Gefahr in Verzug in Plagwitz? - Das befürchten jedenfalls die Mitstreiter der Schaubühne in der Karl-Heine-Straße. Es geht um den legendären Felsenkeller - das eigentliche Wahrzeichen von Plagwitz. Am historischen Ballhaus und der traditionsreichen Kulturstätte Felsenkeller geschieht seit Jahren nur wenig. Jetzt aber scheinen die Eigentümer zu planen, im Felsenkeller einen Supermarkt zu errichten.

Nach Informationen der Kulturschaffenden aus der Schaubühne versuchen die Eigentümer des Felsenkeller aktuell, einen “Aufstellungsbeschluss Einzelhandel” – als Vorstufe für einen Bauantrag zur Umnutzung als Supermarkt – zu erwirken. “Im Stadtplanungsamt scheint dieser irrsinnige Gedanke niemanden zu stören”, kritisieren die Schaubühne-Leute. Aber bevor eine Nutzungsänderung im Stadtgebiet passiert, muss der Stadtrat zustimmen. Dass den Eigentümern tatsächlich nichts Besseres einfällt als ein weiterer Supermarkt, spricht für sich. So konzeptionslos ist mit Leipziger Denkmal-Immobilien lange nicht umgegangen worden.

Bevor die Tatsachen vollendet seien, ruft die Schaubühne jetzt dazu auf, Zeichen zu setzen. “JETZT ist die Zeit zu handeln. Wir halten es für wichtig, an der Entwicklung eines sich rasant – bisher zum Guten – wandelnden Stadtteils an Entscheidungen beteiligt zu sein, die das Gesicht des Viertels nachhaltig verändern. Die Bürger Leipzigs wollen mitgestalten, denn sie leben hier”, heißt es in ihrem Aufruf.

Das heutige Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrag der Brauerei Carl Wilhelm Naumann von den Architekten Schmidt & Johlige im neobarocken Stil erbaut und im Jahre 1890 als Versammlungs- und Vergnügungslokal eröffnet. Der großzügige Bau bot bis zu 1.000 Menschen Platz und umfasste neben dem Konzert- und Ballsaal eine weitläufige Gartenanlage, Terrassen und Veranden sowie ein eigenes Kraftwerk im Keller. Markantestes Merkmal ist auch heute noch der zweistöckige Eckturm mit barocker Kuppel.

Neben Tanz- und Konzertveranstaltungen diente der Ballsaal auch als Lichtspieltheater und politischer Versammlungsort. Zu Zeiten der Leipziger Arbeiterbewegung sprachen hier u.a. Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und Ernst Thälmann.

Kundgebung und Demonstration sollen im Rahmen des Westbesuchs am Samstag, 22. Juni, um 14 Uhr stattfinden. Treffpunkt ist die Kulturinsel der Schaubühne Lindenfels.

www.schaubuehne.com

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