Das Gelände ist ideal - nur ein bisschen kompliziert. Das Gelände der ehemaligen Heilanstalt Dösen soll zur Parkstadt aufgewertet werden. Die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschäftigt die Leipziger Stadtverwaltung schon eine Weile. Am 2. Juli gab die Dienstberatung des OBM den Vorentwurf des Bebauungsplans "Parkstadt Dösen" zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung frei.
Aufgrund der anstehenden Sommerferien findet diese Öffentlichkeitsbeteiligung zwar erst im September statt. Die genauen Modalitäten werden gesondert bekannt gegeben. Aber das Projekt hat seine interessanten Seiten.
Die benennt die Stadt den auch schon mal in der Ankündigung der Öffentlichkeitsbeteiligung: “Das Plangebiet umfasst einen Teil des ehemaligen Park-Krankenhauses Dösen. Es befindet sich westlich der Chemnitzer Straße zwischen dem Areal der Klinik für Forensische Psychiatrie im Norden und dem Gebiet des Haftkrankenhauses im Süden.” Wobei der nördliche Teil des Gebietes direkt an die vom St. Georg betriebene Forensische Klinik mit ihren hohen Zäunen angrenzt.
Erbaut wurde die Heilanstalt 1901 nach seinerzeit höchst modernen Maßstäben mit freistehenden Gebäuden in einer großen Parkanlage im Südosten der Stadt. Nach dem gleichen Prinzip wurde damals auch das neue Städtische Krankenhaus St. Georg im Norden gebaut. Frische Luft, jede Menge Grün als wichtige Zutaten für den Heilungsprozess. Entsprechend attraktiv ist das Gebäudeensemble in Dösen auch heute noch.
Ein Investor, den die Stadtverwaltung noch nicht nennt, beabsichtigt, das unter Denkmalschutz stehende Areal zu reaktivieren und zu einem Wohn- und Arbeitsquartier zu entwickeln. Vor zwei Jahren hat der Investor das Gelände von der Rhön-Klinik AG übernommen, die das Gelände im Jahr 2002 aufgegeben hat, nachdem ein neues “Parkkrankenhaus” in Probstheida entstanden ist.
Im nördlichen Bereich sieht das Nutzungskonzept vorwiegend gewerbliche Einrichtungen aus den Bereichen Medizin und betreuende Dienstleistungen vor. Im südlichen Bereich, der an die großen Park- und Grünflächen grenzt, sollen Wohnungen in den denkmalgeschützten Gebäuden sowie in einzelnen Ergänzungsbauten entstehen. Für die Bebauung, Erschließung und Begrünung des Plangebietes werden zwei Varianten zur Diskussion gestellt. Gäbe es die Forensische Klinik auf dem Gelände nicht, der Investor würde wohl auch mit der Gartenstadt deutlich anders zaubern können. So muss er auch in der künftigen Nutzungsstruktur auf diesen im Norden angrenzenden Nachbarn Rücksicht nehmen.
Der Ausbau der Forensischen Klinik hatte 1993 begonnen – anfangs mit einem einem freigelenkten Gebäude. Doch der Nutzungsdruck wuchs binnen weniger Jahre deutlich an – insbesondere durch die stärkere Zuweisung von drogenabhängigen Patienten. Heute ist die Forensische Klinik selbst eine kleine Parkstadt hinter hohen Plexiglaswänden.
Zu überplanen bleibt jetzt ein 14,6 Hektar großes Gelände als hochwertiger Wohn- und Arbeitsstandort. In der Vorlage des Stadtplanungsamtes heißt es dazu: “Durch die Öffnung des ehemaligen Klinikgeländes und die Schaffung von standortadäquaten Nutzungsangeboten soll das Areal stärker und besser mit den umgebenden Siedlungsräumen vernetzt werden. Ein wichtige Rolle spielen hierbei die Integration öffentlicher Nutzungen, wie z.B. die geplante Kita und die Anknüpfung an bestehende Wegeverbindungen.”
Die Einbindung einer Kindertagesstätte hat für den Investor eine doppelte Bedeutung. “Durch die Entwicklung eines Standorts für eine Kindertagesstätte soll das bestehende Kapazitätsdefizit von Kindertageseinrichtungen in den angrenzenden Ortsteilen ausgeglichen werden”, heißt es in der Vorlage. Und an späterer Stelle: “Ein besonderes Anliegen des neuen Eigentümers ist es, der historischen Belastung des Denkmalensembles aufgrund der dort durchgeführten medizinischen Versuche und Euthanasie-Verbrechen der Nationalsozialisten durch eine besondere Verpflichtung auf ein kinderfreundliches, tolerantes Stadtmilieu und Außenbild entgegenzutreten.”
Dass es nicht ganz einfach wird, das Gelände in direkter Nachbarschaft zur Forensischen Klinik zu entwickeln, ist den Planern bewusst: “Auch ist es erforderlich, potenzielle Konflikte zwischen den unterschiedlichen Nutzungen zu ermitteln und auf dem Wege der Bauleitplanung unzulässige Beeinträchtigungen planungsrechtlich auszuschließen. Im Norden grenzt der geschützte Bereich der Forensischen Psychatrie des St. Georg-Krankenhauses an. Hier gilt es mögliche Nutzungskonflikte zu antizipieren bzw. zu vermeiden.”
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Was am besten gelingt, wenn man hier keine Wohnnutzung vorsieht. Dazu heißt es in der Vorlage: “Im nördlichen Bereich sollen kleinteilige, gemischte gewerbliche Nutzungen, vorwiegend aus dem medizinischen Bereich und betreuender Dienstleistung, etabliert werden. Dies begründet sich mit den hierfür günstigen Standortfaktoren, insbesondere der Lage und Eignung des großformatigen Gebäudebestandes. Gleichzeitig wird durch eine solche Nutzung sichergestellt, dass keine Konflikte mit angrenzenden Nutzungen (Forensische Psychiatrie des St. Georg-Krankenhauses) entstehen. Auch aus Perspektive der Stadtentwicklung ist diese Zielstellung gerechtfertigt, denn es gilt durch eine variantenreiche Nutzungsmischung reine Wohnstrukturen im Gebiet zu vermeiden und ein lebendiges, integriertes Stadtquartier zu schaffen.”
Die Wohnnutzung findet also vorwiegend im südlichen Teil statt. Hier grenzt das Gelände an die Paul-Flechsig-Straße mit ihren DDR-Neubauten, an eine Kleingartenanlage und im Süden an den Park Dösen, der im Zuge des Baus der Heilanstalt entstand. Ein fast versteckter Park, durch den aber wohl auch die berühmteste Patientin der Heilanstalt, Lene Voigt, gern Spazieren ging.
Insgesamt sollen im gesamten Plangebiet etwa 180 Wohneinheiten entstehen, die über einen Zeitraum von 8 bis 10 Jahren entwickelt und an den Markt gebracht werden sollen, heißt es noch in der Vorlage.
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