Eigentlich kann es losgehen. Die Landesdirektion hat 2 Millionen Euro bewilligt, 1 Million Euro hat die Stadt aus dem Haushaltsüberschuss von 2011 beiseite gelegt - am Donnerstag, 28. März, gab's noch eine Dreingabe von 200.000 Euro von der Allianz Umwelt Stiftung. Das nächste Stück Elstermühlgraben zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Elsterstraße kann eigentlich freigelegt werden.

Auch hier war der Elstermühlgraben in den Jahren 1963 bis 1965 verrohrt worden. Statt des Gewässers sahen die Anwohner nun ein Stück Wiese. Derzeit schauen sie auch noch auf einen Stapel Container, der zu einem Hausbau an der Mendelssohn-Straße gehört. Die bildet im Grunde das Südufer des Elstermühlgrabens an dieser Stelle, das Nordufer ist die Carl-Maria-von-Weber-Straße. Am Donnerstag, 28. März, wurde es an der noch schneebedeckten Stelle ganz offiziell: Dr. Lutz Spandau, Vorstand der Allianz Umwelt Stiftung, übergab den Spendenbescheid über die 200.000 Euro ganz offiziell an Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal.

“Diese Unterstützung ist eine wichtige Hilfe bei der Öffnung dieses Wasserlaufs”, erklärte Rosenthal. “Dass die für ihre engagierte Unterstützung vieler Projekte bekannte Allianz Umwelt Stiftung sich auch für den Elstermühlgraben stark macht, freut mich als Umweltbürgermeister ganz besonders.”

Das Vorhaben, der so genannte Teilbauabschnitt 3.3, ist Bestandteil des rund 400 Meter langen dritten Bauabschnittes (Friedrich-Ebert-Straße bis Thomasiusstraße), der die bestehende Lücke zwischen den beiden bereits freigelegten Abschnitten des Elstermühlgrabens schließt und bis 2018 fertig sein soll. Der dritte Bauabschnitt umfasst drei Flussabschnitte, vier Brücken sowie die Umverlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen und den Bau von Wehranlagen. Die Gesamtkosten werden mit knapp 18 Millionen Euro veranschlagt.Im jetzigen Teilstück befinden sich die Westbrücke im Verlauf der Friedrich-Ebert-Straße, die zur Zeit ihrer Erbauung durch Karl Erdmann Heine Weststraße hieß, und die Elsterbrücke im Verlauf der Elsterstraße. Die Westbrücke wurde 1861 erbaut und benannt. Das gleiche gilt auch für die Elsterbrücke, die zwar nicht über die Elster, sondern “bloß” über den Elstermühlgraben führt, dafür ist die amtliche Benennung von 1861 nachweisbar. Bei beiden Brücken fehlen die Geländeraufbauten. Bei der Westbrücke wurden sie bei der Freilegung des westlichen Teilstücks neu gebaut.

“Die Umsetzung dieses Projektes ist Teil des Integrierten Gewässerkonzeptes und dient sowohl dem Hochwasserschutz als auch der Aufwertung des öffentlichen Raumes”, erklärte Heiko Rosenthal. “Für das Funktionieren der Gesamtmaßnahme Elstermühlgraben ist sie unerlässlich.”

Die Freilegung des Elstermühlgrabens begann im Jahre 2004 mit einem ersten, 440 Meter langen Bauabschnitt von der Thomasiusstraße bis zur Jacobstraße / Rosentalgasse, der 2007 abgeschlossen wurde. Der eigentlich keine Freilegung, sondern eine Umverlegung war. Der in den 1950er Jahren verrohrte Abschnitt des Elstermühlgrabens in der Mitte des Ranstädter Steinwegs (später Jahnallee) wurde auf die nördliche Seite des neuen Ranstädter Steinweges verlegt, der alte Graben verfüllt. Von ihm existiert nur noch ein Teilstück an der Jacobstraße, das vor allem zum Erhalt der Fledermauspopulation belassen wurde.

Die Kosten betrugen damals 7,3 Millionen Euro. 2008 bis 2010 folgte auf einer Länge von 200 Metern der zweite Bauabschnitt vom Schreberbad bis zur Westseite der Brücke der Friedrich-Ebert-Straße, die – da noch nicht umbenannt – eigentlich immer noch Westbrücke heißt. Hier beliefen sich die Kosten auf rund 5,3 Millionen Euro. In engem Zusammenhang mit dem zweiten Bauabschnitt stand die Außenmole des zukünftigen Stadthafens, die 2011 übergeben wurde. Zusammen mit dem in diesem Jahr beginnenden dritten Bauabschnitt beträgt die freigelegte bzw. freizulegende Strecke rund einen Kilometer.

Was noch fehlt – und bis 2018 noch freigelegt werden soll – ist der Grabenabschnitt zwischen der Elsterstraße bis zur Thomasiusstraße mit einer weiteren Brücke im Verlauf der Lessingstraße – der Poniatowskibrücke, so wieder benannt seit 1945, nachdem man in der NS-Zeit der Meinung war, die 1866 so benannte Poniatowskybrücke in Schulbrücke umbenennen zu müssen.

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