alternativen gibt.

Stoiber: “Die Stadt Leipzig zieht sich dahinter zurück, dass die Zuständigkeit in den Händen der LTV läge, gerade so, als ob es nicht um ein Leipziger Gebiet ginge, das ein Kernstück des schützenswerten Leipziger Auwaldes ist.”

Für Stoiber ist die Stadt Leipzig, die lediglich Verwalterin dieses Eigentums der Leipziger BürgerInnen ist, sehr wohl zuständig und verantwortlich. “Und dieser Auwald benötigt, seit 80 Jahren von Fachleuten verzweifelt angemahnt und immer wieder von den zuständigen Entscheidungsträgern zurückgewiesen, für sein Überleben zwingend und regelmäßig kleine und mittlere Hochwasser”, betont Stoiber. “Unter dem Deckmantel der ‘Unterhaltungsmaßnahme’ sollen nun wieder einmal Gelder ausgeben werden, die man an anderer Stelle besser verwenden könnte. Man darf fragen, für wen das eigentlich gut ist – für die Burgaue jedenfalls nicht! Und für den Steuerzahler ebenfalls nicht.”

Nach 60 Jahren Fehlinvestition Nahleauslasswerk könnte das Denken nun die Richtung ändern. “Die entsprechenden wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen vor, die ausschließlich positiven Erfahrungen mit einem auch ökologisch sinnvollen Hochwasserschutz gleichfalls – allerdings in anderen Bundesländern”, sagt Wolfgang Stoiber. “Seit 80 Jahren fehlt der Burgaue Wasser. Jetzt haben wir die Chance, dieses naturschützerische Problem mit einer dem heutigen Wissensstand entsprechenden (und zudem kostengünstigen) Hochwasserschutzmaßnahme zu verbinden. Hochwasserschutz, Steuermittel einsparen, zukunftsweisend planen und den einmaligen Leipziger Auwald als Auenökosystem erhalten, das geht nicht nur, sondern ist der einzig vernünftige Ansatz.”

Der NuKLA e. V. fordert deshalb die LTV sowie die Stadt Leipzig auf, zunächst auf die Sanierung des Nahleauslasswehres zu verzichten und statt dessen die bereits vorgeschlagenen und fachlich begründeten Alternativen mit den Leipziger Naturschutzverbänden und deren Hochwasserexperten zu diskutieren, um unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte die sinnvollste Entscheidung fällen zu können.

Darüber hinaus fordert NuKLA die Stadt Leipzig auf, nun endlich das Hochwasserschutzkonzept aus 2003/04 den BürgerInnen öffentlich zugänglich zu machen, damit in öffentlichen Foren darüber diskutiert werden kann.

Der WWF zur wichtigen Funktion der Flussauen: www.wwf.de/themen-projekte/wwf-erfolge/fluesse-brauchen-auen/

NuKla-Fragen zum Nahleauslasswerk: www.klassischekartoffelkonzerte.de/2013/06/offentliche-fragen-zur-sudspitze-cospudener-see-und-nahleauslaufwerk/

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