Das Bülowviertel könne Zugpferd im Leipziger Osten werden, betonte Leipzigs Stadterneuerungsamtsleiter Karsten Gerkens am Donnerstag unter der Krone einer symbolischen Linde. Die Kunstinstallation ziert die Ecke Bülow-/Paulinenstraße. Das Viertel hat nun auch eine eigene LVB-Haltestelle. Am Sonnabend ist Spätsommer-Rundgang.
Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Das Bülowviertel im Leipziger Osten verzeichnet Bewohnerzuwachs und kann die Ansiedlung neuer Eigentümer vermelden, freut sich Paula Hofmann vom Verein Bülowgärten. Zudem seinen im Kernbereich des Karees zwischen Torgauer Straße, Eisenbahnstraße und der Bahntrasse Leipzig – Dresden nun alle Häuser verkauft, und zwar an “semiprofessionelle”, sehr engagierte Neueigentümer.
Dieses Zwischenergebnis der Bemühungen der letzten Jahre soll an diesem Sonnabend, 8. September 2012, ab 16 Uhr, mit einem Spätsommer-Rundgang gewürdigt werden. Dazu lädt der Anwohnerverein Bülowviertel e.V. alle recht herzlich ein, die sich über das – jedenfalls als Innenstadtperspektive – hinterste Ende der Eisenbahnstraße informieren wollen. Projekte stellen ihre Ideen vor. Live-Musik wird auch geboten.
Um die Orientierung für die Besucher zu erleichtern und den Kiez im öffentlichen Bewusstsein bekannter zu machen, hat das Bülowviertel nun eine eigene Straßenbahnhaltestelle. Die Linien 7 und 8 halten seit Donnerstag an der teilumbenannten Station “Geißlerstraße/Bülowviertel”. So ist das auch schon in den Fahrplänen ausgewiesen. Vor Ort weist ein vom Anwohnerverein realisiertes Schild auf den Newcomer unter den innerstädtischen Wohnstandorten hin.
Karsten Gerkens nennt die Ecke einen “Chancenraum”. Das Quartier hat aus Sicht des Leiters des städtischen Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) “gute Chancen, ein Zugpferd im Leipziger Osten zu werden”. Ihn beeindruckt besonders die Entwicklung der letzten beiden Jahre. Initiativen und Eigentümer hätten neues Leben und neue Farben in die Gegend gebracht.
“Der Osten füllt sich”, so Gerkens weiter, “aus dem fruchtbaren Zusammenspiel zwischen Bürgerengagement und der Stadt Leipzig entstehen in dem kleinen Quartier eine Reihe von zukunftsweisenden Ansätzen und Projekten.” Dabei verweist der Amtsleiter auf die Vision eines Parkbogens Ost und auf alternative Wohnformen wie im AusBauHaus in der Gretschelstraße 2.
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Dabei war diese Kante von Volksmarsdorf zu Beginn des letzten Jahrhunderts bereits deutlich großzügiger angelegt worden als die anderen Abschnitte des Leipziger Osten. Hier findet man kleine Vorgärten. An dem Straßendreieck Bülowstraße/Paulinenstraße wurde damals eine Linde gepflanzt und mit einer Sitzbank umkränzt. Diese Ruheinsel fiel laut Schilderungen älterer Anwohner 1945 dem Kriegswirren zum Opfer.
Noch in diesem Herbst soll eine neue Bülowlinde gepflanzt werden. Bis zur eigentlichen Pflanzzeit ziert eine Kunstinstallation aus Holz den Platz. Sie wurde am Donnerstag der Öffentlichkeit übergeben.
Namenspatron von Viertel und Linde ist übrigens Friedrich-Wilhelm Graf Bülow von Dennewitz (1755 – 1816). Er entstammt einer weitverzweigten Offiziers- und Beamtenfamilie von ursprünglich mecklenburgischem Uradel. Als einer der prominenten preußischen Generale der antinapoleonischen Befreiungskriege wurde er in der Gründerzeit beispielsweise Namenspatron einer Straße im eher gutbürgerlichen Berlin – Schöneberg samt U-Bahn-Station. In der Leipziger Völkerschlacht 1813 rückte das von ihm befehligte preußische Armeekorps von Paunsdorf und Reudnitz kommend in Leipzig ein.
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