Seit Leipzig vor einem Jahr den „Klimanotstand“ ausgerufen hat, gibt es immer wieder Diskussionen über konkrete Maßnahmen. Ein Thema ist dabei die Energieversorgung der Zukunft. Mit einem Antrag zur Wasserstoffnutzung konnte die Linksfraktion im Stadtrat nun eine Mehrheit finden. Kritik gab es allerdings von den Grünen, die sofort und nicht erst mittelfristig auf klimaneutralen Wasserstoff setzen wollten.

Leipzig möchte sich in den kommenden Jahren als Wasserstoffstadt „profilieren“. Das hat der Stadtrat am Mittwoch, den 7. Oktober, auf Antrag der Linksfraktion einstimmig beschlossen. Um das zu erreichen, soll die Stadt mit Wirtschaft und Wissenschaft zusammenarbeiten. Zudem soll Leipzig dem regional ansässigen „Hypos“-Verein beitreten. Ziel des Vereins ist es, seine Mitglieder bei der Entwicklung von Wasserstoffwirtschaft und -infrastruktur zu unterstützen.

Die Linkspolitikerin Olga Naumov verwies in der Debatte im Stadtrat darauf, dass Unternehmen und Forschungseinrichtungen gezielt Konsortien für Großprojekte bilden und dadurch besser Fördergeld akquirieren könnten. „Leipzig soll ein Leuchtturm der Wasserstoffwirtschaft sein“, wünscht sich Naumov. Zudem könne man neue Arbeitsplätze schaffen und dafür sorgen, dass hochqualifiziertes Personal nicht zu großen Unternehmen außerhalb der Region geht.

Andreas Schultz aus der CDU-Fraktion freute sich über diesen Antrag, verwies jedoch auf die Bezahlbarkeit, die der Stadt „zu schaffen mache“. Einig war man sich im Stadtrat, dass der durch erneuerbare Energien erzeugte grüne Wasserstoff die beste Variante wäre. Doch auf dem Weg dahin müsse man Kompromisse eingehen, betonte unter anderem Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Anlass für diesen Hinweis war ein Änderungsantrag der Grünen-Fraktion, die bemängelte, dass die Klimaneutralität vernachlässigt werde.

Grauer, blauer und türkiser Wasserstoff basieren auf fossilen Brennstoffen, so das Argument der Grünen im Änderungsantrag. „Die einzig legitime Technik wäre neben dem grünen Wasserstoff der türkise Wasserstoff, bei dem CO2 als feste Materie übrig bleibt und der Kohlenstoff dauerhaft nicht verbrannt, sondern umgenutzt wird“, ergänzte Grünen-Stadträtin Sophia Kraft in der Ratsversammlung. Ihre Fraktion wollte sich per Änderungsantrag auf den Wasserstoff beschränken, dessen Farbe mit dem Parteinamen identisch ist.

Doch die große Mehrheit des Stadtrates stimmte gegen diesen Wunsch. Für den eigentlichen Antrag beziehungsweise die Ergänzung mit dem „Hypos“-Verein durch die Verwaltung stimmten dann alle Mitglieder des Stadtrates – auch die Grünen.

Ob grau, ob blau, ob rein – Aus Wasserstoff kann die Energiewende sein

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