Am Ende wurde auch die so lang ersehnte Feuerwache Süd der Leipziger Feuerwehr etwas teurer. 2007 glaubte man noch, mit 2 Millionen Euro auszukommen. 2010 begann man dann mit 3,1 Millionen zu bauen. Geworden sind's am Ende 3,6 Millionen Euro. Mit Blaulicht und Gebet wurde die Feuerwache Süd an der Zwickauer Straße 59 am Freitag, 24. August, ihrer Bestimmung übergeben.

“Die Gruppenwache Süd ist ein Meilenstein auf dem Weg der Umsetzung der vom Stadtrat vor zwei Jahren beschlossenen Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans”, erklärte Oberbürgermeister Burkhard Jung bei dieser sommerlichen Gelegenheit. “Gemeinsam mit den nächsten beiden Neubauten – den Feuerwachen Nordost und Südwest – kann künftig den in Not geratenen Bürgern im gesamten Stadtgebiet noch schneller geholfen werden.”

Die Feuerwache Nordost soll in der Torgauer Straße entstehen. Die Planungen für die Feuerwache Südwest in der Gerhard-Ellrodt-Straße sind schon recht weit gediehen. Zusammen mit der neuen Leitstelle der Leipziger Feuerwehr sollen sie die Einsatzzeiten der Brandbekämpfer deutlich reduzieren – deutlich unter 10 Minuten vom Anruf bis zum Eintreffen der Mannschaftswagen vor Ort.Dass dabei in der Wache keine Zeit vertrödelt wird, durften die Gäste der Einweihung am Freitag selbst erleben. Während einige der Kollegen von der blitzenden Zunft noch versuchten, sich ein möglichst titelseitenverdächtiges Foto mit OBM, Schlauch und dem Chef der Branddirektion zusammenzubasteln, ertönte eine verdächtig strenge Lautsprecherstimme in der neuen Wagenhalle, die einen Einsatz ankündigte – und binnen Sekunden war ein Dutzend eiliger Männer im Raum, die sich die Brandschutzbekleidung überwarfen, in die Fahrzeuge sprangen und nach nicht einmal einer Minute zum Tore hinausbrausten. Geübt ist geübt.

Ein Spritzenfahrzeug und ein großes Leiterfahrzeug stehen im Neubau bereit, um jederzeit ausrücken zu können. Und seit Freitag wacht hoffentlich/womöglich auch der Heilige Florian über die Berufsfeuerwehrleute, die in der Zwickauer Straße stationiert sind.Propst Lothar Vierhock von der katholischen Gemeinde und Pfarrer Dr. Johannes Toaspern aus der evangelischen Kirche widmeten dem Neubau eine ökumenische Segnung. Vierhock ging dabei auf seine eindrucksvollen Erlebnisse in Bayern ein, wo fast jedes Spritzenhaus das Bild des Heiligen Florian zeigt mit der Umschrift “Heiliger Florian, hilf!”. Und Toaspern schrieb ans Tor der neuen Wache die von den Sternsingern her auch in Leipzig wieder bekanntere Segensbitte “20+C+M+B+12”. Das CMB ist dabei zu lesen als “Christus mansionem benedicat” oder auf deutsch: Christus segne dieses Haus. Ein kleines Gebet noch. Und dann konnte Gaby Kannegiesser vom Architekturbüro Knoche Architekten, den Schlüssel zum Haus (diesmal in Form eines Spannschlüssels) an OBM Burkhard Jung übergeben, der ihn an den zuständigen Feuerwehrbürgermeister Heiko Rosenthal überreichte, der erst gar keine Rede hielt, sondern das gute Stück Karl-Heinz Schneider, dem Leiter der Branddirektion Leipzig, übergab.Der Moment, das Haus jetzt auch mit dem üblichen Durchschnitt zu eröffnen: auf Feuerwehrweise mit einem zu durchschneidenden Schlauch. Was mit einer scharfen Schere erstaunlich gut gelang – nur halt einigen Fotografen so gar nicht recht titelseitenmäßig erschien. Aber dann hallte die Stimme durch die Halle und Feuerwehrmänner wetzten in wehender Montur zu den Fahrzeugen.

Die Alarmierung klappt. Und der Effekt für den Leipziger Süden ist nun: Die Feuerwehrsirene kommt jetzt aus der anderen Richtung. Quälten sich die roten Fahrzeuge bislang von der Karl-Liebknecht-Straße kommend über die Arno-Nitzsche-Straße Richtung Osten, kamen sie am Freitag um 14.31 Uhr erstmals mit Sirenengeheul von Osten Richtung Connewitz.
Als eine der ersten Wachen in Deutschland und als die erste in Sachsen wurde die neue Feuerwache Süd im Passivhausstandard errichtet. Bis auf die Fahrzeughalle sind alle Bereiche entsprechend isoliert und mit einer technischen Gebäudeausrüstung versehen, so dass die Abwärme optimal ausgenutzt wird. Dazu gehören eine Photovoltaikanlage sowie eine umfangreiche Steuerungstechnik für Belüftung und Heizung.

Die Gesamtgrundfläche der am Ende rund 3,6 Millionen Euro (1,27 Millionen Euro Fördermittel vom Land Sachsen) teuren neuen Feuerwache Süd beträgt 576 Quadratmeter, die des gesamten Grundstücks 3.400 Quadratmeter. In der Fahrzeughalle wurden vier Gleise für Einsatzfahrzeuge eingerichtet, davon ein Gleis zum Waschen der Fahrzeuge.Die Aufenthaltsräume für die dort in drei Dienstschichten tätigen 39 Feuerwehrmänner sowie zwei Büros und eine kleine Küche befinden sich im 1. Obergeschoss, die Ruheräume, Sozialräume und der Sportraum im 2. Obergeschoss.

Der Brandschutzbedarfsplan für die Stadt Leipzig nach der Gemeindegebietsreform 1999 wurde von der Ratsversammlung am 24. Januar 2001 beschlossen. Strategisches Ziel war die Verringerung der Eingreifzeit auf 9,5 Minuten für die Ersteinheit und 12,5 Minuten für die Ergänzungseinheit. Unter anderem wurde der Brandschutzbedarfsplan 2004 mit einem Personalentwicklungs- und Personaleinsatzkonzept sowie Investitionsprogrammen für Ausrüstung, Technik und dem Bau von Feuerwehrwachen bzw. Feuerwehrgerätehäuser erweitert.

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2010 wurde im Stadtrat die Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans bis 2015 beschlossen. Enthalten ist die Standortoptimierung der Berufsfeuerwehr mit den drei Neubauten der Feuerwache Süd (Zwickauer Straße), Nordost (Torgauer Straße) und Südwest (Gerhardt-Ellrodt-Straße/Rippachtalstraße). Im Oktober 2010 begann der Rohbau für die Feuerwache Süd.

Und noch etwas kam bei diesen Forschungen in den Archiven zum Vorschein: Schon vor 75 Jahren plante die Stadt eine eigene Feuerwache im Süden – damals noch in der Bornaischen Straße. Manchmal liegen zwischen Vision und Verwirklichung tatsächlich drei Generationen.

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