Leipzig lädt zum Bürgerwettbewerb "Ideen für den Stadtverkehr". Im Südosten der Stadt haben Bürgerinitiativen mindestens zwei Ideen, wie der Autoverkehr hier geführt werden soll. Die Geister hat die Stadtplanung mit ihrem Projekt "Mittlerer Ring" einst selbst gerufen. Ein L-IZ-Gespräch mit Christian Jonas von der BI Mittlerer Ring Ost/Südost Stötteritz/Mölkau.

Der Mölkauer Christian Jonas lässt sich nicht unterkriegen. Weiter ist der ehemalige Leipziger Stadtrat davon überzeugt, dass der Mittlere Ring Südost in der so genannten Bahnvariante kommen wird.

Bisher habe es nur eine “erstmalige und einzige Vertagung” des Projekts durch den Stadtrat gegeben, sagt Jonas im Gespräch mit L-IZ. Das war 1995. In der aktuellen städtischen Broschüre “Mobilität 2020. Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum – Grundlagen für die Fortschreibung” liest sich das so: “Im Südosten wurden auf Grundlage des Stadtentwicklungsplans zwei Trassen untersucht, die planerisch offen gehalten werden.” Varianten geprüft – Entscheidung ausgesetzt, ist im beiliegenden Kartenwerk vermerkt.

Das kann man in der Tat so deuten, dass bei der nun anstehenden Fortschreibung der kommunalen Verkehrsplanung eine Entscheidung fallen kann oder soll – durch Tun oder Unterlassen.

“Bei der Olympiabewerbung unserer Stadt für das Jahr 2012 war die Bahnvariante die bevorzugte Trasse”, beschwört Jonas den Geist der fünf Ringe, der unter der hiesigen Bürgerschaft vor einigen Jahren so etwas wie Euphorie auslöste.Olympia findet in diesem Sommer bekanntermaßen in London statt. Auch deutscher Olympiabewerber dürfte Leipzig nicht mehr werden. Auf eine Wiederholung des vereinigungsbedingten Einmaleffekts der nationalen Vorauswahl von 2003 setzt im deutschen Sport wohl niemand mehr. Auch Spiele einer FIFA-Weltmeisterschaft der Herren mit Straßenbauzusatzmitteln des Bundes wird es am Elsterflutbecken so schnell nicht mehr geben.

“Wenn gegenwärtig die Finanzmittel für den Bau einer nachhaltigen Lösung nicht vorhanden sind, ist es allemal besser, das Vorhaben zeitlich herauszuschieben, als eine Notlösung ohne Zukunft mit ihrer städtebaulich zerstörerischen Wirkung in den betroffenen, intakten Wohngebieten sofort zu erzwingen”, anerkennt Jonas einerseits die städtische Finanzlage und hält andererseits an dem Projekt fest.

“Die Bündelung des Bahn- und Straßenverkehrs in einem Trassenkorridor stellt eine völlig neue Verkehrsorganisation für den Osten von Leipzig dar”, führt Jonas als Begründung für die Nachhaltigkeit der Bahnvariante an. Es entstünde ein “unterbrechungsfreier Verkehrsfluss in Zentrumsnähe” mit nur wenigen niveaugleichen Kreuzungen.
Die letzten einschlägigen Ratsdrucksachen benennen den folgenden Trassenverlauf zwischen dem Areal vor dem Völkerschlachtdenkmal und der Bahnunterführung am Bahnhof Paunsdorf im Zuge der Theodor-Heuss-Straße: Von der Richard-Lehmann-Straße verliefe die Bahnvariante demnach im Einschnitt Wilhelm-Külz-Park bis zur Prager Straße und von dieser abzweigend entlang der Güntzstraße über die Stötteritzer Straße. Danach würde die Trasse zwischen den Bahnanlagen und der Schönbachstraße über die Oststraße und weiter entlang des Güterrings bis zur Zweinaundorfer Straße und anschließend parallel zu den Bahnanlagen bis zur Watzdorfstraße geführt. Dabei würden die Theodor-Neubauer-Straße, die Zweenfurther Straße und die Cunnersdorfer Straße gequert. Anschließend schwenkte der Mittlere Ring auf die Geithainer Straße ein und verliefe weiter bis zur Paunsdorfer Straße/Theodor-Heuss-Straße.

Würde dieses Projekt realisiert, käme es augenscheinlich zu einer Verkehrsverlagerung aus den Gebieten um die Holzhäuser, Sommerfelder und Paunsdorfer Straße in Stötteritz und Mölkau. Doch nicht mehr intakt wären beispielsweise der Stünzer Park, viele Kleingärten und die Gewerbeflächen am Bahnhof Stötteritz zwischen Bahndamm und Schönbachstraße.

“Es wird unumgänglich sein, eine Trassenführung zu wählen, die ein Optimum zwischen ökologischer Belastung und verkehrstechnischen Erfordernissen darstellt”, spielt Jonas diesen Ball an die Verkehrsplaner.

Die bekommen vom Mölkauer an einer Stelle Lob. Auf Vorschlag der Bürgerinitiative Mittlerer Ring Ost/Südost Stötteritz/Mölkau, so Jonas, sei die Verkehrsführung im Quartier geändert worden, um den Lkw-Durchgangsverkehr aus Stötteritz und Mölkau fernzuhalten. Die Vorwegweiser weisen als Vorzugsstrecke zur A 14 konsequent die B2 aus. Die ist in der Tat als Prager Straße, Gerichtsweg und später dann als Maximilianallee vierspurig ausgebaut.

www.mittlerer-ring-leipzig-so.de

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