Der Umbau der Kreuzung Rossplatz / Grünewaldstraße / Universitätsstraße ist eigentlich beendet. Am 25. Juni wurde die neue Kreuzung mit einem neuen Überweg für den Verkehr freigegeben. Doch der Bau wird ein Nachspiel im Stadtrat haben: Er wird um 240.000 Euro teurer, weil man die Kriegsfolgen im Untergrund ausgeblendet hat. Es gilt nicht nur für Journalisten, wenn sie Grün- und Brachflächen sehen: "Misstraut den Grünflächen!"
So schrieb es mehrfach der “Wochenpost”-Feuilletonist Heinz Knobloch, als er begann, das Berlin der Nachkriegszeit zu erkunden und nach verschwundenen Menschen, Gebäuden und Einrichtungen zu fahnden.
Der Satz gilt logischerweise erst recht für alle, die in einer deutschen Großstadt bauen, die im 2. Weltkrieg unter Bombenhagel geriet. Unter Freiflächen verbergen sich oft ganze Trümmerhalden, alte Fundamente und Schutt, der damals einfach in die leeren Keller der zerstörten Gebäude geschoben wurde. Viele der Leipziger Grünflächen aus DDR-Zeiten entstanden auf solchen Trümmergrundstücken. Wer die Blaupausen alter Stadtpläne mit denen der Gegenwart übereinander legt, sieht, dass auch die breiteren Straßen der DDR-Zeit oft einfach über die alten Gehweg- und Häuserkanten gelegt wurden.
Nur vergessen es die jüngeren Planer von heute gern, kalkulieren es einfach nicht ein. Auch das kann man Geschichtsvergessenheit nennen. In diesem Fall erfordert das einen finanziellen Nachschlag von 240.000 Euro. “Überplanmäßige Auszahlung nach § 79 (1) SächsGemO” heißt das, wenn die finanziellen Beschlüsse nicht mit dem tatsächlichen Mittelaufwand übereinstimmen.Der Finanzierungsbeschluss “BS/RBV-906/11” stammt vom 24. August 2011. “Die Vergabe der Straßenbaumaßnahme erfolgte an die Firma Reif Baugesellschaft mbH & Co. KG aus Schkeuditz. Die Bauleistungen sind bis auf wenige Restleistungen (Fertigstellungspflege Grün) abgeschlossen”, heißt es nun in der Vorlage, die am 21. August erstmals in der Dienstberatung des OB besprochen wurde und am 17. Oktober in die Ratsversammlung soll. “Im Zuge der nachgelagerten Nachtragsverhandlungen ist absehbar, dass die finanziellen Mittel aus vorgenanntem Baubeschluss i.H.v. 920.000 Euro nicht ausreichen werden. Es werden Mehrkosten i. H. v. insgesamt ca. 240.000 ? gegenüber dem Bau- und Finanzierungsbeschluss erwartet.”
Der Stadtrat muss erst zustimmen, damit die Mehrkosten ausbezahlt werden können. Die Begründung: “Im Vorfeld der Baumaßnahme wurden planmäßig durch die KWL GmbH umfangreiche, mit dem Straßenbau koordinierte Leitungsbaumaßnahmen durchgeführt. Dabei wurde im Baugrund vermehrt Ziegelschutt angetroffen, welcher aus den Stichproben der Baugrunduntersuchung so nicht ersichtlich war. Daraufhin wurde zielgerichtet eine weitere Baugrunduntersuchung durchgeführt, die den Verdacht auf z. B. noch vorhandene Bebauungsreste (Kellergewölbe, Verfüllung von Hohlräumen mit Trümmern usw.) bestätigte.” Was dann einige Schwierigkeiten bei Leitungsverlegungen und der Verankerung eines LVB-Mastes nach sich zog.
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Im Grunde hätte die komplette Kreuzung im Untergrund erst einmal enttrümmert werden müssen, um einen konsistenten Baugrund zu bekommen. Dafür hatte man aber erst recht nicht geplant. Also mussten die Leitungen in der Nacht in offenen Kanälen verlegt werden und nicht im geplanten “Rohrspülverfahren”, der neue LVB-Mast brauchte eine Sonderkonstruktion in einem überlangen Rammrohr mit Betonplombe.
Von den geplanten 920.000 Euro, von denen das Land Sachsen 460.000 Euro übernahm, sind 968.889,07 Euro schon beauftragt. Offene Forderungen gibt es über 190.000 Euro. Die absehbaren Gesamtkosten belaufen sich auf 1.159.175,54 Euro.
Teilweise kann man die Mehrkosten aus einem Posten “Umfeld Propsteikirche” freilenken. Bei den restlichen 46.000 Euro hofft man auf Fördermittelmehreinzahlungen durch das Land. Dazu soll es eine “nachträgliche Fördermittelbeantragung” geben. “Sollte sich eine höhere Förderung ergeben, verringert sich der Stadtanteil entsprechend.”
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