Zur "frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung" hat die Stadtverwaltung nun einen "Bebauungsplan-Vorentwurf" für das Trainingszentrum der RasenBallsportler vorgelegt. Was verwaltungsseitig bislang geschah, nennt die Umweltorganisation BUND "vollkommen intransparent" und "nicht kooperativ". Auch Stadtbezirksbeiräte formulieren Kritik.
Die Planer vom Berliner Büro für Städtebau Machleidt + Partner waren um ihre Aufgabe nicht zu beneiden. “Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssten die ?Flächen verdoppelt? werden”, schreiben sie gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten von bgmr aus Berlin und Leipzig in den “Rahmenplan Trainingszentrum RasenBallsport e.V.”
Da eine Doppelstock-Lösung bei einem naturnahen Sportzentrum nicht so recht in die Landschaft passt, wird es westlich des Cottawegs also eng. “Hier treffen unterschiedliche Nutzungsansprüche aufeinander, die in der Vergangenheit wenig miteinander zu tun hatten”, urteilen die Planer über die Ausgangslage vor Ort, “viele Nutzungen stehen sich gegenüber, werden nur nebeneinander organisiert und ergeben damit einen Raum, der in hohem Maße zu Kontroversen führt.”
Da Ausweichflächen nicht zur Verfügung stehen, wie die Planer einräumen, sollte aus ihrer Sicht “eine Strategie der Schwerpunktsetzung und des Miteinanders” entwickelt werden. Für ein solches Miteinander empfehlen Machleidt + Partner “multicodierte Räume, die mehrdimensionaler nutzbar sind”. Beispielsweise eine “gemeinsame Adressbildung” von Trainingszentrum und Marktamt am Cottaweg.
Leipzigs Naturschützer setzen hingegen weiter auf den ökologischen Ausgleich vor Ort. So erklärte die Leipziger BUND-Regionalgruppe unlängst, dass für sie “eine Ertüchtigung und irgendwie gearteter Ausbau der Erich-Köhn-Straße definitiv ausgeschlossen bleiben müssen, die weiteren Ausgleichsmaßnahmen vor Ort realisiert werden”.
Wo das geschehen soll, ist für die Umweltschützer klar: “Einen wie bislang offenbar in den Planungen enthaltenen Parkplatz an der Erich-Köhn-Straße hinter dem LVB Straßenbahnhof lehnt der BUND kategorisch ab, diese frei werdenden Flächen sollen der Natur zur Verfügung gestellt werden.”
Dem BUND Leipzig stößt nach den Worten seines Vorsitzenden Jürgen Kasek vor allem auf, dass die Stadtverwaltung bislang “vollkommen intransparent” agiere. “Die Stadt arbeitet in dieser Hinsicht nicht kooperativ”, kritisiert auch BUND-Vorstand und CDU-Stadtrat Udo Berger.Das soll nun besser werden. Denn in den Fachausschüssen des Stadtrates und dem Stadtbezirksbeirat Altwest wird in diesen Wochen die Verwaltungsvorlage “Bebauungsplan Nr. 384 westlich vom Cottaweg. Freigabe zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung” beraten.
Dabei spielt die verlängerte Erich-Köhn-Straße – wie erwartet – eine Rolle. Doch nunmehr geht es nicht mehr um deren vollständigen Ausbau zu einer Umgehungsstraße für Lindenau, wie es anfänglich im Entwurf eines neuen städtischen Flächennutzungsplanes gestanden hatte.
Nun soll diese Straße so ausgebaut und mit einem Fußweg versehen werden, dass nördlich der Straßenbahnhofs Angerbrücke der Parkplatz realisiert werden kann, den der BUND ablehnt. Dessen Anlage begründet die Stadtverwaltung inzwischen mit einem Ratsbeschluss aus dem Jahr 2000 zum “Umbau des Zentralstadions und der Entwicklung peripherer Flächen nebst Annexen die Herstellungsverpflichtung der Stadt Leipzig für 2.200 PKW-Stellplätze und 200 Bus-Stellplätze am Cottaweg”. Dieser Beschluss ist offenbar so unumstößlich, dass dort kein Platz mehr für Wiederaufforstungsflächen sein darf.
“Die Erich-Köhn-Straße wird im nördlichen Bereich zwischen Auwald-Aufforstung und Brachfläche rückgebaut und dient lediglich der untergeordneten Anbindung und Notzufahrt von Kleinmesse und Trainingszentrum”, heißt es in der Ratsvorlage weiter. Die Brücke über die Luppe soll künftig nur noch Fußgängern und Radfahrern offen stehen. Einzig bei Großveranstaltungen soll die Brücke für Einsatz- und Rettungsfahrzeuge nutzbar sein.
Der Kreuzungsbereich mit der Jahnallee wird hingegen am Revuetheater Palmengarten ausgebaut und mit zusätzlichen Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer versehen.Zu den baulichen Absichten des hinter RasenBallsport e.V. stehenden Investors findet sich in der Vorlage Altbekanntes. Nach dem der Verwaltung vorliegenden Nutzungskonzept sollen auf etwa 6.500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche die Räumlichkeiten für Geschäftsstelle und Gastronomie, den Verkauf von Tickets und Fanartikeln, ein Internat, eine Sporthalle, einen Therapie- und Wellnessbereich sowie für Umkleiden errichtet werden.
Die Anzahl und die Anordnung der Gebäude stehe noch nicht fest, liest man. Verschiedene Varianten seien aber bereits durchgespielt worden. “Die verträgliche Einbindung des Raumprogramms ist damit nachgewiesen und bietet genügend Spielraum für die spätere Konkretisierung”, heißt es in der Vorlage weiter. Deshalb würde im Bebauungsplan nur Rahmenfestsetzungen zur Bebaubarkeit getroffen.
Der örtliche Linken-Stadtbezirksbeirat Thomas Naumann wertet die Vorlage grundsätzlich als “positiv”. Gleichwohl kritisiert er, dass der Rahmenplan “leider ohne frühzeitige Beteiligung des Lindenauer Stadtteilvereins, des Ökolöwen und des Stadtbezirksbeirates erarbeitet” wurde. “Wichtig ist weiter darauf zu achten, dass die Kleinmesse am Standort erhalten bleibt und nicht einem weiteren Parkplatz geopfert wird”, gibt er zu bedenken.
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“Die Güterabwägung ist vollkommen einseitig”, findet hingegen Naumanns SPD-Kollege Christoph Jabs – und zwar zugunsten des privaten Investors. Aus einer Sicht werde das Pferd hier vom Schwanz her aufgezäumt. So kritisiert er die “fehlende örtliche Festlegung der naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen und der Erschließungskosten”. Darüber hinaus sieht Jabs das Varieté am Palmengarten durch den Ausbau des Verkehrsknotens “existenziell bedroht”.
“Die geplanten Radwegeverbindungen sind prima”, lobt Stadtbezirksbeirätin Eva Brackelmann (SPD) den vorgesehenen zusätzlichen Brückenschlag zwischen der Roßmarktstraße und der verlängerten Erich-Köhn-Straße sowie die geplante Durchwegung des Areals von Kleinmesse und Trainingszentrum auf Höhe des Marktamtes. Doch damit sei ihre Begeisterung aber schon beendet, so Brackelmann, denn sie vermisst im Rahmenplan die Handschrift lokaler Akteure.
Zugleich fehlt ihr eine “ausreichende Einbettung in ein Gesamtnutzungskonzept für den öffentlichen Raum” zwischen Kaufland, Sportforum, Arena und Gondwanaland. “Wohin mit den avisierten 2.200 avisierten Parkplätzen”, lautet dabei eine ihrer Fragen.
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