Leipzigs Linke fordert die provisorische Abdeckung des Dachstuhls des Hauses Jahnallee 61 zur Notsicherung. Zudem soll eine kurzfristige Dachsanierung aus städtischen Mitteln geprüft werden, so Stadtrat Siegfried Schlegel. Nach Medienberichten müht sich die Stadtverwaltung nach dem Brand in der Neujahrsnacht um eine Komplettsanierung des Hauses.
Die Leipziger Stadtverwaltung setzt nach einem Bericht von lvz-online.de auf die Komplettsanierung des Hauses Jahnallee 61. Der Dachstuhl des Gründerzeitbaus am Straßenbahnhof Angerbrücke war in der Neujahrsnacht von einem Brand zerstört worden.
“Die Linksfraktion geht davon aus, dass die Verwaltung die laufenden Gespräche mit der Bank bzw. mit dem Investor zur Rettung des Gebäudekomplexes Jahnallee 61 und Luppenstraße 26/28 nach dem Dachstuhlbrand intensiviert”, erklärte dazu Linken-Stadtrat Siegfried Schlegel.
Als Notsicherungsmaßnahme fordert der Stadtentwicklungsexperte eine “provisorische Abdeckung des Dachstuhls gegen Regenwasser”. Zusätzlich soll nach den Vorstellungen Schlegels eine Dachsanierung “eventuell durch kurzfristige Bereitstellung eines Zuschusses aus dem städtischen Gebäudesicherungsprogramm geprüft werden”.
Diesen Zuschuss könne der künftige Grundstückseigner später zurückzahlen, so Schlegel weiter. Wie L-IZ am Montag bei der Enthüllung einer Erinnerungstafel für den im KZ Buchenwald 1944 umgekommenen Kommunisten Erich Köhn erfuhr, ist die Versteigerung des Gebäudekomplexes für den 10. Februar 2012 vorgesehen.
Doch selbst wenn im Februar die Versteigerung zum Erfolg führt, würden sich Verkauf und Eigentumsübergang mit Grundbucheintragung noch über Monate hinziehen, begründet Schlegel die Dringlichkeit seines Vorstoßes.
Die Leipziger Stadtverwaltung hat sich zwischenzeitlich zur Komplettsanierung des Gebäudeensembles bekannt. Das sei die “einzige Möglichkeit, das Gebäudeensemble zu retten”, sagte Heike Hellkötter, Leiterin des Amtes für Bauaufsicht und Denkmalpflege, am Dienstag zu LVZ-Online.
Die Leipziger Stadtverwaltung reagiert damit indirekt auf die Petition einer Initiativgruppe, die Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) am Montagmorgen per E-Mail erreichte. Die Gruppe erwartet vom Stadtoberhaupt, “alles in Ihren Kräften stehende zu tun, dieses für unsere Stadt und ihr internationales Ansehen so wertvolle historische Gebäude zu erhalten”, so der Historiker und Linken-Stadtchef Dr. Volker Külow.
Als Anti-Kriegsdenkmal solle die Stadt Leipzig das Gebäude für künftige Generationen erhalten, fordert die deutsch-amerikanische Bürgerinitiative. Der Gruppe gehören beispielsweise die Bowman-Nichte Joan Frost, der US-Veteran und Befreier Leipzigs Lehman Riggs, der Ingenieur Jon Overholt aus Cookeville, Tennessee, sowie der Leipziger Kabarettist Meigl Hoffmann an.
“Bei der Befreiung Leipzigs ist Raymond J. Bowman als letzter amerikanischer Soldat durch Heckenschützen zu Tode gekommen”, mahnt auch Siegfried Schlegel. Diese Szene hielt der weltberühmte Fotograf Robert Capa bildlich fest (L-IZ berichtete erstmals am 27. Oktober 2011).
Das Schreiben von Jon Overholt im englischen Original:
“Mr. Jung,
I am writing you on behalf of a joint US-German initiative group that has recently formed focusing on the issue of saving apartment building Jahnallee 61. As you know, this was the place where “Last man to die” a world famous symbol of the end of Wordl War II in Europe was photographed by Robert Capa. The photo series documents the death of a young US machine gunner killed on a balcony of the above mentioned apartment building while his 1st battalion of the 2nd infantry regiment’s 23rd regiment was approaching the Elster flood canal and the Zeppelin bridge in the early afternoon of April 18, 1945. To our knowledge, our group consisting of historians, scientists, journalists, photographers, engineers, and politicians was the first in succeeding in giving this soldier his name back. His name is Private First Class Raymond J. Bowman, born April 2, 1924. Raymond lost his life while aiding his unit in the liberation of your city. Several other details have been published in your local newspaper Leipziger Volkszeitung over the last weeks.
In my hometown of Cookeville, Tennessee, I go to church with the 91 year old veteran who was Raymond Bowman’s comrade at that time. His name is Lehman Riggs. Both soldiers were handling the same heavy machine gun on that balcony. Lehman is the soldier who can be seen taking over the machine gun in the Capa photos.
I have been privileged over the past two weeks to speak with Lehman about the events of April 18, 1945 in Leipzig. As he has been sharing with me, I have been passing the information on to my German colleagues. Within the last week, I have been able to make contact with the family of Raymond Bowman as well.
Today, I recieved the news about a fire in the roof of the above mentioned apartment building that happened on New Year’s day. This is why the initiative group and I are sending you this urgent petition asking you to try everything you and the City of Leipzig can in order to prevent the demolition of the building. The most urgent action appears to be some method of reconstructing the building’s roof so that it can endure the upcoming winter.
Yours sincerely,
Jon Overholt, Cookeville, TN, USA
The following people believe that the city of Leipzig should save this important building for the sake of future generations as a memorial against war. Due to the Capa photos, I think it is a unique opportunity and a responsibility we have for the future generations to preserve the truth of history especially how it can benefit our children and their children.
Lehman Riggs, US veteran, Cookeville, TN
Joan Frost, Raymond Bowman’s niece
Brent McClearen, Engineer, Cookeville, TN
Jon Overholt, Engineer, Cookeville, TN
Jürgen Möller, Military Historian, Lauda-Königshofen
Dr. Volker Külow, Politician, Leipzig
Christoph Kaufmann, Photo Librarian, Leipzig
Meigl Hoffmann, Comedian, Leipzig
Andreas Tümmler, Journalist, Leipzig
Andreas Rometsch, Journalist, Leipzig
Dr. Ulf-Dietrich Braumann, Scientist, Leipzig
Thomas Pantke, Photographer, Leipzig”
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