Gewünscht haben sie es sich alle, als sich 2005 die Visionen des Vereins Forum Thomanum e.V. konkretisierten. 2012 war als großes Jubiläumsjahr für Thomanerchor, Thomasschule und Thomaskirche anvisiert. Da wäre die Neueröffnung eines modernen Thomaner-Alumnats der Paukenschlag gewesen. Das klappt nicht ganz. Aber Richtfest konnte am Dienstag, 10. Januar, gefeiert werden.
Die Neubauteile stehen und auch der alte “Kasten” hat einen komplett neuen Dachaufbau. Das Haus ist regendicht, die Innenausbauten können beginnen. 2013 werden die Thomaner wieder einziehen können in den “Kasten”, der 1881 im Zusammenhang mit dem damaligen Neubau der Thomasschule an der Schreberstraße entstand. Die Schule wurde ein Opfer der Kriegsbomben. Seit 2000 ist die Thomasschule im sanierten Gebäude der ehemaligen IV. Bürgerschule in der Hillerschule zu Hause – wieder in engster Nachbarschaft zum Alumnat, das sich – trotz eines ersten Erweiterungsbaus Anfang der 1990er Jahre – als zu klein erwies. Die Nachfrage nach Plätzen im Thomanerchor ist ungebrochen. Die Ansprüche an eine zeitgerechte Unterbringung der Chorknaben sind freilich auch gewachsen.
2008 bekannte sich deshalb der Leipziger Stadtrat auch nicht nur zur Unterstützung des Projekts “forum thomanum”, sondern auch zu Investitionen in das 120 Jahre alte Wohngebäude der Thomaner und die Herstellung besserer Wohnbedingungen für die jungen Sänger. Schon im August, als der Stadtrat den Baubeschluss für das Alumnat fasste, war klar, dass der Zeitraum bis zum Jubiläum für alle Planungen, Ausschreibungen und das Bündeln der Investitionssummen knapp werden würde.”Wir wollten es so gern schaffen, 2012 fertig zu sein”, sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung am Dienstag bei seiner Rede zu Richtfest. Die er freilich nicht draußen auf der nassen Fußballwiese hielt, sondern drinnen im gläsernen Anbau, der auf der Seite zur Sebastian-Bach-Straße entstanden ist. “Wir sind hier zum ersten Mal im künftigen Probensaal”, freute sich Jung. Und freute sich auch über die Akustik, die schon ohne alle Technik trägt, obwohl der Saal gefüllt ist mit Gästen des Festes und die wesentlichen Installationen und auch der Fußboden noch fehlen. Heizung sowieso. Ein Warmluftgebläse säuselte vor sich hin, während die Thomaner zur Einstimmung ihr “Gloria” sangen.Logisch, dass nicht nur Burkhard Jung am liebsten gar nichts gesagt, sondern sich einfach nur noch mehr Musik gewünscht hätte. Die gab’s dann auch – nach den kurzen Reden. Während Burkhard Jung noch einmal in die (ungefähr) 800 Jahre Geschichte des Knabenchores reiste, erzählte Dr. Stefan Altner, Geschäftsführer des Thomanerchors, von den durchaus spannenden Monaten des Um- und Ausbaus. Den Nagel aber, den Michael Richter, Zimmerermeister der Kunert Dächer und Bau GmbH, als “letzten Nagel” in einem Stück Balken vorbereitet hatte, durfte dann der eigentliche Hausherr, der Alumnatsleiter Thoralf Schulze einschlagen.
Die Baukosten werden wohl – so Burkhard Jung – eingehalten. Das Budget ist bei 11,4 Millionen Euro gedeckelt. Die Fertigstellung ist für Dezember 2012 geplant. Danach erfolgt die Ausstattung des Gebäudes.
Der Rückzug des Thomanerchores in das Alumnat ist für die Winterferien 2013 geplant. Gleichzeitig wird die Kapazität des Alumnates auf 120 Plätze erweitert. Damit soll die Existenz des Thomanerchores auch langfristig gesichert werden.
Oberbürgermeister Burkhard Jung sieht im forum thomanum einen ganz wesentlichen Anschub für die Arbeit des Thomanerchors: “Mit dem im forum thomanum enthaltenen Campusgedanken kommen wir in eine neue Dimension der traditionsreichen Verbindung von Glauben, Singen und Lernen.”
Der Neubau wird nicht nur den neuen, lichten Probensaal beherbergen. Auch die Nutzung des Altbaus sowie des Anbaus aus den 1990er Jahren wird im Zuge der Baumaßnahmen verändert. So wird das erste bis dritte Obergeschoss des Altbaus ausschließlich Wohnbereich der Thomaner sein. Zusätzlich gibt es im Dachgeschoss zwei weitere Wohnbereiche.
Die Alumnen leben künftig in Zwei- und Dreibettzimmern. Jeder Wohnbereich besitzt einen Gemeinschaftsraum und die entsprechenden Sanitäreinheiten. Damit gehören die beengten Studierstuben, die Schlafsäle und der große Gemeinschaftswaschraum der Vergangenheit an.
Den Wettbewerb für das Alumnat hatte 2009 das Leipziger Büro Nieper und Partner gewonnen, das heute als Büro Eßmann Gärtner Nieper Architekten die Bauausführung betreut.
Bauherr ist das städtische Kulturamt, die Projektleitung liegt beim Hochbauamt. Insgesamt sind im Zuge der Baumaßnahme rund 50 europaweite Ausschreibungen vorgesehen. Bislang sind 22 Vergaben erfolgt. “Dank der Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Unternehmen konnten alle diese Aufträge an Firmen aus der Region vergeben werden”, so das Dezernat für Stadtentwicklung und Bau.
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