Auf der Stadtratssitzung am heutigen Mittwoch, 20. März, soll der Bau- und Finanzierungsbeschluss für die umfassende Umgestaltung der Lützner Straße zwischen Plautstraße und Henriettenstraße zur Abstimmung gestellt werden (Stadtrats-Drucksache Nr. V/2805). Die vorgelegten Planungen müssen jedoch dringend umfassend überarbeitet werden, kritisiert das Stadtforum Leipzig. Diese Vorlage sollte deshalb zunächst unbedingt wieder von der Tagesordnung genommen werden.

“Vergangenes Jahr hatten die Umbaupläne der Verwaltung für die Karl-Liebknecht-Straße für höchste Aufregung bei den Anliegern und der Bürgerschaft insgesamt gesorgt. Runde Tische mussten veranstaltet und die Planungen umfassend überarbeitet werden. Dieselben Punkte, die damals allgemein kritisiert wurden, finden sich nun auch in der neuen Vorlage für die Lützner Straße wieder, so als hätte es die breiten Diskussionen zur KarLi nie gegeben. Die aktuelle Vorlage erscheint wie aus der verkehrsplanerischen Mottenkiste”, erklärt dazu Wolfram Günther, Sprecher des Stadtforums.

Das Teilstück der Lützner Straße zwischen Henriettenstraße und Plautstraße ist im Wesentlichen das letzte Stück, das zur Herstellung einer kompletten Stadtbahnlinie 15 fehlt. Stadtbahnen sind nach Vorgaben des Bundes Straßenbahnlinien, deren Gleise möglichst komplett vom Kfz-Verkehr separiert sind und die deshalb schneller im Netz unterwegs sind. Die LVB haben das Konzept seit den 1990er Jahren aufgegriffen und zuerst die Linie 16 zu einer Stadtbahn umgebaut. Schon damals gab es heftige Diskussionen, wieviel Sinn so ein Umbau innerhalb von Stadtquartieren macht. Damals insbesondere im Zusammenhang mit Eutritzsch.

Mit dem jetzt geplanten Abschnitt der Linie 15 betrifft es Neulindenau, das bis ungefähr 2005 zu den schrumpfenden und zunehmend überalterten Ortsteilen Leipzigs gehörte. Seit 2006 aber steigen hier die Einwohnerzahlen wieder. Im Schatten der Revitalisierung von Plagwitz und Altlindenau verjüngt sich der Stadttteil zusehends. Aber sichtbare Strukturen einer engagierten Bürgerschaft fehlen bislang. Was wohl auch der Grund dafür ist, dass es zu keinen Diskussionen um die geplanten Umbauvorhaben an der Lützner Straße kam.
Doch Wolfram Günther befürchtet: “Ganz wesentliche städtebauliche Qualitäten, die für das dank zahlreicher engagierter Akteure langsam wieder erwachende Lindenau von zentraler Bedeutung sind, sollen nun ohne erkennbare Not dauerhaft zerstört werden. Damit würden nicht zuletzt die vielfachen Anstrengungen der Stadt selbst zur Entwicklung des Stadtteils Lindenau sowie zur stadtweiten Entwicklung der historischen Magistralen an dieser Stelle zunichte gemacht.

Entgegen der allgemeinden Verlautbarungen, Fußgängern (und Gewerbetreibenden für Auslagen etc.) mehr öffentlichen Raum einzuräumen, sollen hier die Gehwegflächen empfindlich reduziert werden. Die für das Stadtbild und die Stadtökologie (Thema Luftqualität) so wichtigen Vorgärten sollen gänzlich verschwinden, genauso zahlreiche Bäume. Entstehen sollen dafür überbreite Fahrspuren für den Kfz-Verkehr, die damit auch den fachlichen Vorgaben für Fahrbahnbreiten widersprechen.

Auch wenn im Vorgriff auf die geplanten Arbeiten hier schon zahlreiche alte Bäume gefällt wurden, könnten diese oftmals bereits überalterten Bäume nun bei einer veränderten Planung problemlos durch Neupflanzungen ersetzt werden.”

Eine Vorstellung der Detailplanungen in der Öffentlichkeit und damit eine breite öffentliche Diskussion seien bislang nicht erfolgt, kritisiert er. “Das muss nachgeholt werden.”

Die Details der Kritik des Stadtforums:

– Die städtebauliche Bemessung kommt an keiner Stelle zum Tragen. Die Proportionen stimmen an keiner einzigen Stelle, was wenig verwundern dürfte, denn für einen separaten Gleiskörper ist eine Straßenraumbreite von mind. 35 m notwendig. Diese gibt es hier nicht.

– Die Gehwege sind fast durchgehend mit einer Breite von 2 – 3,50 m geplant, teilweise knapp unter 2 m.

– Der Radfahrfahrstreifen hat selten Standardmaß und ist oft untermaßig mit 1,70 – 1,80 m bemessen.

– Die Fahrbahn ist fast durchgehend mit 3,71 m geplant. Nach RASt 06 sollten es maximal 3,25 m sein – und selbst diese Breite animiert zum Rasen.

– Es gibt auffällig wenig Gehwegnasen – und schon gar nicht mit Fahrradbügeln …

Kritik am geplanten Knoten Saalfelder (Anlage 2.4)

– Die Planung berücksichtigt nicht die TRAM-Verbindung zur Karl-Heine-Straße, d.h. für die nächsten 15 Jahre ist die Verbindung dann gestorben. Von der Lützner (stadtauswärts) kann heute nicht nach links in die Saalfelder abgebogen werden. Warum sollte das zukünftig möglich sein? Durch die neue Beziehung wird der Knoten stark aufgeweitet und der Gehweg wird auf 2 m reduziert.

– Von der Lützner (stadteinwärts) kann heute weder nach links noch nach rechts abgebogen werden. Zukünftig sollen beide Abbiegebeziehungen möglich sein. Resultat: Auch der Gehweg westlich der Saalfelder wird auf unter 2 m verringert, bei gleichzeitiger Verschlechterung der Bedingungen für die Straßenbahnen stadteinwärts, da die Linksabbiegespur auf den Gleisen geführt ist.

Den Text zur geplanten Baumaßnahme findet man im Ratsinformationssytem unter:
notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/FA0402532997EA4DC1257B05002D7277/$FILE/V-ds-2805-text.pdf

www.stadtforum-leipzig.de

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