Recht verblüfft zeigte sich Jens Herrmann, Verkehrspolitischer Sprecher der Linksfraktion, am Freitag, 26. Oktober, über eine Meldung aus dem Rathaus: "Georg-Schumann-Straße: Bürger begrüßen Sofortmaßnahmen" war diese Meldung aus dem Planungsdezernat betitelt. Was Herrmann aber verblüffte daran, war die schlichte Tatsache, dass man den zuständigen Fachausschuss über die Umfrageergebnisse noch gar nicht informiert hatte.

“Mit Verwunderung habe ich die Presseinformation des Dezernates Stadtentwicklung und Bau vom heutigen Tag ‘Georg-Schumann-Straße: Bürger begrüßen Sofortmaßnahmen’ zur Kenntnis genommen”, kritisiert er das seltsame Kommunikationsverhalten. “Trotz mehrfacher Nachfragen im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau gab es dort bisher keine Auswertungen, wie dieser Test angelaufen ist bzw. wie er von den Bürgerinnen und Bürgern und den Verkehrsteilnehmern aufgenommen wird.”

Zum Inhalt hatte die städtische Befragung die im Sommer vorgenommene Neuordnung des Straßenraums in der Georg-Schumann-Straße für Straßenbahn, Fahrräder, Autos und Fußgänger. Sie stoße bei den Anwohnern überwiegend auf positive Resonanz, so das Dezernat. Das hätte eine Befragung von rund 500 Bürgern, die täglich auf der Georg-Schumann-Straße zu tun haben, durch das vor Ort agierende Magistralenmanagement ergeben. Dieses hatte die Markierungsarbeiten mit einem wandernden Informationsstand begleitet und dabei die Bürger zu den Maßnahmen befragt.

Fast alle Befragten fänden die Einrichtung von Radstreifen gut. Die Trennung des Radverkehrs vom Autoverkehr erhöhe nach Meinung der meisten Radfahrer und einiger Autofahrer die Sicherheit. Kritisch beurteilt würden allerdings die Kreuzungsbereiche, in denen die Radstreifen vor den Ampeln aufhörten und erst hinter dem Knoten weitergeführt würden.Die zuständigen Ämter, die das Funktionieren der Ampelkreuzungen untersuchen, bemühen sich um Lösungen, betont das Planungsdezernat. Da aber nur sehr begrenzt Flächen zur Verfügung stehen, seien die Möglichkeiten hier sehr eingeschränkt. Derzeit werde zum Beispiel die Kreuzung Georg-Schumann-Straße / Lützowstraße vom Verkehrs- und Tiefbauamt beobachtet. Gegebenenfalls werde hier die Spuraufteilung verändert.

“Es wäre schön gewesen, wenn die Erfahrungen aus dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung vorab im zuständigen Fachausschuss vorgestellt worden wären”, kritisiert Herrmann. “In der Pressemitteilung des Bürgermeisters gibt es beispielsweise keinen Verweis auf die zusätzliche Verkehrsbelastung in der Kirschbergstraße, die Behinderung des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Hauptverkehrszeit, die Missachtung der StVO durch einige Verkehrsteilnehmer, auf manch gefährliche Situation, das illegale Parken auf dem Fußweg auch durch Fahrzeug mit mehr als 7,5 t usw.”

Beim Lesen der Pressemitteilung entstünde der Eindruck: “Alles ist gut.” – “Dies ist aber aus meiner Sicht nicht der Fall. Das zeigte sich auch in der Diskussion am Dienstag bei der Mobilitätsveranstaltung im Hauptbahnhof ‘Leipzig weiter denken'”, sagt Herrmann. “Für mich stellt sich die Frage, was die Stadt Leipzig, was der Bürgermeister mit so einer Positivmeldung erreichen will. Im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau erwarte ich dazu dringend eine Antwort.”Besonders zufrieden sind – wie das Planungsdezernat feststellt – die Händler in der Georg-Schumann-Straße. Sie loben die neuen Parkplätze. “Nun können unsere Besucher ohne Angst problemlos vor der Tür halten”, meine Ladeninhaber Stefan Sörgel.

Und dann wird auch in der Pressemitteilung der Stadt deutlich, dass die Umfrage wohl nicht sehr systematisch erfolgte und nur eingeschränkt deutbar ist.

“Ladeninhaber, vor deren Geschäft zwar ein Radstreifen, aber kein Parkplatz markiert ist, haben freilich Probleme, etwa mit der Anlieferung”, heißt es da. “So beklagt Steffen Seifert, Betreiber eines Pizzalieferservice, die längeren Lieferzeiten für seine Kunden, da er nicht mehr direkt vor der Tür be- und entladen kann. Hier wird in Vorbereitung der nächsten Umgestaltungsphase mit den Betroffenen nach Lösungsmöglichkeiten gesucht”, verspricht die Stadt. “Die meisten Autofahrer sehen die neue Verkehrssituation entspannt und verweisen auf die Möglichkeit, von der Georg-Schumann-Straße auf die Max-Liebermann-Straße auszuweichen.”

“Die Sofortmaßnahmen, die ja nicht zuletzt auf Anregungen engagierter Bürgerinnen und Bürger basieren, haben sich in wesentlichen Teilen bewährt”, kommentiert Baubürgermeister Martin zur Nedden. “Wir beobachten und analysieren die neue Situation, die als 1:1-Test für die geplante Straßenumbaumaßnahme gilt und werden prüfen, ob und wo Anpassungen nötig sind.”

Das gelte zum Beispiel für die Frage möglicher Staus aufgrund der nun einspurigen Verkehrsführung. In den nächsten Wochen sollen dazu Verkehrszählungen stattfinden.

Anregungen zur Optimierung der Verkehrsführung nimmt das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung unter Tel. (0341) 123-5410 oder per E-Mail asw@leipzig.de entgegen.

www.schumann-magistrale.de

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