"So bremst Leipzig den Nahverkehr aus" betitelt die Leipziger Volkszeitung (LVZ) am 11. September einen Bericht über die Georg-Schumann-Straße. Dort hatte die Stadt - nach intensiven Diskussionen mit den Anwohnern - seit Juli das Projekt "Abmarkierung" gestartet und in den Ferienmonaten auch umgesetzt. Doch am 7. September traf sich die CDU-Ortsgruppe und danach gab's eine Pressemitteilung voller Kritik.

Die wurde dann zur Grundlage des Artikels in der LVZ, der dann gar noch die Ausbremsung des Straßenbahnverkehrs ins Zentrum stellte. Was zumindest jeden verwunderte, der die umgestaltete Straße im Leipziger Nordwesten seit Ende August erlebt und befahren hatte. Das normale Straßenbild ähnelt erstaunlicherweise dem, das die Magistrale auch vorher bot. Es gibt nicht die befürchteten Stauschlangen. Nur dass jetzt mehr Autos rechts und links parken und mehr Platz für Fahrradfahrer ist.

Konflikte gibt es erstaunlicherweise wieder zu denselben Zeiten, zu denen es auch vorher Konflikte gab – in der morgendlichen und nachmittäglichen Hauptverkehrszeit. Vorzugsweise an den Kreuzungen Breitenfelder Straße, Lindenthaler Straße und Lützowstraße, da, wo auch vorher Kraftfahrer gern noch bei Orange über die Kreuzung fuhren oder mit Reifenquietschen schnell noch vor der Straßenbahn einlenkten, um bei Grün als Erste auf die Kreuzung fahren zu dürfen. Die Konflikte sind die alten. Wenn die Rushhour vorbei ist, lässt auch dieses Drängeln, Schnibbeln und Klingeln nach.Mit der Umgestaltung der Straße hat das wenig zu tun. Doch für die CDU-Ortsgruppe waren die ersten Nach-Urlaubs-Erlebnisse irgendwie Grund genug, das gesamte Projekt in Zweifel zu ziehen. Womit sich die kleine Gruppe auch ganz klassisch wieder über die Mehrheit der Anwohner der langen Magistrale stellte. Die Umweltverbände und einige andere Parteien äußerten schon am 11. September ihr Unverständnis über die Pauschalverurteilung des Pilotprojekts, das weite Teile der bislang vernachlässigten Straße deutlich aufgewertet hat.

Jetzt melden sich auch die Akteure aus dem Magistralenrat zu Wort, die genauso engagiert für die Umgestaltung der Straße geworben haben. Sie zeigt – Weiß auf Schwarz – dass sich bei diesem Förderprojekt im Leipziger Nordwesten tatsächlich etwas bewegen kann, dass die Straße tatsächlich eine Chance hat, wenn alle Akteure die neuen Spielregeln akzeptieren. Dass Wolf-Dietrich Rost nicht wusste, wie sich die Straße durch die Abmarkierung ändern würde, glauben Mathias Baudenbacher, Walter Schmidt und Ankel Laufer, die jetzt den offenen Brief geschrieben haben, nicht.

“Uns beschleicht der Verdacht, daß Sie durch das populistische Aufpeitschen der Emotionen in der Vollgasfraktion Stimmenfang für die OBM-Wahl auf Kosten der Anwohner, der Gewerbetreibenden und aller Nutzer der Georg-Schumann-Straße betreiben”, schreiben sie ganz am Ende ihres Briefes, in dem sie sich auch eingehend mit den Verbesserungen der “Schumi” beschäftigen, die man vielleicht nicht sieht, wenn man sich als Autofahrer die freie Fahrt aus der vierspurigen Vorzeit zurückwünscht.

Aber über 22 Jahre Vierspurigkeit haben auch bewiesen, dass beschleunigter Autoverkehr für die Entwicklung einer Straße überhaupt nicht förderlich ist.

Die drei Autoren des Offenen Briefes: “Zusammenfassend läßt sich über die Sofortmaßnahmen sagen, daß in Leipzig selten mit so wenig Geld so viel verbessert wurde.”

www.schumann-magistrale.de

Der Offene Brief als PDF zum download.

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