Alle Appelle haben nichts genutzt. Nun schwenkt auch die Verwaltung ein auf einen Antrag, den die Fraktionen von CDU, SPD und Grünen am 28. März gestellt haben: Die Edouard-Manet-Schule in der Manetstraße soll zur Grundschule für den Nachwuchs des Thomanerchores gemacht werden. Der Antrag torpediert die Pläne im "forum thomanum", dort auch eine eigene, private Thomaner-Grundschule zu bauen.

Ein Vorgang, der auch deshalb obskur ist, weil das “forum thomanum” schon längst den Aufbau einer eigenen Grundschule begonnen hat – der Unterricht findet bislang in Gohlis-Nord statt. Ein eigener Schulbau war seit Jahren an der Ecke Schreberstraße/Sebastian-Bach-Straße geplant. Es ist ein wichtiger Baustein im Bildungscampus, der jetzt schon eine Kindertagesstätte, das Thomas-Gymnasium und das Thomaner-Alumnat umfasst. Doch um bauen zu können, hätten die Initiatoren von der Stadt einen Erbbaurechtsvertrag bekommen müssen. Doch jede Anfrage dazu versickerte im Schweigen der Stadtverwaltung.

Auch die Zusagen des Kulturdezernats erwiesen sich als nicht belastbar. Im Gegenteil. Das Kulturdezernat ist jetzt federführend bei einem “Alternativvorschlag” der Verwaltung, der den Antrag der drei Fraktionen aufnimmt und eigentlich nur noch verfeinert. Das Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule wird als Co-Autor dieses Verwaltungsvorschlages aus der Dienstberatung vom 3. Juni genannt.

Und die Aussagen sind deutlich. Kein Wort mehr zur Grundschule im “forum thomanum”. Dafür:

1. Die Edouard-Manet-Schule wird stärker als bisher als die Grundschule der Stadt Leipzig für die “Thomaneranwärter-Ausbildung” konzeptionell profiliert.

2. Es ist ein neues Konzept zu erarbeiten, welches für die Schüler die besten Voraussetzungen bietet, nach entsprechender Vorbereitung in den Thomanerchor aufgenommen zu werden. Dabei ist insbesondere zu prüfen, wie die bisherigen Thomaneranwärter-Ausbildungsangebote in der Edouard-Manet-Grundschule in das Regelangebot der Grundschule integriert werden können. Das Konzept wird von den Dezernaten Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule sowie Kultur gemeinsam vorgelegt. Die Mitarbeiter des Thomanerchores sind in die Erarbeitung unbedingt einzubeziehen. Die Leitung des Thomanerchores übernimmt die fachliche Ausbildung der Thomaneranwärter. Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, die Bildungsagentur um Mitarbeit im Prozess der Profilbildung zu bitten.

3. Nach Vorliegen des neuen Konzeptes soll umgehend, ggfs. auch schrittweise, mit dessen Umsetzung begonnen werden.

4. Die Verwaltung wird aufgefordert, dezernatsübergreifend ein Konzept für die bauliche Ertüchtigung der Edouard-Manet-Grundschule zu erarbeiten.
5. Die Finanzierung ist dezernatsübergreifend sicherzustellen.

6. Die Edouard-Manet-Grundschule als Schule für die Nachwuchsausbildung des Thomanerchores wird Bestandteil des Campus Forum Thomanum.

Das ist eigentlich kein richtiger Alternativvorschlag, sondern nur der Vorschlag von CDU-, SPD- und Grünen-Fraktion ein bisschen umgeschrieben. Die Grundwidersprüche bleiben. Man will die “Mitarbeiter des Thomanerchores” unbedingt in die Erarbeitung eines Konzeptes mit einbeziehen – brüskiert aber den eigentlichen “Mitarbeiter des Thomanerchores”, den Thomaskantor Georg Christoph Biller, der nicht nur den Bau der eigenen Grundschule im Campus favorisiert, sondern auch hinter dem Konzept der schon existierenden Grundschule steht.

Vielleicht hat Georg Christoph Biller ja recht: Die Torte zu seinem 20-jährigen Dienstjubiläum war schon so eine Art Slapstick-Torte. Man wollte sie ihm nur nicht gleich ins Gesicht werfen, sondern hat sie höflich überreicht.

Auch in der Begründung für den “Alternativvorschlag” wird nicht klar, warum die Stadt keine selbstständige Thomaner-Grundschule im Campus “forum thomanum” will. Die Manet-Schule technisch ertüchtigen kann man auch ohne eine “Thomaner-Grundausbildung”.

Dass man auf die konzeptionelle Vorarbeit im “forum thomanum” keinen Wert legt, ist der Vorlage ebenfalls abzulesen. “Die Erarbeitung des Konzeptes muss in enger Zusammenarbeit der Edouard-Manet-Schule, der Thomasschule, der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig und der Stadt erfolgen.” Was auch deutlich macht: Ein Konzept hat die Stadt gar nicht – nur in der Edouard-Manet-Schule soll es unbedingt stattfinden.

Zu den Investitionen heißt es in der Begründung: “Die Edouard-Manet-Schule soll im Rahmen des Investitionsprogramms für den Schulhausbau ab 2013 brandschutztechnisch ertüchtigt werden. Ein Zuwendungsbescheid wird erwartet. Der vorzeitige Maßnahmebeginn wurde durch die SAB genehmigt. Die brandschutztechnische Ertüchtigung beinhaltet u.a. die Absicherung der ersten und zweiten Rettungswege, den Einbau einer Brandmelde- und Sicherheitsbeleuchtungsanlage sowie den Einbau von Rauch- und Brandschutztüren. Die weitere Sanierung des Gebäudes kann nur schrittweise erfolgen. Hier ist perspektivisch eine energetische Sanierung notwendig. Die Eingangssituation kann im Rahmen der baulichen Unterhaltung verbessert werden.”

Was eigentlich auch heißt: Zur baulichen Ertüchtigung hat die Stadt vor 2016 – so lange läuft das aktuelle Schulbauprogramm (mindestens) – gar kein Geld zur Verfügung. Was natürlich auch einen unbefriedigenden baulichen Zustand auf Jahre zementiert. Deswegen gibt es auch nicht einmal eine vage Bezifferung der Folgekosten: “Die Darstellung der Folgekosten bleibt der Ermittlung im Nachgang zum VSP und jeweils Einzelvorlagen vorbehalten.”

Das Anliegen bündelt sich eigentlich in einem einzigen Wunsch: Nur ja keine private Thomaner-Grundschule.

Die Alternativvorlage der Stadtverwaltung:
http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/CE5BEAF8E571E30CC1257B820020A75D/$FILE/V-a-408-vsp.pdf

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