Leipzigs Linke will die amtliche Freude um die Eröffnung des Einkaufszentrums am Lindenauer Markt trüben. Am kommenden Mittwoch, 18. April, will sie im Stadtrat wissen, ob denn das zugesagte "integrierte Verkehrskonzept" vorliegt. Zugleich möchten die Genossen erfahren, auf welches öffentliche Meinungsbild die Verwaltung ihr Verkehrskonzept aufbaut.
Der Lindenauer Markt putzt sich heraus. Und das hat nicht nur mit dem Frühlingserwachen zu tun. Ende der 1990er Jahren befürchteten Stadtteilaktivisten noch, dass das einstige Angerdorf und spätere Arbeiterviertel von der Verwaltung vergessen würde. Zur letzten Jahrtausendwende begann dann die Sanierung.
Zwischen dem 9. und dem 20. Mai wird Lidl-Tochter Kaufland am Platz sein neues Einkaufszentrum eröffnen. Bis dahin sind nicht nur die Fassaden des Neubaus auf Hochglanz gebracht. Die Arbeiten daran befinden sich auf der Zielgeraden. Parallel sanierten Besitzer und Investoren fast alle übrigen Häuser am Markt.Sicherlich wird Kaufland mit einigen Eröffnungsangeboten das Publikum locken. Doch darüber hinaus dürfte die Produktpalette des so genannten Vollsortimenters dem entsprechen, was auch an anderen Standorten in seinen Regalen und Auslagen liegt.
Das eigentliche Geheimnis rund um den Markt und das Einkaufszentrum heißt: Verkehrskonzept. Und das hütet die Stadtverwaltung bis zum heutigen Tag.Das stößt nun Linken-Stadtrat Siegfried Schlegel mächtig auf. Mitten in die Vorfreude auf den schmucken, neuen Markt zwischen dem ehemaligen Kuhturm und der Nathanaelkirche stellt er deshalb über seine Fraktion eine Anfrage an die Stadtverwaltung.
Schließlich war es Schlegel selbst, der am 21. April 2010 mit einem Ergänzungsantrag dafür sorgte, dass die Vorlage zu dem “vorhabenbezogenen Bebauungsplan” für das Einkaufzentrum um einen Punkt 5 ergänzt wurde. Dieser beauftragte die Verwaltung mit der “zeitnahen Erstellung eines integrierten Verkehrskonzeptes für den Bereich des Lindenauer Marktes und der benachbarten Straßen unter Einbeziehung der BewohnerInnen des Ortsteils”. Wohl erst durch diesen Zusatz fand die damals höchst kontroverse Vorlage eine nicht eben üppige Mehrheit im Stadtrat.Seit dieser Zeit sind nun fast zwei Jahre vergangen. Und dem Stadtentwicklungsexperten Siegfried Schlegel liegt noch immer kein Verkehrskonzept vor. Das ist nicht eben “zeitnah”.
Vor allem aber: Durch die Eröffnung des Einkaufszentrums werden eben jene Fakten urwüchsig geschaffen, die durch ein Verkehrskonzept vorab gestaltet werden sollten. Das wurmt nicht nur Schlegel, sondern auch andere Engagierte im Quartier.
Deshalb fragt Siegfried Schlegel in der Stadtratssitzung am kommenden Mittwoch, 18. April, nun nach. Nämlich, ob das vom Stadtrat 2010 beauftragte Verkehrskonzept vorliegt, wo es denn öffentlich einzusehen ist und wie bei dessen Erstellung die Bewohner einbezogen wurden. Gründe für eine mögliche Verzögerung oder Vertraulichkeit will der gestandene Stadtrat auch gleich noch wissen.
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Buchstabengetreu verweist Schlegels Linke-Fraktion darauf, dass das Konzept “neben der Begrenzung der zusätzlichen Belastungen durch den Autoverkehr von und zum Handelscenter in den Wohnstraßen auch die weitere Verkehrsberuhigung des Platzes selbst und das Besucherparken der Musikalischen Komödie zum Inhalt haben” sollte.
Doch diese Themen werden für das in Rede stehende Karree nicht ausreichen, wenn das Verkehrskonzept wirklich integriert sein soll. Denn parallel treibt die Stadtverwaltung die Rahmenplanung für das Trainingszentrum der RasenBallsportler voran. Dieser Rahmenplan greift mittlerweile auch auf das Gebiet westlich der Luppe aus. Damit berührt es nun auch ganz unmittelbar die Verkehrsbeziehungen, die noch nicht einmal im Zusammenhang mit dem künftigen Einkaufszentrum geordnet sind. Davon an dieser Stelle demnächst mehr.
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