Leipziger Umweltpolitik ist ein wenig schizophren. Der Spaziergänger im Auenwald weiß es. Vor einem Jahr ließ die Sächsische Talsperrenverwaltung mit Zustimmung des Leipziger Umweltamtes rund 30 Hektar Baumbestand an den Leipziger Fließgewässern fällen, weil die Gefahr bestünde, der Auenwald dahinter könnte im Hochwasserfall geflutet werden. Jetzt wird wieder ein kleines Zipfelchen Auenwald geflutet.
Die jährliche, vierzehn Tage dauernde Flutung einer knapp 5 Hektar großen Fläche im südlichen Auwald (Naturschutzgebiet “Elster- und Pleißeauewald”) hat begonnen, teilt das Umweltamt am Mittwoch, 29. Februar, mit. Sie erfolgt im Rahmen eines 1993 vom Amt für Umweltschutz gestarteten Langzeitversuches, der wesentliche Erkenntnisse für die Bewässerung von Auenbereichen bringen soll. Getestet werden Veränderungen von Flora und Fauna, die infolge der regelmäßigen Flutung mittel- und langfristig auftreten. Darüber hinaus werden die hier gewonnenen Ergebnisse auch für vergleichbare Auenbereiche herangezogen.
Bisherige Untersuchungsergebnisse zeigen, dass sich die Flutungsfläche langfristig zu einem wasserschwertlilien- und erlenreichen Typ des Auwaldes entwickeln wird, der heute sehr selten ist. Die Fauna spezialisiert sich. In zunehmendem Maße wandern typische feuchtigkeitsliebende Tiere wie verschiedene Schnecken- und Käferarten ein, so das Umweltamt.
Die Überflutung wird durch das Schließen des Oberen Paußnitzsiels zum Elsterflutbett ausgelöst. Dadurch fließt das Wasser der Paußnitz zurück und flutet eine Grabensenke. Nach zwei Wochen wird das Siel wieder geöffnet. Das so gestaute Wasser aus der überschwemmten Fläche fließt dann wieder zurück in das Elsterflutbett. Das Projekt unterstützt die Ziele der Rio-Konferenz von 1992 zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt und ist wegen seiner Langjährigkeit bundesweit einmalig.
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